Davos, die höchstgelegene Stadt Europas, liegt auf 1.560 Meter Seehöhe. Von  Dezember bis Februar verwandelt sich das Sportstadion Davos in eine 4.500 m²  große Eislauffläche

Schweizer Winterwunderland: Eine Reise in den Nobel-Skiort Davos

Leicht gerät man im Schweizer Winterwunderland Graubünden ins "Gwundern". Heuer besonders, da Davos 100 Jahre "Zauberberg" feiert.

Überblick

Anfahrt

Per Railjet ins Engadin in ca. 5,5 Std. von Wien bis Landeck 

Weiter per Postbus in Richtung Scuol. Weitere Infos: switzerland.com, davos.ch, oebb.at

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Von Manfred Ruthner

Schon der Beginn verläuft vielversprechend, eine entspannte Fahrt mit der Rhätischen Bahn durch die verschneite Landschaft nach Davos. Als vor über 150 Jahren die ersten Wintergäste im 1.560 Meter hoch gelegenen Ort eintrafen, war die Anreise sicher beschwerlicher als heute. Aber der Ruf des guten Höhenklimas hatte sich rasch verbreitet. 

Aus dem Bauerndorf entwickelte sich eine international anerkannte Heilstätte mit zahlreichen Sanatorien, um schließlich zu einer Sport- und Tourismushochburg zu wachsen. 1924, vor 100 Jahren, hat Thomas Mann den Roman "Der Zauberberg" fertiggestellt. Die Schatzalp und das Waldhotel, in dem seine lungenkranke Gattin Katja Patientin war, dienten ihm als Inspiration. 

Thomas Mann hat mit seinem Werk maßgeblich zur internationalen Bekanntheit von Davos beigetragen, 2025 wird sein 150. Geburtstag gefeiert. Nicht nur das ist ein guter Anlass, um sich auf den Weg ins Winterwunderland Graubünden zu begeben.

Heute können sich Touristen aus aller Welt dem "weißen Rausch" hingeben. Mit dem Schrägaufzug der Parsennbahn, wegen der hohen Geschwindigkeit auch "Alpen-TGV" genannt, werden rasch tausend Höhenmeter gewonnen und das Weissfluhjoch erreicht. Die weiten Pisten bieten reinsten Genussskilauf, trotz herrlichem Wetter und bester Schneelage verlieren sich die Skifahrer auf den vielen Abfahrten. Skiguide Herbert zeigt die vielen Varianten auf Parsenn, einem von sechs Skigebieten rund um Davos.

Davos Congress, das erste klimaneutrale Kongresszentrum der Schweiz, bietet dem jährlichen Weltwirtschaftsforum die passende Bühne

©mauritius images / imageBROKER / Kim Petersen/imageBROKER / Kim Petersen/mauritius images

Iglu und Käsefondue

Bemerkenswert ist die angenehme Ruhe rund um Berghütten und Restaurants, hier gibt es keine von vielen schon lästig empfundene Musikbeschallung in freier Natur. Einen luxuriösen Aufenthalt oben auf Parsenn bietet das Iglu-Dorf, welches Winter für Winter neu gebaut wird. Alle Iglu-Zimmer sind mit Thermomatten und gut wärmenden Expeditionsschlafsäcken ausgestattet. Großartige Sonnenaufgänge lassen sich hier erleben, das Iglu-Restaurant bietet Käse-Fondue auf der Sonnenterrasse mit tollem Bergpanorama. Unvergesslich bleibt auch die Schneeschuhwanderung in der Nacht und das anschließende Aufwärmen im Außenwhirlpool.

Das Iglu-Dorf Davos Klosters mit Bar und Restaurant liegt auf 2.600 Meter Seehöhe mitten im Skigebiet.

©iglu-dorf.com

In starkem Gegensatz zur Alpenmetropole Davos steht das nahe, etwas unterhalb auf 1.200 m gelegene Klosters. Eingebettet im ländlich gebliebenen Teil des Prättigaus war der Ort mit seiner dörflich-romantischen Atmosphäre in den letzten Jahrzehnten dank illustrer Gäste aus dem britischen Königshaus weltweit in den Medien präsent. Beim Flanieren durch das elegante Dorf mit seinen Chalets aus mächtigen Baumstämmen wirkt alles höchst diskret.

Davos Klosters gilt als Wiege des Skisports in der Schweiz.

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Understatement ist zur Erfolgsformel avanciert. Bei einem gemütlichen Abend mit Davoser Käse, Steinpilzen und Brotstückli im Berghaus Alpenrösli bietet sich ein grandioser Blick auf die nächtliche Winterlandschaft mit dem Sternenhimmel darüber. Eine "Schlittelpartie" durch die winterliche Bergwelt hinunter nach Klosters wird zum sportlichen Tagesabschluss. "Schlittel" und Piste sind mit Lampen beleuchtet, Kurve für Kurve staubt der Schnee hoch auf, durch die Beleuchtung entstehen zauberhafte Bilder.

Durch den 20 Kilometer langen Vereinatunnel erreicht die Rhätische Bahn das Unterengadin, hier taucht man in eine ganz andere Welt ein. Der junge Inn, die namensgebende Lebensader der gesamten Region, bahnt sich seinen Weg durch enge Schluchten und entlang pittoresker Dörfer. Die romanische Sprache und Kultur werden von einer durch authentische Ursprünglichkeit und Ruhe geprägten Bevölkerung nach wie vor aktiv gelebt.

Mit Schneeschuhen unterwegs 

Im 180-Einwohnerdorf Guarda, hoch über der Talebene auf der sonnigen Nordterrasse des Inntals, wartet Guide Lukas schon mit den Schneeschuhen. Hilfreich sind diese Steighilfen auch beim Spaziergang auf den schneeglatten Gassen zwischen den Jahrhunderte alten, schmucken Bauernhäusern des Ortes. Guarda ist praktisch verkehrsfrei, wie ein Museumsdorf, in dem die Zeit stehen geblieben scheint.

Kurios wirkt ein Ziegenstall mit kleiner Terrasse als Auslauf. Der Stall ist wie vor 300 Jahren im Erdgeschoß eines der Bauernhäuser untergebracht, um die Wohnräume darüber zu erwärmen. Das Dorf besteht fast ausschließlich aus typischen Engadinerbauten mit kunstvollen Sgraffiti. Jedes Haus ist besonders und anders. Man kommt aus dem Staunen kaum heraus, aber Lukas will mehr von seiner Heimat zeigen. Es gibt noch viel zu sehen.

Schneeschuhwandern mit Blick übers Inntal zum Schweizer Nationalpark

©Manfred Ruthner

Schneehase oder Reh? Ein Winterwanderweg dient zum Eingewöhnen an die für viele ungewohnten Schneeschuhe. Aber bald geht es ins freie Gelände, und bei den Schritten im weichen Pulverschnee fühlt man sich schnell sicher und genießt die prächtige Aussicht hinüber auf die andere Seite des Inns zum einzigen Nationalpark der Schweiz.

Bei kurzen Pausen zur Erholung gilt es manchmal, eine Tierspur im Schnee zu enträtseln. Lukas versteht es sehr gut, Städtern die Augen für die Schätze der Natur zu öffnen.

Am Nachmittag taucht das Ziel der Wanderung, das Dorf Ardez, unten im Tal auf. Wie verlockend wäre jetzt eine Abfahrt mit Skiern durch den unverspurten Schnee, aber auch das gemütliche Hinunterspazieren in der Gruppe mit den Schneeschuhen hat unbestritten seinen Reiz.

Die Rhätische Bahn erschließt auf idyllischen Routen Orte und Täler in Graubünden

©Rhätische Bahn / Andrea Badrutt

Mineralwasserdorf Scuol Von Ardez geht es mit dem Zug nach Scuol, dem Hauptort des Unterengadin. Auch hier sind die Häuser in den alten Dorfteilen sehenswert. Traditionelles wird gepflegt, wie die Herstellung des berühmten Bündnerfleisches. So mancher Fleischer führt Besucher gerne durch seinen Betrieb. Viele Restaurants bieten kreative Menüs, um die regionale Küche in allen Facetten zu entdecken. Auffallend sind auch die vielen Brunnen in diesem Mineralwasserdorf.

Davos auf der Karte

©Grafik

Scuol ist seit 130 Jahren eine Wellness-Destination. Eine willkommene Gelegenheit, nach der Schneeschuhwanderung zu entspannen, bietet die weitläufige Bäder- und Saunalandschaft im Bogn Engiadina. Beim Baden im Freibecken in reinem Mineralwasser, beim Schwitzen in der Panoramasauna mit Glasfront oder vom Ruhehaus mit Blick auf die herrliche Kulisse der Engadiner Bergwelt.

Der Graubündener Winter bietet eine bunte Palette, Lifestyle geprägte Skiorte von Weltruf, unberührte Naturschönheiten und Vorzeigedörfer der Schweizer Geschichte liegen eng nebeneinander.

1000 Jahre Zauberberg

Thomas Mann (1875-1955). Im Frühling 1912 kam der deutsche Schriftsteller erstmals nach Davos. Er besuchte seine Frau Katja, die wegen eines Lungenleidens im damaligen Kurort weilte. Hier holte sich der spätere Nobelpreisträger Inspiration für den Roman "Der Zauberberg". Dafür erfindet Thomas Mann das Sanatorium "Berghof", in dem die Romanfigur Hans Castorp absteigt. 

Das 1924 erschienene Werk setzte dem Höhenkurort Davos ein literarisches Denkmal, "Der Zauberberg" ist also primär eine mit Davos verwurzelte literarische Anekdote von Mann. Das kommt nicht von ungefähr, denn Anfang des 20. Jahrhunderts war Davos im wahrsten Sinne des Wortes ein Zauberberg: Während in ganz Europa die Tuberkulose wütete, war in Davos kein einziger Dorf-Bewohner krank. Um 1860 entdeckte der deutsche Arzt Alexander Spengler, der als Flüchtling in die Schweiz und als Landschaftsarzt nach Davos gekommen war, dass dort die Tuberkulose nicht vorkam. Er führte dies auf das trockene und sonnige Klima des Bündner Hochtals zurück. Schon früh wurde deshalb die heilende Wirkung der Davoser Höhenluft bekannt, was internationale Gäste nach Davos lockte. In den luxuriösen Privatsanatorien ließen sich die Reichen und Mächtigen  gegen Tuberkulose behandeln. Das wohlhabende Bürgertum stieg in den Kurhotels ab.

Tipps: Lokale zum Einkehren

  • Berghaus Alpenrösli 

Hoch über dem Bergdörfchen Klosters auf 1.450 Metern mitten in der Natur auf einer Lichtung gelegen. Die Kulinarik am Abend punktet mit regionalen Spezialitäten, wie vielerlei Fondues.
alpenroesli.com

  • La Martina, Davos 

Als Sporthotel Clavadel bekannt, war früher im Besitz der Zürcher Höhenklinik. 2023 nach umfangreicher Renovierung wiedereröffnet. Der Grill ist der Mittelpunkt des Restaurants, hier werden herzhafte Steaks zubereitet.
la-martina.ch

  • Hotel Restaurant Astras 

Im Zentrum von Scuol bietet das traditionelle Haus Spezialitäten aus dem Engadin, drei verschiedenen Mittags-Menüs und reichhaltige Fitnessteller. 
astras.ch

Hotels 

  • Ameron Davos 

Das Nobelhotel im Zentrum gelegen, bestens ausgestattete Zimmer in modernem Schweizer Design bieten einen Panoramablick in die Bergwelt, 850 m² großer Spa-Bereich zum Entspannen nach Wintererlebnissen.
ameroncollection.com

  • Hotel Joseph’s House 

Das imposante Jugendstilhaus wird jetzt nach grundlegender Renovierung mit moderner Einrichtung und Wellnessbereich wiedereröffnet. Von den geschützten Balkonen auf der Südseite bietet sich ein herrlicher Blick auf das Jakobshorn. 
davosklostersmountains.ch

  • Lengmatta Boutique Hotel und Restaurant

Ein ehemaliges Bauernhaus wurde mit viel Liebe zum Detail renoviert und gemütlich eingerichtet. Mit Ortsbus ist das 5 km entfernte Davoser Zentrum in wenigen Minuten erreichbar.
lengmatta-davos.ch

Erlebenswertes

  • Early-Bird-Skifahren auf Parsenn

Der Traum, frühmorgens vor der offiziellen Betriebsöffnung die ersten, exklusiven Spuren auf den frisch präparierten Pisten zu ziehen, wird wahr. Sonnenaufgang mit Blick auf das atemberaubende Panorama der Bündner Berge.

  • Wintersportmuseum Davos 

Mit reichhaltiger Sammlung wertvoller Wintersportgeräte, wie Skier, Bobs und Schlittschuhe. Die Ausstellungsstücke reichen von den Anfängen des Wintersports bis hin zur Gegenwart.

  • Fackelwanderung

Mit Blick auf Klosters oder Davos: ein Guide führt nachts durch die verschneite Landschaft, wärmende Getränke sind inbegriffen.

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