Bored woman waiting during a phone call

Warum verändert sich unsere Stimme beim Telefonieren?

Fragen der Freizeit ... und Antworten, die euch überraschen werden.

In amerikanischen Filmen ist es besonders deutlich. Kaum geht die Heldin ans Telefon, schnalzt ihre Stimme um eine Oktave nach oben. Mindestens. Phone Voice nennt sich das Phänomen ganz offiziell, und tatsächlich wurden bis in die 1970er-Jahre an manchen US-High-Schools Kurse für Schülerinnen angeboten, um jungen Damen die Geheimnisse einer „angenehmen“ Telefonstimme zu vermitteln.

Jetzt ist es aber so, dass wir gar nicht nur über den großen Teich schauen müssen – und das Phänomen, dass sich die Stimme beim Telefonieren oft drastisch verändert, auch keinesfalls nur auf Frauen zutrifft.

Dem Großraumbüro sei Dank, bekommt man auch in der "freizeit"-Redaktion diesbezüglich einiges mit, in U- und Straßenbahn sowieso.

Aber warum eigentlich? Weshalb glauben wir, am Telefon anders klingen zu müssen als im „normalen“ Leben?

Die einleuchtendste Antwort gibt Verhaltenspsychologin Becky Spelman, die kürzlich erst in England Teil einer Studie zum Thema Phone Voice war: „Wir unterschätzen oft, wie sehr Körpersprache und Mimik Teil unserer Kommunikation sind. Fallen diese beiden Faktoren in einem Gespräch weg, dann versuchen wir, diesen Mangel an Ausdruck über unsere Stimme wettzumachen.“

Das ist also des Pudels Kern! Wenn der Kollege rechts von mir mit seiner Angebeteten flötet, würde er das ohne Telefon dazwischen natürlich auch tun – aber eben nicht so extrem, weil er dazu noch seinen unwiderstehlichen Dackelblick einsetzen könnte.

Und die Kollegin hinter mir klingt besonders streng, wenn sie mit ihrem Sohn oder ihrem Mann telefoniert, was ich oft nicht zu unterscheiden vermag, weil der ja die streng zusammengezogenen Brauen und den erhobenen Zeigefinger nicht sehen kann.

Vor der Handy-Zeit, also quasi gleich nach der Antike, kam erschwerend hinzu, dass man am Festnetz ja nicht wusste, wer einen anrief.

Man brauchte also eine universelle Telefonstimme. Generell ein bisschen tiefer die Männer, ein wenig höher die Damen.

Interessant dazu ist das Ergebnis der britischen Studie, wonach die Millennials, also die erste Generation, die mit Handys aufgewachsen ist, die Phone Voice am extremsten einsetzt.

Frage der Freizeit

Hier schreiben Autoren und Redakteure der freizeit abwechselnd über Dinge, die uns alle im Alltag beschäftigen.

Andreas Bovelino

Über Andreas Bovelino

Redakteur bei KURIER freizeit. Ex-Musiker, spielte in der Steinzeit des Radios das erste Unplugged-Set im FM4-Studio. Der Szene noch immer sehr verbunden. Versucht musikalisches Schubladendenken zu vermeiden, ist an Klassik ebenso interessiert wie an Dance, Hip-Hop, Rock oder Pop. Sonst: Texte aller Art, von philosophischen Farbbetrachtungen bis zu Sozialreportagen aus dem Vorstadt-Beisl. Hat nun, ach! Philosophie, Juristerei und Theaterwissenschaft und leider auch Anglistik durchaus studiert. Dazu noch Vorgeschichte und Hethitologie, ist also auch immer auf der Suche einer archäologischen Sensation. Unter anderem.

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