Warum begeistern sich Sportler bei der Siegerehrung an Sektduschen?

Der Schampus muss spritzen, der Sieg prickeln: Was ein legendäres Motorsportduell damit zu tun hat.

Dröhnende Motoren, fesche Flitzer und Benzin im Blut. Und wenn die Startflagge fällt, fest das Gaspedal durchdrücken und schon rasen die Asphaltcowboys mit Vollgas Richtung Sieg. Ob Fangio, Lauda, Senna oder Hamilton – wenn unsere Helden als Erste über die Ziellinie jagen, erwartet sie bis heute stets das gleiche Zeremoniell. 

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Weil der Sieg prickeln muss, schütteln die Rennfahrer die Schampusflaschen, als gäb’s kein Morgen und eifrig wird der edle Champagner verspritzt (trotzdem heißt es Sektdusche). Erst werden die Konkurrenten ins Visier genommen, dann gönnen die Sieger sich selbst ein perlendes Bad, bevor sie einen tiefen Schluck aus der Magnumflasche nehmen. Wie kommt es zu dieser überschäumenden Demonstration der Freude?

Nun, mit einem Krügerl Bier anzustoßen, gerade früher, als dem Gewinner noch ein Lorbeerkranz um den Hals gehängt wurde, das wäre wohl tatsächlich zu profan. Ein Schnapserl vielleicht? Schmeckt irgendwie nach Skirennen. Und Limonade, das hebt man sich doch für den Kindergeburtstag auf.

Ford vs. Ferrari = Schampus

Zumal, so begründen es Experten, der Motorsport einst Adeligen oder anderen noblen Herrschaften überlassen war, die sich den teuren Spleen leisten konnten. Da lag Champagner zum Anstoßen einfach nahe. 1936 gab es das erste verbürgte Siegerbild mit dem edlen Tropfen: 1936 stemmte der legendäre Tazio Nuvolari beim Vanderbilt-Cup eine – Schluck! – neun Liter fassende Flasche in die Höhe (eine sogenannte Salmanazar, die Marke war Moët & Chandon). 

Verspritzt wurde der Champagner dann 1966 zum ersten Mal. Beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans kam es zum Showdown zwischen Ferrari und Ford, die Amerikaner holten den Dreifachsieg. Henry Ford II bat Fred Chandon um eine große Flasche. Bei der Ehrung löste sich der Korken von ganz allein mit einem lauten Knall – und duschte die Fahrer. Das griff Dan Gurney auf und ließ 1967, als er Le Mans gewann, erstmals den Schampus so sprühen, wie wir es kennen.

 Es geht übrigens auch anders: Beim Indy 500 trinkt der Sieger traditionell Milch, weil Louis Meyer 1933 ein Glas Buttermilch gegen die Hitze verlangt hatte.

Alexander Kern

Über Alexander Kern

Redakteur KURIER Freizeit. Geboren in Wien, war Chefredakteur verschiedener Magazine, Gründer einer PR- und Medienagentur und stand im Gründungsteam des Seitenblicke Magazins des Red Bull Media House. 12 Jahre Chefreporter bzw. Ressortleiter Entertainment. Schreibt über Kultur, Gesellschaft, Stil und mehr. Interviews vom Oscar-Preisträger bis zum Supermodel, von Quentin Tarantino über Woody Allen bis Jennifer Lopez und Leonardo DiCaprio. Reportagen vom Filmfestival Cannes bis zur Fashionweek Berlin. Mag Nouvelle Vague-Filme und Haselnusseis.

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