Warum schauen erwachsene Menschen freiwillig Kinderfilme?

Fragen der Freizeit ... und Antworten, die euch überraschen werden.

Ja doch, der Hai in „Findet Nemo“ ist zum Schießen. Und „Hotel Transsilvanien“ sowieso. „Ich hab auch ’nen Cousin aus Tasmanien“ – herrlich! Und diese kleinen gelben Dinger erst mit ihrer aberwitzigen Sprache, von denen hab ich bisher keinen Film verpasst.

Weil ich einen Sohn habe, mit dem ich für diese Kinderfilme ins Kino gegangen bin.

Jetzt ist es allerdings so, dass eine hoch geschätzte Kollegin alle diese Filme auch kennt und liebt. Und zwar ganz ohne Kind. Sie gefallen ihr eben, sagt sie achselzuckend mit einem entwaffnenden Lächeln.

Und damit ist sie auch gar nicht allein, wie ein Blick in diverse Filmforen verrät, in denen lauter Erwachsene das Schicksal ihrer Pixel-Helden diskutieren. Auch die fantastischen Einspielergebnisse diverser Pixar-Blockbuster legen nahe, dass im Kino nicht nur Papa/Mama-Kind-Gespanne sitzen.

Was macht also den Reiz aus, den diese Streifen auch auf Erwachsene ausüben?

Der Tübinger Medienwissenschaftler Werner Faulstich konstatierte schon in den 1990ern, dass viele sogenannte Kinderfilme auf mehreren Ebenen „funktionieren“. Die anarchisch-kindliche, also die Torte-ins-Gesicht, ist nur eine davon.

Um diese Brachial-Komik bilden Anspielungen auf andere Filme, Zitate und aktuelle Bezüge eine weitere Ebene, die praktisch ausschließlich auf erwachsene Zuschauer zugeschnitten ist. Dazu kommt in den meisten Fällen ein Verbal-Witz, der für Kinder unverständlich ist, sie allerdings auch nicht stört – und dafür aber die Erwachsenen unterhält.

Und manchmal tut es vielleicht ja auch Erwachsenen gut, einfache, klare Werte vermittelt zu bekommen, nach all den heute so angesagten Grautönen in Film und TV. Die eine Wertung als „gut“ und „böse“ praktisch unmöglich machen und uns dazu bringen, den Mann, der eine Affäre mit seiner Schwester hat und in der ersten Folge einer Serie ein Kind aus dem obersten Stock eines Turms wirft, plötzlich doch zu mögen.

Vielleicht schau ich mir „Oben“ noch einmal an. Alleine. Weil der Bub ist jetzt 13 und findet Animationsfilme gerade „baby“.

Er mag nur mehr Action mit Dwayne Johnson und Jason Mamoa. Ja doch, die sind auch klass. Ich würd schon mit ihm ins Kino gehen, aber ich bin ihm derzeit leider peinlich.

Frage der Freizeit

Hier schreiben Autoren und Redakteure der freizeit abwechselnd über Dinge, die uns alle im Alltag beschäftigen.

Andreas Bovelino

Über Andreas Bovelino

Redakteur bei KURIER freizeit. Ex-Musiker, spielte in der Steinzeit des Radios das erste Unplugged-Set im FM4-Studio. Der Szene noch immer sehr verbunden. Versucht musikalisches Schubladendenken zu vermeiden, ist an Klassik ebenso interessiert wie an Dance, Hip-Hop, Rock oder Pop. Sonst: Texte aller Art, von philosophischen Farbbetrachtungen bis zu Sozialreportagen aus dem Vorstadt-Beisl. Hat nun, ach! Philosophie, Juristerei und Theaterwissenschaft und leider auch Anglistik durchaus studiert. Dazu noch Vorgeschichte und Hethitologie, ist also auch immer auf der Suche einer archäologischen Sensation. Unter anderem.

Kommentare