Bildbände: Von Kunst, Propaganda über Voyeure bis hin zu einer Spinne
Bildbände sind Zeitdokumente, ästhetische Highlights, Inspirationsquellen – und ein mögliches Weihnachtsgeschenk. Zehn Empfehlungen.
Ai Weiwei ist Chinas bekanntester Regimekritiker – und Sohn des Dichters Ai Qing, der einst in ein Umerziehungslager gesteckt wurde. Ai Weiweis Autobiografie, bei Penguin erschienen, erzählt die Geschichte von Vater und Sohn in großer Detailgenauigkeit – und gibt dabei Einblicke in Chinas tief wurzelnde Obsession mit der Überwachung seiner Bürger.
47 Erzählungen um die berühmtesten Geschichten der griechischen Mythologie – von der Legende des Prometheus über die Argonautensage, die zwölf Aufgaben des Herakles, die Sagen Trojas bis hin zu Homers Odyssee. Diese tiefgründigen wie spannenden Dramen werden von Bildern und Illustrationen bekannter Künstler begleitet. Erschienen bei Taschen.
Was das nach unten zeigende schwarze Dreieck, das oft auf Hauswänden zu finden ist, genau bedeutet – darüber schweigt sich Fotograf Peter Schreiner aus. Seine Dokumentation „The Black Triangle“, bei Fotohof erschienen, nimmt das Publikum jedenfalls mit auf eine rätselhafte psychogeografische Erkundungstour, die ermuntert, Alltägliches neu zu sehen.
Nach dem viel zu frühen Tod der Sängerin Amy Winehouse (sie starb 2011 und wurde nur 27) werden in unregelmäßig-regelmäßigen Abständen Nachbetrachtungen ihrer kurzen, aber steilen Karriere veröffentlicht. Das bei Prestel erschienene Buch hat zwar keine großen Neuheiten zu bieten, aber die Porträts und Beiträge von Freunden wie Ronnie Spector und Carl Barât sind Kaufanreize.
Alles super! Kein Grund zur Sorge! Schuld ist der böse Westen! Damit das auch alle brav glauben, lässt die chinesische Regierung gezielt Falschinformationen verbreiten. Heute verstärkt übers Internet, früher via Plakate. Ziel war und ist es, dem chinesischen Volk moralisch korrektes Verhalten zu demonstrieren. Ein Buch voller (bunter) Propaganda – erschienen bei Taschen.
In einer Zeit, als die Modefotografie noch in den Kinderschuhen steckte, setzten Designer auf die Illustrationen von René Gruau (2004). Der Name des Modezeichners ist untrennbar mit den Häusern Dior, Balenciaga und Givenchy verbunden. Deren Entwürfe setze der Italiener für Kampagnen um. Der Bildband (Prestel) dokumentiert Gruaus Werk und Einfluss.
Non-Fungible Tokens (NFTs) mischten 2021 die Kunst- und Finanzbranche auf. „Proof of Art“, als Katalog zur gleichnamigen Schau im Francisco Carolinum Linz bei Distanz erschienen, verdeutlicht, dass das Phänomen der digitalen Echtheitszertifikate eine längere Vorgeschichte hat, und bietet neben Insiderwissen gute Einblicke in die digitale Kunstwelt an.
Opulent bebildert, über 420 Seiten stark und drei Kilogramm schwer. Es ist ein beeindruckender Ziegel, den Taschen vorgelegt hat. Zwischen den zwei Buchdeckeln liegt das Lebenswerk des deutschen Modefotografen Helmut Newton (gestorben 2004), der sich als „professioneller Voyeur“ gesehen hat. Dieser Band ist eine weitere Annäherung an das Werk Newtons.
Die Verhüllung des Pariser Triumphbogens im September war einer der bleibenden Kunstmomente des Jahres 2021 – und die posthume Erfüllung des Lebenstraumes von Christo (1935 – 2020) und Jeanne-Claude (1935 – 2009). Das bei Taschen erschienene Buch dokumentiert das Projekt von den Anfängen bis zur Ausführung – ein ideales Souvenir.
Auf 698 (!) Seiten wird die Erfolgsgeschichte des sich auf Fäden durch New York schwingenden Heldens erzählt. Ein kulturgeschichtlicher Essay des Marvel-Redakteurs Ralph Macchio, seltene Fotografien ergeben fünf Kilogramm Vergnügen. Der Ziegel (Taschen) erscheint natürlich nicht zu fällig zum derzeit in den Kinos laufenden Spider-Man-Blockbuster.
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