Kopenhagen: Wie das Ross in die Sternwarte kam
Vom Rundetårn hat man einen prächtigen Blick auf die Altstadt der dänischen Metropole. Ein Kuriosum ist die spiralförmige Reitertreppe, die in die Turmspitze des Observatoriums führt.
Überblick
ganzjährig
Dänische Krone (DKK)
ca. 2h mit dem Flugzeug
Futuristisch ist bereits die Fahrt vom Flughafen Kopenhagen-Kastrup in die Stadt: Alle Linien der Metro Kopenhagen fahren vollautomatisch (die neue Wiener U5-Linie soll ebenfalls fahrerlos unterwegs sein), der Kaffee ist teurer als in den Wiener Kaffeehäusern und die Radwege, tja – die sind länger, breiter (neue werden vier Meter breit gebaut, damit man auch mit Lastenrad überholen kann), baulich getrennt von der Straße und in Summe also besser. Für die Bevorzugung der Radwege im Stadtverkehr hat sich international mittlerweile sogar ein englisches Wort eingebürgert: „copenhagenize“.
Der erste Eindruck: Die dänische Hauptstadt København (630.000 Einwohner) wirkt vielerorts wie eine skandinavisch-grüne Zukunftsvision Wiens. Nur gegen das von Touristen gern gepflegte Klischee des überwiegend schlechten Wetters haben sich die innovationsfreudigen Dänen noch nichts Wirksames einfallen lassen. Regen heißt in der Landessprache weiterhin schlicht „regn“ und ist in diesem Fall die meteorologische Untermalung des Citytrips.
Der Blick zum Himmel hat hier Tradition, man denke an den dänischen Adeligen und Astronomen Tycho Brahe, der im 16. Jahrhundert ohne Teleskop präzise Himmelsbeobachtungen durchführte. Etliche Jahre nach seinem Tod ließ Dänen-König Christian IV. um 1640 den Rundetårn errichten. Das fünfunddreißig Meter hohe, runde Bauwerk beherbergt das älteste funktionsfähige Observatorium Europas und war lange eine bedeutende Anlaufstelle für die wissenschaftliche Sternbeobachtung. Dass Sternderl schauen ein zeitintensiver Beruf ist, beweisen die zwei Latrinen im Turm. Die Exkremente landeten in einer Grube, die angeblich nur alle fünfzig Jahre geleert werden musste. Heute eröffnet sich für Besucher von der Außenplattform vor allem ein schöner Blick auf die Altstadt. Das architektonische Highlight ist aber der Weg hinauf zur Turmspitze. Der spiralförmige Gang hat keine Treppen, sondern ist als gleichmäßig ansteigender Rundgang konzipiert. So konnten Bücher und schwere astronomische Instrumente bequem mit Pferd und Kutsche hinauftransportiert werden. Oder der König mit seinem Ross hinaufjagen, wer weiß.
Sogar Hans Christian Andersen – der weltbekannte Dichter verstarb in Kopenhagen – erwähnt in seinem Märchen „Das Feuerzeug“ den Rundetårn. Apropos: Geht es um die Sehenswürdigkeiten Kopenhagens, nennen Reiseführer immer die Kleine Meerjungfrau an der Uferpromenade Langelinie. „Den lille Havfrue“ entsprang einem Andersen-Märchen, ist aus Bronze und sitzt elegant auf einem Stein am Ufer.
Aber ehrlich, Sie müssen dort nicht hin – dafür hat Kopenhagen viel zu viel zu bieten. So muss für einen genussvollen Abstecher in die Freistadt Christiania, dem seit 1971 bestehenden alternativen Wohnviertel am Wasser, immer Zeit bleiben. Dort ist Kopenhagen nicht hip, sondern Hippie.
Essen gehen in Kopenhagen
Frühstücken: In einer der vier hippen „Mad & Kaffe“-Filialen in Kopenhagen, madogkaffe.dk
Zwischendurch: Fantastisches Smørrebrød gibt’s in den innerstädtischen Markthallen Torvehallerne
Abends: Im Viertel um den alten Schlachthof (Slagtehusgade) südwestlich vom Tivoli gibt’s viele Lokale, von leistbar bis teuer. Etwa „Warpigs Brewpub“ – vom Kantinenflair nicht abschrecken lassen
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