Ameisen daheim: Faszinierende Haustiere, lästige Plagen

Im Online-Shop kostet eine exotische Königin 1.000 Euro. Ungebetene heimische Krabbler müssen rasch bekämpft werden.

Blattschneiderameisen sind der Renner. „Sie sind schwer zu halten, bieten aber am meisten. Die riesigen Kolonien züchten z.B. Pilze für den Verzehr“, sagt Daniel Höllwart. Der Laborant hat sein Hobby zum Zweitberuf gemacht und betreibt von Tirol aus den Antshop Austria. Hier gibt es nicht nur die Klassiker aus Südamerika, sondern u.a. Schwarze Wegameisen (4,90 Euro pro Exemplar), Starter-Sets (ab 180 Euro), Klimatechnik, Zubehör und was die Krabbler noch zum Leben brauchen. Ab 300 Euro sind Einsteiger dabei.

„In der Pandemie ist das Interesse an den Haustieren, die keinen Lärm machen und wenig Platz brauchen, wieder gestiegen“, sagt Höllwarth, der sich für die Erfüllung exotischer Bestellungen auch in Übersee auf die Lauer legt. Nicht immer zur Freude von Naturschützern; sie lehnen die Entnahme selbst noch so winziger Wildtiere und den Handel damit ab.

Großes Sortiment

„Es ist schwierig, das große Sortiment zu halten“, betont Höllwarth, der die Insekten auch für Forschungsinstitutionen fängt – wenn die Weibchen nach der Paarung die Flügel abgeworfen, sich aber noch nicht verkrochen haben. Timing ist alles.

„Ameisen sind extrem abwechslungsreich“, schwärmt Höllwarth. Er selbst beobachtete daheim einst 28 Arten. Jetzt sind die Tierchen in seinem Shop in Matzen untergebracht. Kundenkontakt nach Vereinbarung. Das Publikum sei breit aufgestellt, mache tauschen. Im Geschäft gilt: Je größer die Kolonie, desto stolzer der Preis. Eine weit gereiste Königin kann 1.000 Euro kosten.

„Insekten verdienen einen viel höheren Stellenwert. Sie sollten nicht einfach von der Picknickdecke geschnippt werden“, sagt Höllwarth. Ob heimisch oder importiert – wer die Haustiere los werden will, darf sie keinesfalls aussetzen. Es wäre ein Schaden für deren Leib bzw. die Natur.

Heimische Arten nicht überall willkommen

Die heimische Flora ist dicht besiedelt. 133 freilebende Arten tummeln sich in Österreich. Manche verirrt sich in Wohnungen, wo Nahrungsvorräte locken. Wer die ungebetenen Gäste los werden will, muss rasch handeln: Einfangen, vertreiben, vergiften - zu diesem Stufenplan raten Experten, wenn es um die Bekämpfung der Insekten in den eigenen vier Wänden geht.

„Einzelne Ameisen in der Wohnung sind oft Späher. Sie schauen, ob es etwas zu holen gibt. Also: Unbedingt fangen und entfernen“, sagt Harald Brugger von die Umweltberatung. Rasches Handeln ist angesagt, eventuell mit dem Staubsauger, andernfalls bildet sich schnell eine Ameisenstraße.

Dosen und Schlupflöcher dicht machen

Entsprechend dem angesteuerten Ziel empfiehlt der Ökotoxikologe, Nahrungsreste bzw. Futterreste von Haustieren möglichst rasch zu entfernen. Vorräte sind in dichten Dosen sicher. Schlupflöcher gehören mit Klebeband, Kitt, Silikon oder Gips verschlossen.

Darüber hinaus helfen Gerüche, die ungebetenen Gäste fernzuhalten. Seifenlösungen, Essigwasser oder ätherische Öle waschen die Duftspur auf den Durchmarschpfaden weg. Honig und verdünnte Marmelade dienen als klebrige Lockfallen. Salz und Backpulver lassen Ameisen platzen.

Köderdosen wirken so gut wie Ameisensprays. Der Giftstoff in der Raumluft allerdings belastet Mensch und Umwelt. Experte Brugger resümiert: „Suchen Sie gleich nach einer ökologischen Lösung, dann braucht es keine chemische.“

Hedwig Derka

Über Hedwig Derka

Hedwig Derka, geboren 1966 in Wien, seit 1996 Redakteurin beim KURIER. Spezialgebiet: Tiere. Lieblingsthemen: Wissenschaft und nutzloses Wissen. Lieblingsbeschäftigung außer Dienst: Meine kleine und große Familie. Noch Fragen? Interessante Geschichten? Nutzloses Wissen? eMail an mich: [email protected]

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