Skitouren: Worauf man auf den Wiener Hausbergen achten sollte
Zum Start der heurigen Saison wollen Politik und Bergrettung mehr „Fair Play“ abseits der Pisten.
Seit Jahren erfährt der Skitourensport einen noch nie da gewesenen Boom. Das durch die Corona-Pandemie veränderte Freizeitverhalten hat diesen Trend weiter befeuert. Man kann bereits von einem Volkssport reden. Nach Angaben des Kuratoriums für Alpine Sicherheit bewegt sich die Zahl der potenziellen Skitourengeher in Österreich bereits bei knapp 700.000 Personen – Tendenz steigend. „Laut unserer Winterpotenzialstudie 2021/22 interessieren sich zirka Dreiviertel der Österreicher für Bewegung in der Natur. Der Anteil ist in der Corona-Krise um rund 20 Prozent gestiegen“, sagt Lisa Weddig, Geschäftsführerin der Österreich Werbung.
Fair Play
Auch Politik und Einsatzorganisationen reagieren auf diesen Trend. Wie der vergangene Winter gezeigt hat, gab es gerade in den Ostalpen nahe der großen Ballungsräume um Wien und in Niederösterreich jede Menge Konfliktpotenzial. Sei es, wenn Skitourengeher unerlaubterweise die Pisten benutzen, nachts mit Stirnlampen das Wild in seiner Winterruhe aufschrecken, oder Zufahrtsstraßen in Tälern wegen des Ansturms verparkt sind und keine Einsatzfahrzeuge mehr durchkommen.
In der vergangenen Wintersaison musste die Bergrettung in NÖ rund 450 Einsätze bewältigen, knapp zehn Prozent davon abseits der Piste im freien Gelände. „Darunter waren auch einige besonders fordernde Situationen, wie jener zweitägige Rettungseinsatz am Ötscher, der vier jungen Skitourengehern aufgrund ihrer fehlenden Ortskenntnis beinahe das Leben gekostet hätte“, erklärt Matthias Cernusca, Landesleiter der Bergrettung NÖ/Wien. Speziell Anfänger und unerfahrene Sportler würden die physischen Herausforderungen einer Skitour oft unterschätzen.
„Sie sind oft schlecht ausgerüstet oder haben fehlende Ortskenntnisse. Die Bitte lautet daher, Vorsicht walten zu lassen, damit die Skitour auch zum traumhaften Bergerlebnis und nicht zum Albtraum wird“, so Cernusca. Am Mittwoch kam es zum Start der Skitouren-Saison zum Austausch der Bergrettung mit dem zuständigen Tourismuslandesrat Jochen Danninger (ÖVP) und dem Geschäftsführer der NÖ-Werbung, Michael Duscher, am Semmering. Durch die Nähe zu Wien sind gerade die schnell zu erreichenden Berge der Ostalpen besonders stark frequentierte Tourenziele.
„Wir sehen, dass sich der Trend auch heuer wieder bei uns in Niederösterreich fortsetzt. Es gibt daher auch einige wichtige Grundsätze insbesondere im alpinen Gelände zu beachten. Deshalb empfehlen wir unbedingt in den Anfängen eine professionelle Begleitung durch einen Bergführer oder einem alpinen Verein“, sagt Danninger. Es bedürfe genauer Spielregeln.
Gerade im Winter sei ein rücksichtsvoller Umgang mit der Tierwelt und Natur besonders wichtig. Rudolf Freidhager, Vorstand der Österreichischen Bundesforste, mahnt daher, Wildtiere in ihren Rückzugsgebieten im freien Gelände nicht aufzuschrecken und zu stören.
Waldränder und schneefreie Flächen sollten unbedingt gemieden werden, da sie dem Wild als Lieblingsplätze in der kalten Jahreszeit dienen.
Sicherheitstipps von Profis
Wer sich zum Tourengehen oder mit Schneeschuhen ins freie Gelände bewegt, sollte sein Vorhaben laut Bergrettung sorgfältig planen. Dazu gehört vor allem das Studium des aktuellen Lawinenlageberichts. Erforderlich ist auch eine entsprechende Tourenvorbereitung mit Berücksichtigung der Wettervorhersage, des Schwierigkeitsgrades, der zu bewältigenden Höhenmeter usw. lawinen.at
Empfohlen ist ein Mindestmaß an Sicherheitsausrüstung, die an die winterlichen Verhältnissen anzupassen ist. Laut alpinen Vereinen gehört dazu unbedingt ein Lawinenverschütteten-Suchgerät, kurz LVS, Schaufel und Lawinensonde sowie ein Erste-Hilfe-Paket. Für Ausflüge ins hochalpine Gelände wird ein Biwaksack beziehungsweise ein Lawinen-Airbag-System empfohlen. Wer in eine Lawine gerät, hat nur die ersten 18 Minuten eine relativ hohe Überlebenschance von über 80 Prozent. Bereits zwischen 18 und 35 Minuten kommt es häufig zum Erstickungstod, die Überlebenswahrscheinlichkeit sinkt auf 34 Prozent.
Häufige Unfallursachen sind Erschöpfung und Überforderung, wichtig ist eine realistische Einschätzung des eigenen Könnens.
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