Trump und seine Frau sehen auf einem Teppich vor einer mit Fliesen gekachelten Stufe. Der Türbogen im Hintergrund und die Mauer wirken spanisch-maurisch

Mar-a-Lago: Wie ein Wiener Donald Trumps Goldpalast prägte

Weniger Jackie Kennedy, mehr Mar-a-Lago wollte Donald Trump fürs Weiße Haus. Seinen Luxussitz hat der Wiener Joseph Urban gestaltet.

Donald Trump will nicht nur die Welt im Großen auf den Kopf stellen, sondern auch seine unmittelbare Umgebung. Genauer gesagt: den Rosengarten vor dem Oval Office, der nach einem Konzept von First Lady Jacqueline Kennedy gestaltet wurde.

Laut der New York Times ließ Trump kürzlich durchblicken, dass ihm das Grün vor dem Weißen Haus nicht mehr zusagt. Stattdessen schwebt ihm ein harter Belag vor, ganz im Stil seiner Luxusresidenz Mar-a-Lago in Florida. Designer sollen bereits Pläne geliefert haben, um diesen Ort nach seinem Geschmack zu "verschönern".

Doch damit nicht genug: Heimlich kramte Trump eine alte Idee wieder hervor – eine, die er bereits Obamas Beratern hatte schmackhaft machen wollen. Sein Wunsch: ein Ballsaal im Weißen Haus, "so wie ich ihn in Mar-a-Lago habe". Kostenpunkt: rund 100 Millionen Dollar. Ein prunkvolles Interieur, wie es Trump gefällt, ist eben teuer.

Joseph Urban baute Mar-a-Lago

Mar-a-Lago in Florida war schon immer eine Adresse für Reichtum und Exklusivität. Kein Wunder also, dass ein Bühnenbildner maßgeblich am Bau beteiligt war: der Wiener Joseph Urban (1872–1933).

Laut einigen Quellen war er für die Inneneinrichtung und die Außendekoration verantwortlich. Die Fachpresse seiner Zeit bezeichnete ihn als Architekten des Anwesens. Mar-a-Lago kombiniert mehrere Stilrichtungen – orientalisch, spanisch und mitteleuropäisch – in opulenter Form. Die Süddeutsche beschrieb es als "Märchenschloss im Alhambra-Stil".

Ein schlossähnliches Anwesen auf grüner Wiese mit Turm und Palmen rundherum

Das riesige Anwesen Mar-a-Lago in Palm Beach, Florida 

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Der studierte Architekt Urban hatte in Wien unter anderem das Kabarett "Die Hölle" entworfen, berühmt für seine mythologischen und teuflischen Gestalten. Auch der Rathauskeller mit seinen gewölbten Decken und Ornamenten trägt seine Handschrift. Trotz seines Erfolgs musste Urban Kritik aus der Fachwelt einstecken. Archtitekt Adolf Loos schmähte sein Stilgemisch laut Architektenlexikon als "altes deutsches Renaissance-Gschnas", während Schriftsteller Hermann Bahr spöttisch von einer "falschen Secession" sprach.

Vor Florida in Wien mit Steckbrief gesucht

Urban emigrierte 1911 in die USA – nicht ganz freiwillig. In Wien hatte er wegen seines Lebensstils hohe Schulden angehäuft und wurde ein Jahr später wegen fahrlässiger Krida steckbrieflich gesucht. In den USA trat er zunächst ein Engagement als Chefbühnenbildner an der Bostoner Oper an, wechselte dann an die Metropolitan Opera in New York. Ab 1922 leitete er zwei Jahre lang eine Zweigstelle der Wiener Werkstätte in New York – allerdings ohne großen Erfolg.

Ein altes Porträtbild: ein stattlicher Mann im Dreiteiler

Joseph Urban,  ein Auswanderer aus Wien, hat den Stilmix in Mar-a-Lago entworfen. 

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Mar-a-Lago begann nicht als politischer Schauplatz, sondern als Lebenstraum einer der reichsten Frauen ihrer Zeit: Marjorie Merriweather Post, Erbin eines Frühstücksflocken-Imperiums. In den 1920er-Jahren suchte sie nach dem perfekten Fleckchen zwischen Atlantik und Lake Worth, taufte es poetisch "Mar-a-Lago" ("vom Meer zum See") und baute dort ihr opulentes Anwesen. 

Vier Jahre und unzählige Arbeitsstunden später, stand 1927 ihr Prunkpalast in Palm Beach: 35.000 Quadratmeter purer Luxus, davon 10.000 allein für die Wohnfläche. Die Baukosten beliefen sich auf sieben Millionen Dollar, was heute 123 Millionen Dollar entsprechen würde.

"Gold ist leichter zu putzen"

"Ich bin nicht die reichste Frau der Welt. Es gibt andere, denen es besser geht als mir", zitierte die New York Times Post in ihrem Nachruf von 1973. "Der einzige Unterschied ist, dass ich mehr aus meinem Vermögen mache. Ich setze es ein." Post wollte dabei nur das Beste – und das aus praktischen Gründen: "Gold ist leichter zu putzen", soll sie über die Inneneinrichtung zu Joseph Urban gesagt haben.

Für die Außendekoration engagierte Urban wiederum den Wiener Bildhauer Franz Barwig, der das Anwesen mit Tierfiguren schmückte; ein kurioses Ensemble aus Papageien, Affen, Widderköpfen oder Adlern.

36.000 Stück spanische Fliesen kamen in die USA

Für den Bau wurden Materialien aus aller Welt herangekarrt – und das nicht zu knapp. Besonders auffällig: der Doria-Kalkstein aus Genua. Gleich drei Schiffsladungen dieses fossilienreichen Gesteins wurden verbaut. Dazu kamen rund 20.000 Dachziegel und 2.200 schwarz-weiße Marmorbodenblöcke, die aus einem Schloss auf Kuba stammen. Und dann sind da noch die spanischen Fliesen: insgesamt fast 36.000 Stück aus dem 15. Jahrhundert.

Der Innenhof Mar-a-Lagos mit Liegen, Palmen und Pool

Ein Pool darf natürlich beim "Märchenschloss im Alhambra-Stil" (Süddeutsche) auch nicht fehlen.

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In den 1960er-Jahren dachte Post darüber nach, was aus ihrem Anwesen nach ihrem Tod werden sollte. Zunächst wollte sie es dem Bundesstaat Florida schenken, doch die hohen Unterhaltskosten ließen diesen Plan scheitern. 1968 hatte sie eine kühnere Idee: Mar-a-Lago als "Winter-Weißes-Haus" für US-Präsidenten. Im warmen Florida ließe es sich besser regieren und leben als im kalten Washington DC. Ihre Überlegungen sahen vor, dass das Anwesen mit 100.000 Dollar jährlich unterhalten werden sollte.

Doch als Richard Nixon 1974 vorbeischaute, wurde schnell klar: Der einstige Glamour war verblasst, und die Summe reichte nicht aus, um das pompöse Anwesen wieder aufzupolieren. 1981 fiel Mar-a-Lago zurück an die Post Foundation.

Donald Trump wollte klagen, und wurde dann glücklich

Dann betrat Donald Trump die Bühne. 1985 kaufte er Mar-a-Lago für weniger als 10 Millionen Dollar – ein wahres Schnäppchen. Zunächst nutzte er es privat, doch bald merkte er, dass das Anwesen finanziell kaum tragbar war. 1991 versuchte er, es in acht Luxusgrundstücke aufzuteilen, doch der Stadtrat blockierte den Plan. Trumps Reaktion fiel – nicht sehr überraschend – wild aus: Eine 50-Millionen-Dollar-Klage. Dann folgte die Kehrtwende. Im Jahr 1993 machte er Mar-a-Lago zum exklusiven Mitgliederklub. "Ich bin sehr glücklich", verkündete er damals im Miami Herald.

Ein Salon mit Feuerstelle, Fauteuils, Sofas, Tapeten und Stuck an den Wänden.

Salon mit Feuerstelle, Fauteuils, Sofas, Tapeten und Stuck an den Wänden

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Und unter Trump wurde Mar-a-Lago dann tatsächlich so etwas wie das "Winter Weiße Haus". Während seiner ersten Amtszeit soll er mehr als 130-mal nach Florida gereist sein. Und laut der New York Post will er auch jetzt fast jedes Wochenende dort verbringen und Golf spielen.

Daniel Voglhuber

Über Daniel Voglhuber

Redakteur bei der KURIER Freizeit. Er schreibt dort seit Dezember 2020 über Reise, Kultur, Kulinarik und Lifestyle. Also über alles, was schön ist und Spaß macht. Er begann 2011 als Oberösterreich-Mitarbeiter in der KURIER-Chronik, später produzierte er lange unterschiedliche Regionalausgaben. Zuletzt war er stellvertretender Chronik-Ressortleiter.

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