Österreichische Seen, die auch im Herbst einen Ausflug wert sind

Der Sommer atmet aus, die heimischen Seen gehen schön langsam schlafen. Doch zuvor taucht die Herbstsonne alles in goldenes Licht, die Wälder schillern bunt.

Es herbstelt, das geht manchen ans Gemüt. Nix mehr zu lachen. Man angelt die Jacke aus dem Kasten, sucht nach dem Schal. Die Tees werden aus den Regalen gezupft – ciao, du Sommerliebe. Melancholie liegt in der Luft. Nicht umsonst ist der Herbst Hoch-Zeit der Dichter – von Rilke bis Trakl, von Lenau bis Morgenstern, der schrieb: 

Dies ist des Herbstes leidvoll süße Klarheit,
die dich befreit, zugleich sie dich bedrängt;
wenn das kristallene Gewand der Wahrheit
sein kühler Geist um Wald und Berge hängt.

Gerade der Herbst hat viel Gutes, als Chance auf Kontemplation. Ruhe. Und Klarheit, siehe Morgenstern. Der Sommer atmet aus, die Zeit lädt ein, im Außen das Innen zu suchen, sich zu verbinden, zu sammeln. Da geht noch was: um Kraft zu tanken und zu lachen, im Licht der satten Sonnenstrahlen. Seen eignen sich perfekt dafür. Im Juli, August haben sie alles gesehen: die Kids beim Ringofahren, die Segler und Wasserskikünstler, Partys, Küsse, Cocktailgläser. Jetzt liegen sie beschaulich da, ihr Wasser durchmischt von Herbstwinden – ein Spiegel für das farbenprächtige Rundherum. 

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Drei Seen haben wir ausgesucht, im Süden, Westen, Osten. Zunächst der Wörthersee, mit gut neunzehn Quadratkilometern Fläche der größte See Kärntens. Mondänes Sinnbild des sommerlich pulsierenden Highlife. Und im Herbst? Alles anders. Die Diva schminkt sich ab, es kommt eine andere Schönheit zum Vorschein. Da kann es sein, dass es nebelt – ein Charakteristikum des Klagenfurter Beckens, vor allem im Spätherbst. Zuvor aber Sonnengeschenke: Wie das Licht vom Wasser reflektiert wird und es die Landschaft vergoldet. Morgens, wenn der See wirkt, als würde er dampfen und noch ein wenig schlafen. Jetzt darf gewandert werden, etwa auf einem von vier „Slow Trails“. Oder dem fünfundfünfzig Kilometer langen Wörthersee-Rundweg.

Blick auf Maria Wörth am Wörthersee, wenn sich die „Diva“ langsam zurückzieht und der See wieder zu Ruhe kommt 

©PichlerKoban/VeldenTourismus

Die Schiffe garantieren auch im Oktober noch, dass der Wanderer wieder zurückkommt, wo er begonnen hat. Baden? Kann man, muss man aber nicht. Ab Oktober gehen die Abgehärteten ins Wasser. Immer lohnend: ein Ausflug rüber zum Millstätter See, wo bis Ende November „Kulinarisches Tafeln“  angesagt ist, mit regionalen Produkten. 

Für vorwinterliche Seen- und Seelsorge eignet sich der türkisblaue Attersee (und seine zahlreichen Nachbarseen) im Westen Österreichs wunderbar, er ist sechsundvierzig Quadratkilometer groß. Vielleicht weht noch ein warmer Wind, es duftet nach Heu, alles schön gemächlich. Von hier aus lässt sich das Salzkammergut erkunden, was man an heißen Tagen eher sonnenfaul auslässt. Mit dem E-Bike, auf dem Bergeseen-E-Trail, als Ergänzung zum gleichnamigen Weitwanderweg durchs Salzkammergut, auf einen „Sprung“ zum Irrsee, Gosausee, Traunsee. Die Region bietet 76 wunderbare Seen. Sich ein bisserl anstrengen, schwitzen – und dann: essen. Herbst, was willst du mehr? Öl, Wild und Zwetschke sind die Hauptdarsteller des Genussherbstes am Attersee vom 13. bis 22. Oktober, samt Kulinarikfestival und Bierfrühschoppen.  
 

Zuletzt ab in den Osten, ins Mostviertel, zum smaragdgrünen Lunzer See – klein, aber oho. Ein Ort der Stille und als Bergsee im Oktober mit durchschnittlichen vierzehn Grad Wassertemperatur sehr frisch. Gewandert wird auch hier, etwa zum Obersee, 1.113 Meter hoch gelegen, kristallklar, dabei immer im Blick: der mächtige Dürrenstein.

Der glasklare Lunzer See im Mostviertel lädt zum Schlendern und Wandern ein – Lunz ist nämlich auch ein „Bergsteigerdorf“ 

©FranzJ - stock.adobe.com/FranzJ/stock.adobe.com

Wer es gemütlicher mag, schlendert einfach rund um den See, und kehrt in der „Seeterrasse“ ein, auf eine fangfrische Forelle. Dort ist Ende Oktober Sperrstunde, vorher gibt’s noch herbstliche Gansln. 

Info

Wörthersee
– Anreise: Mit dem Railjet  nach Klagenfurt oder per Flixbus
– Veranstaltungen: Krimifest mit Lesungen am Wörthersee und in Villach, 22.–31. 10. Kulinarisches Rübenfest in Keutschach,  23.–24. 10. 

Attersee
– Anreise: Mit Railjet via Vöcklabruck, dann regional 
– Veranstaltung: Genussfest Attersee, 13.–22. 10., attersee- attergau.salzkammergut.at

Lunzer See
– Anreise: Mit ICE nach St. Pölten, dann Bus & Zug via Scheibbs nach Lunz/See
– Tipp: Wanderung zu Rehbergalm mit Einkehr im urigen Almgasthaus Rehberg, almgasthaus-rehberg.at, Lunz ist „Bergsteigerdorf“: lunz.at

Gabriele Kuhn

Über Gabriele Kuhn

Seit 1995 an Bord des KURIER - erst 14 aufregende Jahre lang als Ressorleiter-Stv. im Freizeit-Magazin, dann als Leiterin des Ressorts Lebensart. Seit 2017 Autorin. Kolumnistin. Interessens- und Know-How-Schwerpunkte: Medizin, Lifestyle, Gesundheit. Und Erotik. Die ironische Kolumne "Sex in der Freizeit" gibt es seit 2002. Damit's nicht fad wird, schreibe ich seit Anfang 2012 die Paar-Kolumne "Paaradox" gemeinsam mit Ehemann und Journalist Michael Hufnagl. 2014 wurde Paaradox zum Lesekabarett - mit Auftritten im Rabenhof und auf vielen Bühnen Ostösterreichs.

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