Woman pressing elevator button to go down

Warum fahren Aufzüge immer in die falsche Richtung?

Fragen der Freizeit ... und Antworten, die euch überraschen werden.

Schauplatz Bürogebäude, Wohnturm – oder Hotel. Man will, sagen wir mal, vom sechsten Stock zum Restaurant, weil das Frühstücksbuffet bald zusperrt. Man drückt ... und wartet. Drei Aufzüge  scheinen zwischen Erdgeschoß und fünftem Stock festzuhängen wie Flipperkugeln, während der letzte Fahrstuhl, glücklichere Menschen –  als man selber ist – zwischen Dachterrasse und den beiden höher gelegenen Executive Suites hin- und herfährt.

Endlich überquert ein Aufzug von unten die magische Grenze im fünften Stock – und fährt weiter nach oben ohne stehen zu bleiben. Was ist da los? Eine Verschwörung? Wurden diese Dinger so programmiert, dass sie die armen Bewohner des sechsten Stockwerks ignorieren?

Die gute Nachricht: Wir sind nicht allein mit diesem Gefühl der Benachteiligung. George Gamow, hochdekorierter Kernphysiker und Urknalltheoretiker, bemerkte schon in den 1950ern, dass immer, wenn er von seinem Büro im ersten Stock eines sechsstöckigen Gebäudes in den fünften Stock fahren wollte, um sich mit einem Kollegen auszutauschen, praktisch alle Aufzüge auf dem Weg nach unten waren.

Es war, wie er selbst schrieb, als „würde man auf dem Dach des Gebäudes ständig neue Fahrstühle erzeugen, um sie alle nach unten zu schicken und dort wieder auseinanderzubauen“. Er ging dem Phänomen auf den Grund, legte eine Statistik an. Tatsächlich fuhren fünf von sechs Aufzügen in die falsche Richtung. Sein Kollege im oberen Stock beobachtete Gleiches: Wenn er hinunter wollte, fuhren die Fahrstühle nach oben.

Murphy's Law, also das bloße Gefühl, eben immer Pech zu haben, gilt damit nicht. Dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: Es war ein mathematisches Problem, das seitdem als Fahrstuhl-Paradoxon bekannt ist. Ist man weiter unten, ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Fahrstuhl oberhalb ist, einfach größer – und auch, dass er auf dem Weg nach unten sein wird. Ist man weiter oben, läuft es genau umgekehrt.

Was man dagegen tun kann? Nichts. Aber: Wer einen ganzen Tag vor den Aufzugtüren stehen bleibt, sieht, dass natürlich genau so viele Aufzüge hinunter-, wie hinauffahren. 

Andreas Bovelino

Über Andreas Bovelino

Redakteur bei KURIER freizeit. Ex-Musiker, spielte in der Steinzeit des Radios das erste Unplugged-Set im FM4-Studio. Der Szene noch immer sehr verbunden. Versucht musikalisches Schubladendenken zu vermeiden, ist an Klassik ebenso interessiert wie an Dance, Hip-Hop, Rock oder Pop. Sonst: Texte aller Art, von philosophischen Farbbetrachtungen bis zu Sozialreportagen aus dem Vorstadt-Beisl. Hat nun, ach! Philosophie, Juristerei und Theaterwissenschaft und leider auch Anglistik durchaus studiert. Dazu noch Vorgeschichte und Hethitologie, ist also auch immer auf der Suche einer archäologischen Sensation. Unter anderem.

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