Fürs Booterl-Fahren am Lunzer See ist man nie zu alt

Man muss kein mehr Kind sein, um entspannt übers Wasser des einzigen natürlichen Sees Niederösterreichs zu gleiten.

Erinnerungen an ewig lange Autofahrten, die der immer stärker um sich greifenden Fadesse ausreichend Raum boten, über immer gleich wirkende Hügel und auf kurvigen, schmalen Straßen dahin, Windrauschen am offenen Fenster, Durchzug im Kopf. Und dann dieser Moment, plötzlich leicht, fast schwerelos mitten im schier unendlich wirkenden Wasser treibend. Die verheißene Bootsfahrt auf dem Lunzer See: Sanftes Geplätscher hat die Fahrgeräusche abgelöst, die Sonne brennt jetzt direkt auf den Kopf, die Mutter drängt vehement zum ungeliebten Sonnenhut und dem neuerlichen Benutzen der verhassten, weil klebrigen Sonnencreme. Der Vater sitzt knapp gegenüber, zwei lange Hölzer in den Händen und taucht sie im Takt ins Wasser. Und alles ist perfekt beim Booterl-Fahren auf dem Lunzer See.

Kinderheitserinnerungen, überholt

Mit Kindheitserinnerungen ist es so eine Sache. Viele Jahre später stellt sich die einst unendliche Autofahrt als eine kaum erwähnenswerte, knappe dreiviertel Stunde heraus, der See ist kleiner als aus der Kinderperspektive und das Rudern spürt man nun selber in den Oberarmen. Veränderungen, den vergangenen Lebensjahren geschuldet, und auch der persönliche Horizont hat sich über das Mostviertel hinaus erweitert. Das oftmalige Sonntagsausflugsziel der Kindheit hat seinen Sonderstatus dennoch nicht eingebüßt – Lunz geht immer! Wenn das erste Verkehrsschild den Weg nach Lunz am See weist und dann endlich der See hinter der letzten Kurve auftaucht, ist es verlässlich da, dieses Gefühl des Ankommens und der Vorfreude.

Lang und tief

Zusätzlich hat man im Lauf der Jahre Wissenswertes erlernt: 1.700 Meter lang ist dieser einzige natürliche See Niederösterreichs. Seine Lage zwischen Bergen, seine erhabene Ruhe, der Status als nahes Erholungsgebiet, all das zieht viele Mostviertler an. Dass er auch als oftmaliger winterlicher Kältepol des Landes gilt, mag im Hochsommer nicht so begeistern. Da erfreut man sich an der Abkühlung, die das Planschen im gemeindeeigenen Seebad verspricht. Durch die voralpine Lage und die Tiefe von rund vierunddreißig Metern darf man sich tatsächlich auf ein frisches Bad freuen. Wobei Wassertemperaturen von rund dreiundzwanzig Grad auch keine Seltenheit mehr sind und sich die nötige Kälte für komplettes Zufrieren des Sees im Winter nicht jedes Jahr einstellen will. Ist das Eis dick genug, wird der See übrigens zum riesigen Natur-Eislaufplatz.

Im Sommer allerdings gleitet man bevorzugt im Boot übers Wasser, und dafür gibt es am Lunzer See doch einige Möglichkeiten, vom Ruder- übers Elektro- bis zum größeren Gruppen-Boot – jedes Mal eine kleine Auszeit. Samt der Erkenntnis: Booterl-Fahren auf dem Lunzer See geht in jedem Alter. Dazu ist man ebenso wenig zu alt, wie danach ein Eis zu schlecken. Am besten schmeckt es immer beim Standl gegenüber des Bootsverleihs. ingrid teufl

Ingrid Teufl

Über Ingrid Teufl

Redakteurin im Ressort Lebensart. Gesundheit, Wellness, Lifestyle, Genuss. Seit 1997 beim KURIER, Studium Geschichte/Publizistik, Germanistik, Politikwissenschaften [Mag.phil.] Mag Menschen, Landschaften und Dinge, die gut tun, gut schmecken, gut riechen, neu sind.....und darüber schreiben.

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