Polizeiauto, Sirene, Licht

Warum klingen Sirenen von Einsatzfahrzeugen in jedem Land anders?

Fragen der Freizeit ... und Antworten, die euch überraschen werden.

Eigentlich sollten sie alle „Tatü-Tata“ machen. Also Polizeiautos, Rettung und Feuerwehr halt. Damit niemand verwirrt ist und jeder gleich richtig aufpasst. Das lernt man schon in der Volksschule. 

Der eifrige Gangsterfilmschüler kennt allerdings schon seit diesen frühen Kindertagen auch „Die Straßen von San Francisco“, in denen das ganz anders, viel lässiger klang. Für alle Nicht-Boomer: Das war die Serie, mit der Michael Douglas bekannt geworden ist. Richtig hart für damals, geniale Autos – 70er-V8! – und coole Verfolgungsjagden!   

Aber egal, es war so ein Heulen, ein durchdringender elektronischer Sound, wie man ihn höchstens in einer Spielhalle vermutet hätte. Dagegen hörte sich die heimische Verbrechensbekämpfung unglaublich altbacken an.  Gut, die Autos auch,  der VW Käfer wurde erst ab Mitte der 1970er langsam abgelöst und lief in manchen deutschen Dienststellen bis in die 1980er. 

Und während man in Italien im Einsatz zwar schicke Alfas fuhr, war das Einsatzsignal dem unseren durchaus ähnlich, nur – Grande Opera – höher halt, schmetternder. Die Spanier andererseits pflegen schon lange eine langgezogene, hohe Sirene, die in ihrer durchdringenden Kraft nur von den Engländern überboten wird. Warum die vielen, teils drastischen Unterschiede? 

In europäischen Ländern hat sich das Signal aus einem alten Kavalleriesignal entwickelt, das so viel wie „Weg frei!“ hieß. Es gibt zwar auch die Theorie, dass es aus dem geblasenen Jagd-Signal „Halt!“ entstand,  wobei das allerdings ein „C-G“-Intervall ist, während unsere Einsatzfahrzeuge eine Quart tüten. 

Gesetzllich vorgeschrieben ist dieser Intervall allerdings nur in Deutschland, dort wird im Text sogar auf eine „reine Quarte“ Wert gelegt. 

Frage der Freizeit

Hier schreiben Autoren und Redakteure der freizeit abwechselnd über Dinge, die uns alle im Alltag beschäftigen.

In den USA und anderen Ländern mit Computerspiel-Sounds wurde einfach weniger auf Tradition denn auf Eindringlichkeit gesetzt. 

Wobei in Österreich gesetzlich gar kein Intervall vorgeschrieben ist. Der Ton darf im Volumen nur nicht "ansteigend" sein, also lauter werden. Was eine Übernahme amerikanischer Sounds, wie sie in Deutschland bereits teilweise stattfindet, eigentlich von vornherein ausschließt. 

Dafür ist bei uns eine größere Bandbreite zu hören. Als einziges Land im deutschsprachigen Raum haben wir Unterschiede zwischen Polizei (Tatüü-Tatütatütatüü), Rettung (Tüütaa Tüütaa) und Feuerwehr (Tatüü Tatüü). Und die Post bläst überhaupt eine große Sext – aber das ist eine andere Geschichte.

Andreas Bovelino

Über Andreas Bovelino

Redakteur bei KURIER freizeit. Ex-Musiker, spielte in der Steinzeit des Radios das erste Unplugged-Set im FM4-Studio. Der Szene noch immer sehr verbunden. Versucht musikalisches Schubladendenken zu vermeiden, ist an Klassik ebenso interessiert wie an Dance, Hip-Hop, Rock oder Pop. Sonst: Texte aller Art, von philosophischen Farbbetrachtungen bis zu Sozialreportagen aus dem Vorstadt-Beisl. Hat nun, ach! Philosophie, Juristerei und Theaterwissenschaft und leider auch Anglistik durchaus studiert. Dazu noch Vorgeschichte und Hethitologie, ist also auch immer auf der Suche einer archäologischen Sensation. Unter anderem.

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