Pubquiz-Boom

Warum der Pubquiz-Boom jetzt die Lokale füllt

Wien erlebt einen Pubquiz-Boom. Was die Faszination des Rätselns ausmacht, wie es die Gastronomie ankurbelt und das Phänomen auf die Bundesländer übergreift.

Wien ist im Rätselfieber, das Pubquiz ist beliebter denn je. 5.000 bis 10.000 Spieler sind regelmäßig aktiv, wissen Brancheninsider, und bis zu 80 Lokale rätseln um die Wette. "Während der Coronapandemie hat sich das Quizzen ins Internet verlagert", weiß Stefan Pletzer, Obmann des Österreichischen Quiz-Verbands (ÖQV), "doch jetzt ist die Lust, gemeinsam im Pub zu raten, neu erwacht.“

Ein Lokalaugenschein bestätigt die These. Montag bleiben die Menschen nach dem Partymachen am Wochenende lieber zu Hause und legen die Füße hoch? Im Shebeen, einem der ältesten Irish Pubs in Wien, herrscht Hochbetrieb. Die Gäste trinken Guinness, essen Chicken Wings, schauen Fußball. Doch das ist Nebensache. Quizmaster Elijah Dippenaar verkündet nämlich per Mikro das Ergebnis des jeden Montag stattfindenden Pubquiz. Je nachdem geht enttäuschtes Seufzen oder freudiges Abklatschen der Teams durchs Lokal.

Quizboom bringt Geld

Die Gründe für den Quiztrend leuchten ein. 

Der Rätselspaß benötigt keine Anschaffungskosten, abgesehen von einem Bier zur Konsumation und eventuell einem Euro Startgebühr. Sonst ist nur Hirnschmalz gefragt. Zudem ist die soziale Komponente wichtig: Die Teilnehmer verbringen in ihrem Team einen netten Abend mit Freunden oder lernen sogar neue kennen. Alt und jung arbeiten zusammen. Und auch Liebesbande werden in mancher Runde geknüpft – der Teamaspekt schweißt zusammen.

Teamsport: ein Quizmaster fragt, die Teams an den Tischen grübeln

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Zudem kurbeln die Pubquizze die Umsätze der Lokale an umsatzschwachen Abenden unter der Woche an. „Vergangenen Montag waren von 50 Gästen bloß vier darunter, die nicht am Quiz teilnahmen“, so Shebeen-Quizmaster Dippenaar. Der Denksport macht sich bezahlt.

Seinen Ursprung hat das Pubquiz in Großbritannien und Irland. In Österreich existiert es ungefähr seit dem Millennium im Jahr 2000. Erst auf Englisch, einige Jahre später auch auf Deutsch.

Nicht nur für Studenten

„Anfangs war das Pubquiz als Studentensport verschrien“, so Obmann Pletzer, „doch das Publikum wächst mit den Quizzen mit.“ Die Teilnehmer sind meist zwischen 30 und 50 Jahren, manchmal auch älter, was Elijah Dippenaar bestätigt: „19-Jährige haben andere Dinge im Kopf. Zum Pubquizzen kommen sie erst in späteren Jahren, wenn’s auch ruhiger zugehen darf.“

Wer den Jackpot eines Lokals knackte, durfte früher mitunter 2.000 Euro kassieren. Heute sind hohe Preisgelder weitgehend abgeschafft, um Jackpot-Jägern Einhalt zu gebieten. Falls nicht, gibt es alle paar Monate im Schnitt 500 Euro zu gewinnen. Doch gemeinhin winken den Siegern für die Beantwortung der meist 20 Fragen Getränkegutscheine.

Man spielt wegen dem Spaß, nicht wegen des Geldes. Der beste Preis ist die Ehre

Neue Rateformate

„Der beste Preis ist die Ehre“, sagt Attila Hazler. Er gründete mit der Quizmanufaktur 2011 die erste Firma, die Lokale kommerziell mit Fragen beliefert, im Moment 30 allein in Wien, etwa das Café Benno oder das Café Amadeus. Anfangs wurde Hazler dafür belächelt. Heute lebt er gut davon: „Der Markt ist da und der Erfolg gibt mir recht.“ Ein Quiz kostet je nach Schwierigkeitsgrad zwischen 40 und 300 Euro. 

Immer öfter sind neue Quizformate darunter, bei denen etwa Videos oder Tablets eingesetzt oder die Antworten in Kreuzworträtselraster eingetragen werden. Dazu kommen Themenquizze zu Gebieten wie Marvel-Comics oder Sitcoms, was besonders bei jüngeren Teilnehmern Anklang findet. Und auch Privatkunden beliefert Hazler, so kreiert so ein Quiz auch für Hochzeiten. „Einmal auch für einen Junggesellenabend – gewünscht war ein Erotik-Special.“

Größtes Turnier Österreichs

Wien ist zwar die Hauptstadt des Pubquiz. "Doch in den Bundesländern zieht der Trend ebenfalls stark an", weiß Hazler, der Lokale in Niederösterreich, Salzburg und Graz damit versorgt. Mit dem erstmals ausgetragenen Alpenquiz (Andreas Kröll Trophy), das der ÖQV mit dem Schweizer Verband austrägt, steigt mit 7.000 Euro Preisgeld sogar das größte je in Österreich abgehaltene Pubquiz-Turnier. Die Halbfinale im März finden in Wien, Graz und Innsbruck statt, das Finale am 13. und 14. April in Innsbruck.

Alexander Kern

Über Alexander Kern

Redakteur KURIER Freizeit. Geboren in Wien, war Chefredakteur verschiedener Magazine, Gründer einer PR- und Medienagentur und stand im Gründungsteam des Seitenblicke Magazins des Red Bull Media House. 12 Jahre Chefreporter bzw. Ressortleiter Entertainment. Schreibt über Kultur, Gesellschaft, Stil und mehr. Interviews vom Oscar-Preisträger bis zum Supermodel, von Quentin Tarantino über Woody Allen bis Jennifer Lopez und Leonardo DiCaprio. Reportagen vom Filmfestival Cannes bis zur Fashionweek Berlin. Mag Nouvelle Vague-Filme und Haselnusseis.

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