Chips, Handy & Co - schlechte Angewohnheiten

Warum gewöhnen wir uns negative Verhaltensweisen überhaupt an?

Fragen der Freizeit ... und Antworten, die euch überraschen werden.

Wir sind gerade mittendrin, diverse gute Vorsätze, die wir uns fürs neue Jahr genommen haben, wieder auf dem Dachboden in den Kisten mit der Weihnachts- und Silvester-Deko zu verstauen, wo sie uns die nächsten elf Monate nicht mit ihren anklagenden Blicken belästigen können. Alles wie gehabt also, nächstes Jahr können wir uns dann ja wieder vornehmen, unsere schlechten Angewohnheiten abzulegen ...

Die Frage ist aber eigentlich: Warum gewöhnen wir uns diverse Blödheiten überhaupt an? 

Weshalb rauchen wir, beißen Nägel, essen fette Chips zum Fernsehen – oder bohren in der Nase? Natürlich, manche unserer Laster machen uns auch körperlich abhängig, andere sind allerdings tatsächlich nur lästige Gewohnheiten.  

Die New Yorker Psychologin Valentina Stoycheva konnte vor vier Jahren in einer Studie aufzeigen, wie sehr unser tägliches Handeln von unterbewussten Automatismen geprägt ist. Unser Hirn lechzt quasi nach vertrauten Abläufen, und immer, wenn wir was tun, das wir schon öfter getan haben, gibt’s einen kleinen Glückshormon-Bonus.

„Ohne das Belohnungszentrum des Gehirns würde der Mensch wohl so gut wie gar nichts machen“, erklärt dazu der Mannheimer Neurobiologe Rainer Spanagel. Das Problem dabei: Der dafür verantwortliche Teil unseres Hirns, der von unterhalb der kognitiven Ebene die Fäden zieht, unterscheide nicht zwischen guten und schlechten Gewohnheiten

Deshalb kommt das Glück auch, wenn uns eigentlich ein schlechtes Gewissen quält, weil wir wieder ins Chipspackerl gegriffen haben.

Frage der Freizeit

Hier schreiben Autoren und Redakteure der freizeit abwechselnd über Dinge, die uns alle im Alltag beschäftigen.

Leider hat das Unterbewusste auch noch ein richtig gutes Gedächtnis und erinnert sich laaange an gewisse Abläufe, was jeder bestätigen kann, der schon einmal einige Zeit nicht geraucht hat ... 

Aber: So wie wir uns negative Dinge angewöhnen, können wir uns auch wünschenswerte Gewohnheiten ohne weiteres aneignen. Einfach immer wieder tun, nach 20 bis 250 Tagen wird das Belohnungszentrum aktiv, je nach Schwierigkeit der Übung. Ein freundliches Lächeln etwa sollte schon nach wenigen Tagen nicht nur unser Gegenüber, sondern auch uns selbst ein bissl froher machen.

Andreas Bovelino

Über Andreas Bovelino

Redakteur bei KURIER freizeit. Ex-Musiker, spielte in der Steinzeit des Radios das erste Unplugged-Set im FM4-Studio. Der Szene noch immer sehr verbunden. Versucht musikalisches Schubladendenken zu vermeiden, ist an Klassik ebenso interessiert wie an Dance, Hip-Hop, Rock oder Pop. Sonst: Texte aller Art, von philosophischen Farbbetrachtungen bis zu Sozialreportagen aus dem Vorstadt-Beisl. Hat nun, ach! Philosophie, Juristerei und Theaterwissenschaft und leider auch Anglistik durchaus studiert. Dazu noch Vorgeschichte und Hethitologie, ist also auch immer auf der Suche einer archäologischen Sensation. Unter anderem.

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