Diese Samen muss man jetzt aussäen, wenn man im Sommer ernten will

Ab in die Schale. Selbst Melanzani und Paradeiser lassen sich auf dem Balkon anbauen. Ein Gärtner gibt Tipps für die perfekte Aussaat.

Platz ist in der kleinsten Hütte - und auch auf dem kleinsten Balkon. Ein paar Kräutertöpfe passen an jedes Balkongeländer – und auch Tomaten, Melanzani und Paprika lassen sich im Topf anbauen. Was man dabei beachten muss, weiß Bernd Kajtan von der Arche Noah, die am Samstag ein Saatgutfestvial veranstaltet (siehe Infokasten): „Ein Topf, der mindestens 20 Liter fasst, reicht, um Fruchtgemüse anzubauen“, sagt er. Für Radieschen und Salat kann der Topf oder das Balkonkisterl auch kleiner sein.

„Vieles kann man selbst aus Samen ziehen, manchmal sind die Pflanzen dann sogar viel ertragreicher“, weiß Kajtna. Sein Lieblingsbeispiel ist der Basilikum. „Die Töpfe, die im Supermarkt verkauft werden, sind meistens schnell in der Wärme gewachsen, sodass sie die Fähigkeit, nach einem Rückschnitt wieder auszutreiben, verloren haben.“ 

Doch bis man das mediterrane Kraut ansät, dauert es noch – denn die Kräuter, die zur italienischen Küche gehören wie Pizza oder Pasta, brauchen es warm.

Saatgutfestival

Arche Noah: Der  Verein  hat es sich zum Ziel gemacht, vom Aussterben bedrohte Pflanzenarten zu erhalten  

Saatgutfestival: Lokale und wenig bekannte Samensorten können beim Festival erstanden werden. Es gibt Vorträge, etwa über Bio-Balkongärten.  
Ort: 12., Wien: VHS Meidling, Längenfeldgasse  13–15. 
Samstag, 25. Februar, 10 bis 17 h, Eintritt: 5 Euro.  www.arche-noah/saatgutfestival

Pikieren oder ins Kisterl

„Wer selber Kräuter oder Gemüsepflanzen aussäen möchte, der kann das auf zwei Arten tun“, sagt Kajtna: „Zum einen kann man viele Samen in eine flache Saatschale säen. Sobald die Saatkörner gekeimt haben und zwei Keimblätter zu sehen sind, werden sie pikiert und in größere Töpfe umgesetzt.“ Der Vorteil dieser Methode: Man braucht wenig Platz – gut für alle, die eine Wohnung zur Aufzucht haben. „Manche Samen, wie etwa die von Radieschen, sät man aber am besten direkt in Blumenkistchen aus.“

Die würzigen Knollen kann man jetzt in das Balkonkisterl setzen. „Selbst ein wenig Frost macht ihnen nichts aus“, sagt der Experte. Schneller und einfacher geht es, wenn man bis März wartet. „Denn Radieschen brauchen wie alle Pflanzen ausreichend Licht zum Wachsen, auch wenn sie nicht so viel Sonne brauchen wie andere. Das Fensterbankerl ist jedenfalls zu wenig“, stellt er fest. Wichtig bei den Radieschen: Die Samen nur leicht mit Erde bedecken. Und noch einen Tipp hat er parat, der lapidar klingt, aber oft nicht beachtet wird: „Auf den Packungen steht genau, wie welches Korn behandelt werden will.“

Auch Salatpflanzen kann man jetzt vorziehen, um sie später zu pikieren und in Töpfe oder Kisterln zu setzen. „Salat mag es nicht zu heiß – 15 Grad sind optimal. Selbst Frost verträgt er in der Regel, weshalb man ihn getrost jetzt rausstellen kann.“ Liebhabern von Fruchtgemüse wie Paradeiser oder Melanzani rät der Experte, mit der Aussaat noch etwas zu warten: „Wer zu früh beginnt, läuft Gefahr, dass die Keimlinge lang und dünn werden – und nicht die Kraft haben, die sie brauchen.“ Nur die Paprika kommt bei ihm bald ins Kisterl: „Die Saat braucht sehr lange, bis sie keimt. Weil Paprika viel Wärme benötigt, stelle ich die Saatschale auf die Heizung.“

Geduld brauchen hingegen Tomatenfreunde: Die Körner werden erst Ende März, Anfang April ausgesät, damit die Setzlinge im Mai ausgesetzt werden können.

Kräuter für die Pasta

Keine Paradeiser ohne Basilikum: Auch er kommt bei Kajtna erst im April in die Erde. „Denn sowohl Saatgut als auch Pflanze mögen es so richtig warm und sonnig.“ Wie am Mittelmeer eben. Wichtig: Basilikum ist fast ein Lichtkeimer und wird deshalb nur ganz leicht in die Erde gedrückt, aber nicht vergraben. Expertentipp: „Legen Sie während des Keimens eine Plastikfolie oder Glasscheibe über den Topf, um so das Austrocknen zu verhindern. Gleichzeitig sollten die Keimlinge nicht ertränkt werden.“ Die Basilikumsamen mögen es kuschelig eng: „Jedes Korn entwickelt sich zu einem Stängel“, gibt der Gartenprofi zu bedenken. Das, was Sie im Supermarkt kaufen, ist also aus vielen Samen gezogen worden. Basilikum ist eine Prinzessin und mag keinen Frost: Wenn das Thermometer weniger als 5 Grad anzeigt, muss man den Topf in die Wohnung bringen. Im Mai, spätestens Juni, darf man erstmals die Schere holen und die aromatischen Kräuter ernten.

Für die Anzucht nimmt Kajtna übrigens – wie fast alle Profis – Ansaaterde: „Sie hat weniger Nährstoffe. Erst wenn ich die Samen umtopfe, verwende ich Blumenerde.“

Ute Brühl

Über Ute Brühl

Meist schreibe ich über so ernste Dinge wie Schule und Wissenschaft. Daneben widme ich mich immer wieder den schönen und heiteren Dinge des Lebens - dem guten Essen oder dem Gärtnern zum Beispiel.

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