Wärme zum Wohlfühlen: Warum Kachelöfen im Trend sind

Kachelöfen boomen, auch weil Brennholz günstig und umweltfreundlich ist.

Wer selber einen hat, der weiß: Ein Kachelofen ist Lebensqualität. Die Wärme, die von einem derartigen Ofen ausgeht, ist etwas ganz Besonderes. In vielen Burgen, Schlössern, Palais, Klöstern, aber auch in alten Bauernhöfen finden sich Kachelöfen mit jahrhundertealter Geschichte.

Und diese Tradition wird weiter gelebt. Derzeit ist ein regelrechter Boom zu beobachten.  Wen man sich einen Kachelofen anschaffen will, sollte man also bereits jetzt mit der Planung beginnen. „Die Nachfrage war schon länger gut, aber in der Zeit der Corona-Pandemie ist sie um 30 Prozent gestiegen“, erklärt Thomas Schiffert, Geschäftsführer Österreichischer Kachelofenverband. Durch die aktuelle Gas- bzw. Energiekrise ist die Nachfrage noch einmal um mindestens 50 Prozent explodiert.

Ein wichtiger Aspekt ist hier natürlich der Preis. "Brennholz ist verglichen mit anderen Heizsystemen immer noch am günstigsten", sagt Schiffert. Ein weiterer Punkt ist das Thema Blackout, Stichwort: Vorsorge. „Ein Kachelofen ist eigentlich das einzige ernst zu nehmende Heizgerät, das völlig ohne Strom funktioniert.“ 

Strahlungswärme

Doch was zeichnet einen Kachelofen aus? Warum wird er als so angenehm empfunden? Die Wärme entsteht überwiegend durch milde, lang anhaltende, behagliche Strahlungswärme und nicht durch Konvektion. Bei Konvektion wird die Luft erhitzt. Beim Kachelofen wird der Körper direkt erwärmt. „Vom Prinzip her ist das so ähnlich, wie es die Sonne macht“, sagt Schiffert.

Romantik pur: Der Platz am Kachelofen ist heiß begehrt und so gemütlich

©Öst. Kachelofenverband/Brunner

"Studien belegen, dass diese Form der Wärmeübertragung auch viele gesundheitliche Vorteile hat. So ist der Mensch in einem Kachelofenklima belastbarer und man kann besser entspannen."  Bei einem Kachelofen könne man die Lufttemperatur niedriger halten als bei einem Heizkörper, bei gleichem Wärmeempfinden. „Durch die Strahlungswärme muss man die Luft nicht so warm machen, und das ist viel angenehmer für den menschlichen Körper. Auch die (relative) Luftfeuchtigkeit im Wohnraum wird erhöht.“  

Ein weiter Nachteil von Konvektion – sie bewirkt Staubaufwirbelung. Diesen Staub atmet man  ein und das fühlt sich dann wie trockene Luft an. Das ist beim Kachelofen weit weniger der Fall. Daher ist er auch für Allergiker ein Thema.   

Eine Tonne Speichermasse

Wie funktioniert eigentlich ein Kachelofen? Das Geheimnis ist die große Speichermasse, die so ein Ofen hat.  In der Regel ist das eine Tonne und mehr, ein Großteil davon Schamottsteine. Diese nehmen die freigesetzte Energie rasch auf und geben sie langsam und sehr gleichmäßig über mehrere Stunden  ab. „Die Energie wird in einer Stunde, beim Einheizen, freigesetzt und über mindestens 12 Stunden abgegeben.“ 

Apropos Einheizen, der Fachmann erklärt, wie man es richtig macht: „Das Brennholz wird kreuzweise in den Brennraum geschlichtet. Darauf kommt dünnes Anzündholz und eine  Anzündhilfe, am besten aus natürlichen Materialien. Also ganz wichtig, das Holz wird oben angezündet.“ Da die Verbrennungsgase so durch 
die heiße Flamme strömen müssen, ist die Verbrennung auf diese Weise besonders umweltfreundlich.

„Gutes Feuer brennt  wie Chili, von oben nach unten“, sagt Schiffert. Prinzipiell kann in einem Kachelofen jede Art von natürlichem Holz verbrannt werden. „Entscheidend ist, dass es ausreichend trocken ist, also einen Wassergehalt von maximal 20 Prozent aufweist.“ Zu beachten bei Holz ist weiters, dass Hartholz wie etwa Buche eine deutlich höhere Dichte aufweist als Fichte.

„Entscheidend für die Wärme ist, dass die gleiche Masse (in kg) aufgelegt wird. Dies bedeutet z. B.  mehr Scheite bei Fichte als bei Buche. Am besten wiegen Sie es einmal auf einer Waage ab.“ Auch Holzbriketts sind kein Problem. Man kann dann sogar etwas weniger Gewicht verwenden, weil sie trockener sind als reines Holz. Den Ofen sollte man dann abschließen, wenn nur noch kurze blaue Flammen sichtbar sind. „Das ist in der Regel nach ca. einer Stunde Brennzeit der Fall“, erklärt der Techniker.  

Einheizen und fertig

Es gibt mittlerweile Systeme, die die Luftzufuhr automatisch abschließen. „Man heizt ein und schließt die Tür. Den Rest erledigt der Ofen selbst.  Die Luft kommt heute in der Regel nicht mehr über das Türl hinein, es gibt eine eigene Luftzufuhr. Im Ofen sind Sensoren eingebaut, die erkennen, wann die Verbrennung dem Ende zugeht, sie schließen dann selbsttätig die Verbrennung ab.“ Der Vorteil: Man kann nach dem Einheizen das Haus verlassen und muss nicht warten. Auch  alte Kachelöfen können nachgerüstet werden. „Die Technik steckt dann in der Tür“, so Schiffert. 

 

Eine immer beliebter werdende Form des Kachelofens ist der Kachelherd. Diese „Kachelöfen zum Kochen“ haben ganz verschiedene Funktionalitäten. „Ein Durchheizherd etwa wird in der Küche befeuert und als Herd benutzt. Er hat aber eine Umschaltklappe, mit der die Wärme in den Speicherteil  – ein Kachelofen ohne Brennraum – umgeleitet wird und als Heizung dient. Es gibt heute viele Spitzenköche, die auf Kachelherde schwören“, so Schiffert.

Kachelherde werden immer beliebter

©Lisalux

Grundsätzlich kann man einen Kachelofen überall hinbauen. Zu beachten ist  das Vorhandensein eines geeigneten, funktionsfähigen Rauchfangs, die ausreichende statische Belastbarkeit des Bodens und  die Sicherstellung von ausreichend Verbrennungsluft. Ein Kachelofen muss heute wie jeder andere Ofen, Herd oder Kessel strenge gesetzliche Anforderungen an den Umweltschutz – Stichwort Feinstaub – und an die Energieeffizienz erfüllen. Dies stellt der Hafner (Ofenbauer) durch eine eigene technische Berechnung sicher. „Kachelöfen sind heute mit dem österreichischen Umweltzeichen für Holzheizungen ausgestattet“, weist Schiffert auch auf die Umweltfreundlichkeit dieser Heizform hin.

 „Heute ist es sogar durchaus üblich, dass ganze Wohnungen mit einem Kachelofen beheizt werden können.“ www.kachelofenverband.at

Oliver Scheiber

Über Oliver Scheiber

Geboren im Salzburger Pinzgau hat es mich zwecks Studium nach Wien verschlagen. Seit 2004 beim Kurier, zuerst in der Chronik als Producer und Gerichtsberichterstatter tätig, später Chef vom Dienst. Seit 2016 im Ressort Thema, seit September 2020 Ressortleiter.

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