Warum hupen Autofahrer in jedem Land anders?

In Schweden ein Fauxpas, in Italien gang und gäbe. Was es mit dem Autohupen auf sich hat.

Die Großstadt lärmt in vielerlei Tönen. Man hört das Einfahren der Tram. Das Ticken der Ampel beim Zebrastreifen. Und natürlich das Hupen der Autos. Und das, obwohl keine Missverständnisse aufkommen sollten, wenn man mit seinem Ofen in die City einreitet: Gleich unterm Stadtschild Wien prangt unübersehbar ein signalrotes Verkehrszeichen, das eine durchgestrichene Hupe ausweist. Hupverbot!

Gehupt wird trotzdem. Es ist ja auch WIRKLICH notwendig. Grüner wird’s nimmer, aber der vor uns schläft. Einparken ist nicht des Vordermanns Stärke und wir warten doch so ungern. Und dann immer diese Radler!

Dezibelmesser in Mumbai

Wir Weltreisende wissen aber natürlich: andere Länder, andere Sitten. In Schweden etwa dringt im Straßenverkehr kein hupender Laut an unser Gehör. Dazu ist man dort viel zu höflich. Das gilt auch für Skandinaviens Norwegen oder Dänemark – es geht gemütlich zu und Krach zu machen ist verpönt.

In südlichen Gefilden weiß man davon hingegen nichts. In Italien gehört Hupen zum guten Ton. Wer überholen will, hupt, hupen ist auch besser als bremsen, und wer eine Bella Donna auf sich aufmerksam machen will, der hupt sowieso. In Metropolen wie Kairo oder Riad ist Hupen quasi zweite Landessprache. Und in Mumbai versuchte man gar, den Lärm zu reduzieren, indem man Dezibelmesser bei den Ampeln aufstellte – und wer öfter hupte, musste länger warten.

"Hupen ist ein Kommunikationsmittel", weiß Marion Seidenberger, Verkehrspsychologin beim ÖAMTC. "Und wie jede Kommunikation herrschen auch beim Hupen kulturelle Unterschiede." Hierzulande wird es eingesetzt, um auf Gefahr aufmerksam zu machen, wird aber oft auch missbräuchlich verwendet: "Wenn man sich provoziert fühlt, als Ventil, um Dampf abzulassen oder als Machtgeste, um Dominanz zu demonstrieren."

Gleichzeitig könne es aber auch auf Fehler in der Infrastruktur hinweisen, wenn an bestimmten Verkehrsstellen öfter gehupt wird. Und das Hupverbot in Wien? Auf Gefahr hinzuweisen, sei erlaubt, so die Expertin. Hochzeitskonvois würden toleriert. Aber im Grunde wären für unerlaubtes Hupen 726 Euro fällig ...

Alexander Kern

Über Alexander Kern

Redakteur KURIER Freizeit. Geboren in Wien, war Chefredakteur verschiedener Magazine, Gründer einer PR- und Medienagentur und stand im Gründungsteam des Seitenblicke Magazins des Red Bull Media House. 12 Jahre Chefreporter bzw. Ressortleiter Entertainment. Schreibt über Kultur, Gesellschaft, Stil und mehr. Interviews vom Oscar-Preisträger bis zum Supermodel, von Quentin Tarantino über Woody Allen bis Jennifer Lopez und Leonardo DiCaprio. Reportagen vom Filmfestival Cannes bis zur Fashionweek Berlin. Mag Nouvelle Vague-Filme und Haselnusseis.

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