Skifahren in Zermatt: Über allem schwebt das Matterhorn
Skifahren in Zermatt dient im Prinzip nur einem Zweck: Der Huldigung des weltberühmten Matterhorns. Das Skigebiet ist genauso grandios wie der Berg der Berge – und Pistenspaß ist hier nahezu rund um die Uhr möglich.
Überblick
Sommer: Juli und August
Skisaison: November-Mai
Über Zürich mit ÖBB-Railjet (oebb.at) oder Flug (bis zu zwölf Mal täglich; austrian.com, swiss.com); weiter mit der Schweizer Bahn (sbb.ch): Zürich–Visp, Visp–Zermatt (hier verkehrt auch der berühmte Panoramazug Glacier-Express (rhb.ch). Freiwillige - Kompensation für Flug Wien–Zürich–Wien (z. B. auf climateaustria.at).
zermatt.ch; gornergratbahn.ch; matterhornparadise.ch; Schweiz Tourismus: MySwitzerland.com, [email protected], 00800 / 100 200 30 (kostenlos)
Minus achtzehn Grad im Ort, 6.50 Uhr Früh. Warm verpackt, die Skier geschultert, stapfen wir – ein kleines Grüppchen Skibegeisterter aus Österreich – durch Zermatt Richtung Furi-Seilbahn. Es ist noch dunkel, aber wir sind nicht die einzigen Freaks auf den Beinen. Da kommt einer sogar am Fahrrad angestrampelt, tritt mit Skischuhen in die Pedale.
Zwanzig Personen, nicht mehr dürfen in die „First Track“-Gondel um Punkt 7.30 Uhr nach Furi (1.867 m) einsteigen. Sie verkehrt jeden Mittwoch und Freitag ein einziges Mal, damit die kleine Frühaufsteher-Schar die unberührten Pisten für sich allein hat. Im Dämmerlicht geht es mit der zweiten Seilbahn-Sektion weiter zum „Trockenen Steg“ (2.939 m). Genau in dem Moment, als wir das Stationsgebäude verlassen, erstrahlt die Spitze des Matterhorns gegenüber golden im Licht der aufgehenden Sonne.
Der „First-Track“-Guide hat das Natur-Spektakel wohl schon oft gesehen – und carvt sogleich in rasanten Schwüngen auf der menschenleeren, frisch präparierten Piste los. Wir hinten nach. Die erste Spur ins gerippte Weiß zu ziehen, macht Spaß. Nach zwei weiteren, flotten Abfahrten, schweben wir per 3S-Gondelbahn noch eine Etage höher: auf das Kleine Matterhorn auf 3.883 m Seehöhe.
Die höchstgelegene Bergstation Europas klebt an der Nordflanke des steilen Fels, durch einen Tunnel marschieren wir Richtung Ausgang gegenüber. Schwindel, Kurzatmigkeit – die meisten von uns schnaufen erbärmlich. Die fast 4.000 Meter Seehöhe machen im Tunnel offenbar noch mehr zu schaffen. Gut, dass nun ein stärkendes Frühstück im Bergrestaurant ansteht. Hungrig wie Wölfe machen wir uns über Schweizer Käse, Bündnerfleisch und „Gipferli“ her. Unmengen Espresso kurbeln den Kreislauf an.
Gestärkt erklimmen wir die Treppen zur 360-Grad-Aussichtsplattform Matterhorn Glacier Paradise: Nicht weniger als achtunddreißig Viertausender und vierzehn Gletscher der Französischen, Italienischen und Schweizer Alpen imponieren um uns herum, direkt gegenüber grüßen stolz das Matterhorn (4.478 m), in der Ferne der Mont Blanc (4.810 m), auf der anderen Seite Pollux, Castor, Liskamm und Monte Rosa mit der Dufourspitze (4.634 m). Wir können die Jubelmeldung des Briten Sir Edward Whymper, Erstbesteiger des Matterhorns im Jahr 1865, bestens nachvollziehen: Er brachte – so verrät sein Tourenbuch – am Gipfel „ehrerbietig der Aussicht eine Huldigung dar.“
Horu oder die Pyramide Gottes
Das Matterhorn ist der große Star Zermatts. Seine charakteristische Form brachte ihm den Beinamen „Pyramide Gottes“ ein, die einheimischen Waliser sagen schlicht „Horu“. Der „Berg der Berge“ widerspiegelt sich nicht nur im Toblerone-Schokoriegel, weltweit werden über hundertsechzig Felszacken „das Matterhorn von soundso“ genannt. Es ist wohl die Tragödie, die sich bei der Erstbesteigung ereignete, die den Mythos begründete: Beim Abstieg verunglückten nach einem Seilriss vier der sieben Bergsteiger. Das ist der Stoff, aus dem Legenden sind.
Zweifelsohne ist es auch das Matterhorn, das im autofreien Wintersportort (die Anreise ist nur per Bahn möglich; die „Auto-Freiheit“ wird aber von zahlreichen E-Mobilen ad absurdum geführt) neben dem bunten Berg-Völkchen scharenweise auch asiatische (Tages-)Touristen anlockt. Seit einigen Jahren gibt es sogar eine chinesische Skischule. Dem gelernten Österreicher bleibt die enorme Anziehungskraft des eher uncharmanten Schickimicki-Ortes allerdings ein Rätsel. Wahrlich begeisternd hingegen ist das gigantische Skigebiet mit 360 Pistenkilometern (65 km schwer, 223 km mittel, 72 km leicht) und endlosen Freeride-Varianten. Die Westalpen bieten wesentlich größere Höhendifferenzen als die Ostalpen bei uns: Zwischen dem höchsten Punkt „Gobba di Rollin“ (3.899 m) und dem Ort (1.620 m) liegen stolze 2.279 Höhenmeter Skiglück. Es wundert nicht, dass der „Skigebiete-Test“ Zermatt im Winter 2018/’19 zum dritten Mal zum allerbesten Skigebiet der Welt kürte.
Grenzenlose Skifreuden
Haupt-Skiberg ist das Kleine Matterhorn; über den Theodul-Gletscher (Sommer-Skigebiet) und das Plateau Rosa Testa Grigia geht es weiter bis ins italienische Cervinia. Im oberen Bereich (speziell am Gletscher) und auf der italienischen Seite dominieren einfachere Pisten. Die Abfahrten in den unteren Etagen und auf den „Nebenschauplätzen“ Rothorn sowie Gornergrat sind anspruchsvoller. Uns gefällt es am Rothorn am besten.
In Zermatt kommt der nimmermüde Pistenfreak nahezu rund um die Uhr auf seine Kosten – nicht nur bei „First Track“, sondern auch bei der „Mondscheinfaszination“ am Gornergrat (Termine 2020: 10. Jänner., 8. Februar und 8. März). Um Punkt 19.24 Uhr ruckelt die Gornergrat-Bahn (die ein wenig an die Straßenbahn am Wiener Ring erinnert) los, voll besetzt mit Skifahrern und „Fußvolk“. Während der Zug höher und höher klettert, leuchtet westlich die „Pyramide Gottes“ im gedämpften Licht des Vollmondes. Nach einem deftigen Käse-Fondue im Kulmhotel Gornergrat (3.100 m), sammelt sich um Punkt 22 Uhr die Skifahrer-Gruppe, um – begleitet von Skilehrern – die nächtliche Abfahrt im Mondlicht und unter Tausenden funkelnden Sternen bis zur Riffelalp (2.211 m) in Angriff zu nehmen. Skifahrerträume werden wahr.
Anreise und Übernachten
Essen und Trinken
– Findlerhof: Entzückendes, uriges Bergrestaurant in einer uralten Alphütte im kleinen Weiler Findeln (2.020 m), per Ski erreichbar, herrliche Aussicht.findlerhof.ch
– Mountain Lodge Ze Seewjinu: Gemütliche Lodge an der Piste zwischen Gornergrat und Rothorn, typisch Walliser Gerichte in feiner Art. zeseewjinu.ch
Übernachten
– 3*-Hotel Alpenroyal: Gemütlich, gute Küche, schöne Sauna; per Aufzug
und Tunnel geht’s ins Dorfzentrum. DZ mit F ab 270 CHF (ca. 245 €) für 2 P., HP 45 CHF (41 €) p.P. alpenroyal.ch
– 4*-Chalet Hotel Schönegg: Gediegenes Relais-&- Chateaux-Haus über Zermatt, Terrasse mit herrlicher Aussicht; DZ mit F ab 279 CHF (ca. 253 €) für 2 P. schonegg.ch
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