Kritik

"And Just Like That": Komplizierte neue Welt

Das Revival von „Sex and the City“ ist diese Woche ins Finale gegangen. Aber ist die Fortsetzung der Kultserie geglückt?

Es war wohl eines der am meisten erwarteten Serien-Comebacks der jüngeren Vergangenheit: Mehr als 15 Jahre nach der letzten Staffel von „Sex and the City“ kehrten Carrie (Sarah Jessica Parker), Charlotte (Kristin Davis) und Miranda (Cynthia Nixon) wieder auf die Bildschirme zurück (Samantha-Darstellerin Kim Cattrall verzichtete).

Überschattet wurde die Wiedersehensfreude nach dem Auftakt, als Schauspieler Chris Noth mit Missbrauchsvorwürfen konfrontiert wurde (er wies diese zurück). Nachträglich wurde er deshalb aus dem Finale von „And Just Like That ...“ gestrichen. Dieses ist nun on air gegangen. Ob es eine weitere Staffel geben wird, ist noch nicht bekannt. Genügend Stoff gäbe es – und auch genügend zu verbessern.

So revolutionär die Originalserie in den 90ern mit ihrer offenen Thematisierung von Sexualität für viele war, so wurde sie doch immer wieder wegen mangelnder Diversität kritisiert. Es war klar, dass „Sex and the City“ sich ändern müsste, wenn Carrie, Miranda und Charlotte schadlos in der Gegenwart ankommen wollten. Serienschöpfer Michael Patrick King und die Autoren waren sich dessen zweifellos bewusst und haben neue Charaktere eingeführt: die „queere, nicht-binäre mexikanisch-irische Diva“ Che Diaz (Sara Ramirez), die schwarze Uniprofessorin Nya Wallace (Karen Pittmann), die indischstämmige Maklerin Seema (Sarita Choudhury) oder die reiche Schwarze Mutter Lisa (Nicole Ari Parker), die sonst leider kaum Eigenschaften hat.

Mit Ausnahme von Che durften die Neuzugänge jedoch nur wenig zur Handlung beitragen und schienen in erster Linie für die persönliche Weiterentwicklung des Stammpersonals da zu sein. Beinahe hatte man das Gefühl, man sei in einem Guide für all jene gelandet, die gedanklich noch in der Zeit feststecken, als die ersten Folgen von „Sex and the City“ ausgestrahlt wurden. Die Protagonisten steuerten zielsicher auf jedes sich bietende Fettnäpfchen zu, als wollte man den Zuseherinnen und Zusehern sagen: Nicht so schlimm, wenn ihr Fehler macht, Miranda & Co tun sich auch schwer mit dieser komplizierten, neuen Welt.

©Die Verwendung ist nur bei redaktioneller Berichterstattung im Rahmen einer Programmank?ndigung ab 2 Monate vor der ersten Auss/Warner/Craig Blankenhorn

Viele Themen wurden angeschnitten und dann wieder fallen gelassen. Mirandas Alkoholproblem etwa hätte Anlass für eine tiefergehende Betrachtung geboten. Stattdessen verschwand die Angelegenheit mitten in der Staffel. Nachdem ihre Freundin Charlotte sie darauf angesprochen hatte, hörte Miranda einfach auf zu trinken. So einfach geht das nämlich.

Die angekündigte Beleuchtung des Lebens jenseits der 50 lässt einen etwas ratlos zurück. Es wird von Hörgeräten und Darmspiegelungsterminen gesprochen, aber etwas Substantielles nimmt man nicht mit. Klar wird nur: Es ist alles sehr beschwerlich.

Bei all der Kritik ist es natürlich immer noch unterhaltsam, die Freundinnen zu sehen. Sollte die Serie weitergehen, dann bräuchte es jedoch dringend mehr Platz für Nya, Seema und Lisa, die sträflich ignoriert wurden. Schade ist zudem, dass das oberste Lebensziel auch in der Fortsetzung darin zu bestehen scheint, in einer fixen Beziehung zu sein. Zufriedene Singles gibt es nicht. Und es wäre zu wünschen, dass die Freundinnen auch wieder Spaß haben dürfen – und das Leben über 50 nicht zwangsläufig ein Problemfall sein muss.

Nina Oberbucher

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