Luxemburg: Essen, Trinken, Sightseeing - eine Stadt auf hohem Niveau

Luxemburg ist eine der kleinsten Hauptstädte Europas – luxuriös, legendär, voller Kontraste, gutem Essen und tollen Sehenswürdigkeiten.

Die edle Oberstadt grenzt direkt an das dörfliche Pfaffenthal, tiefe Schluchten ziehen sich durchs Stadtzentrum und herzhafte Gerichte werden mit feinem Crémant abgerundet.

Das High in High Society ist in Luxemburg wörtlich zu nehmen. Um von unserem Quartier in die Altstadt zu gelangen, gilt es an der Cote d'Eich eine steile Steintreppe zu erklimmen, während rechter Hand charmante Villen auf den Felswänden thronen. Und der Großherzogliche Palast, die einzige Kathedrale des Landes sowie die engen Gässchen, die sich hier befinden, versprühen so viel Charme und Geschichte, dass die gesamte Altstadt UNESCO-Weltkulturerbe wurde.

Die Stadt voller Kontraste

Die Luft ist dabei erfrischend klar, das Panorama immer wieder überraschend grün. Luxemburg – das wird schon am ersten Morgen klar – ist eine Stadt voller Kontraste. Da sind nicht nur die dramatischen Felswände mit ihren Tunnelsystemen und der mittelalterlichen Festung, die durch ihre Uneinnehmbarkeit den Beinamen Gibraltar des Nordens erhielt. 

Luxemburg besticht durch seine Vielseitigkeit: modern und doch historisch, kompakt und grün.

©Getty Images/iStockphoto/maniscule/iStockphoto

Dazu kommen die tiefen Täler durch die Alzette und Pétrusse gegraben, die diese Stadt wie kaum eine europäische Metropole teilen. In der Ferne ragen wiederum die modernen Hochhäuser von Kirchberg gen Himmel – Luxemburgs internationaler Finanz- und Wirtschaftsstandort. Denn in dieser Stadt befinden sich nicht nur der Europäische Gerichtshof sowie die Europäische Investitionsbank, sondern auch Standorte internationaler Konzerne wie Amazon oder Paypal.

Und so sind auch die Bewohner ungewöhnlich facettenreich...

72 Prozent der Luxemburger kommen aus dem Ausland und haben ihre Gewürze, Geschmäcker und Delikatessen mitgebracht. Dabei ist die luxemburgische Küche an sich vielfältig, ließ sich seit jeher vom umliegenden Frankreich, Belgien und Deutschland inspirieren. 

Dazu kommen markante Eigenkreationen wie die Rieslingspaschtéit (eine würzige Schweinefleischpastete mit Riesling abgeschmeckt) oder die knusprigen Gromperekichelcher Kartoffelpuffer – die zum Frühstück mit Ei serviert, als Mittagssnack auch gerne mit Apfelmus komplementiert werden. 

Luxemburgische Spezialität: herzhaft-kunsprige Pasteten.

©passion meets creativity/visit luxembourg

Noch bevor man die Oberstadt vom Norden her erreichen kann, fällt ein wuchtiger Tunnel auf, der über eine geschäftige Stadtstraße führt und an dessen Ende eine Glasplatte etwaige Höhenängste auf die Probe stellt. Es geht 50 Meter senkrecht in die Tiefe, zur Alzette ins malerische, aber eher dörfliche Pfaffenthal. 

Seit 2016 kann man den Weg in Sekundenschnelle mit dem Panoramalift zurücklegen – ein Umstand, der dem gemütlichen Stadtteil mehr Sichtbarkeit eingebracht hat. Doch dorthin geht es an diesem Tag erst später.

Die edle Oberstadt

Geradeaus weiter werden die Häuser schon bald imposanter und die Gassen wuseliger, bis man am Krautmarkt auf die prunkvolle Fassade des Großherzoglichen Palasts stößt. An der Stelle des früheren Rathauses wurde vor rund einem Jahrhundert die offizielle Stadtresidenz der Herzogsfamilie errichtet.

Der Großherzogliche Palast ist die offizielle Stadtresidenz der luxemburgischen Adelsfamilie.

©CHRISTIAN MILLEN

Die reich verzierten Fenster und Balkone, die Erker und Türmchen ziehen zu jeder Jahreszeit Besucher an. Doch wer Luxemburg in den warmen Monaten besucht, bekommt auf einer Führung auch die holzgetäfelten Räume und vergoldeten Decken, die Wandteppiche und riesigen Porträts, die Prunksäle und Treppenhäuser zu sehen.

Über Geld spricht die luxemburgische Adelsfamilie nicht gerne, aber laut Forbes dürfte Großherzog Henri mit einem Privatvermögen von rund 4,6 Milliarden Euro der "am meisten unterschätzte Monarch der Welt" sein. Aber dann ist Luxemburg an seiner Einwohnerzahl gemessen auch das reichste Land der Erde.

Edle Tropfen werden in Luxemburg besonders gern getrunken.

©Bauer Anna-Maria

Feines Dinieren

Dieser Umstand wird beim Flanieren schnell offensichtlich. Nicht nur, weil der Blick außergewöhnlich häufig auf Porsche oder Bentley fällt; die Straßen sind äußerst sauber, die Parks sehr gepflegt, das Sicherheitsgefühl hoch.

Auch die Dichte prämierter Lokale ist besonders. Bei nur 672.500 Einwohnern gibt es gleich zehn Michelin-Sterne-Restaurants. Auch das modern-elegante Le Plëss am Place d'Armes, fünf Gehminuten vom Palast entfernt, ist im Michelin Guide gelistet. Das Kalbssteaktatar ist hier hauchdünn, der geräucherte Lachs zerfällt auf der Zunge und man erkennt rasch das hohe Niveau, auf dem luxemburgische Restaurants agieren.

Das edle Restaurant Pless im noblenRelais & Châteaux Hotel Le Place d'Armes

©Relais & Chateaux

Im Anschluss führt der Stadtspaziergang vorbei an der Statue der Großherzogin Charlotte, die während des Zweiten Weltkriegs im britischen Exil über die BBC Botschaften der Hoffnung in ihr Heimatland sandte.

Schönster Balkon Europas

Weiter geht es durch die spätgotische Notre-Dame; die einstige Jesuitenkirche wurde 1870 von Papst Pius zur Kathedrale erhoben. Am anderen Ende der Oberstadt angelangt, geht es im Zickzackweg bergab – mit obligatorischem Stopp am Chemin de la Corniche, um den Ausblick zu genießen: Nicht ohne Grund wird dieser Vorsprung als schönster Balkon Europas bezeichnet.

Am Ufer der Alzette stößt man auf die magentarote, kantige Statue einer Nixe. Graf Siegfried, so erzählen die Luxemburger die Gründungslegende der Stadt, war im 10. Jahrhundert ein begnadeter Jäger. Doch eines Tages verirrte er sich, folgte wunderschönem Gesang und fand in der Burgruine des Bockfelsens (auf dem Luxemburg erbaut worden ist) Melusina

Sie erhörte sein Liebeswerben, stellte jedoch zwei Bedingungen: Die Klippen werde sie nie verlassen, und samstags wolle sie alleine sein. Siegfried willigte ein – hielt sich aber nicht daran, sondern linste durchs Schlüsselloch. Und so sah er Melusina in der Badewanne, mit Fischschwanz anstelle ihrer Beine. Unter einem Aufschrei verschwand die Nixe – und kehrt seitdem alle sieben Jahre in Menschengestalt zurück. 

Die Statue am Alzette-Ufer wurde 2015 von Serge Ecker geschaffen, um das 1050. Jubiläum der Stadt zu zelebrieren.

Das ruhige Pfaffenthal liegt im Kontrast zur edlen Oberstadt.

©Bauer Anna-Maria

Hugo war fasziniert

Der Rückweg im ruhigen Pfaffenthal gibt eine Einstimmung für die kommenden Tage. Wer Luxemburg besucht, sollte nicht die saftig-grüne, burgenreiche Umgebung verpassen. Mit Zug und Bus geht es rund eineinhalb Stunden in den Norden, ins schmucke Dorf Vianden, in dem sich historische Häuser aneinander und an den Hang schmiegen. 

So malerisch fand der französische Künstler Victor Hugo den Ort, dass er nicht nur 50 Gedichte hier schrieb, sondern das Dorf mit der wuchtigen Burg in einer seiner düsteren Aquarellzeichnungen festhielt. Sein früheres Wohnhaus am Ufer des Fluss Our ist heute ein Museum

Tags darauf geht es ins Städtchen Remich, an der Mosel, unter Tage. Das Weingut Caves St Martin, eines der ältesten des Landes, bietet Führungen durch jene Höhlen, die seinen Schaumwein lagern. Und beim Nippen am berühmten Crémant wird klar - ob unter Tage oder Oberstadt, Luxemburg ist faszinierend vielseitig.

Anna-Maria Bauer

Über Anna-Maria Bauer

Wienerin und Weltenbummlerin. Leseratte und leidenschaftliche Kinogeherin. Nach Zwischenstopps in London und als Lehrerin in der Wien-Chronik angekommen. Interessiert an Menschen, die bewegen, begeistern oder entsetzen; an ungewöhnlichen Ideen und interessanten Unmöglichkeiten. "Nichts ist verblüffender als die einfache Wahrheit, nichts ist exotischer als unsere Umwelt, nichts ist phantasievoller als die Sachlichkeit." Egon Erwin Kisch: Der rasende Reporter.

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