Hawaii: Auf der Suche nach dem Aloha-Spirit
Hawaii gehört zu den wenigen echten Traumzielen. Eine Kreuzfahrt zu den vier größten Inseln des Archipels im Pazifischen Ozean zeigt grandiose Natur.
Ein Blüten-Lei für die Dame, ein Muschel-Lei für den Herren: Es fängt hawaiianisch an auf der „Pride of America“, die in einer Woche die vier großen Hawaii-Inseln und dort fünf Häfen anläuft. Die Blumen- und Muschelkränze werden jedem Passagier um den Hals gelegt, als Symbol für den Aloha-Spirit. In dieser Atmosphäre geht alles etwas langsamer und freundlicher vonstatten, Blütenduft versüßt den Alltag und die Anmut der Einheimischen verzückt die Besucher. Die Hawaiianer sagen „Aloha“ zum Gruß und zum Abschied. Doch „Aloha“ bedeutet auch: Atem des Lebens. Bei Mai Tai und Hula-Show verlässt das Schiff den Hafen von Honolulu.
Lahaina auf Maui, die erste Station, war zwar ab 1820 Hauptstadt des Königreichs Hawaii, ehe der Sitz 1845 nach Honolulu verlegt wurde, doch auf Ur-Hawaiianer und hawaiianische Kultur trifft man kaum. Amy, 25, blond, aus Texas arbeitet in Lahaina in einer Bar, mixt Mai Tais und sagt: „Ich bin Hawaiianerin“. Sie sei schließlich schon 25 Monate auf Maui. Ähnlich argumentieren Jaiden, geboren in Manila, von der Tauchbasis oder Glaskünstler Plantation-Mike mit japanischen Wurzeln.
Auch Barack Obama ist Hawaiianer, am 4. August 1961 in Honolulu geboren, wenngleich – wie fast alle – kein Ur-Hawaiianer, von denen es, so schätzt man, nur noch rund tausend gibt. Einwohner hat der fünfzigste Bundesstaat der USA 1,4 Millionen. Acht Millionen Touristen kommen jährlich auf die Inseln, davon sechs Millionen nach Oahu, dem Versammlungsort, so die Übersetzung, und davon der Großteil nach Waikiki. Dort werden die Besucherströme kanalisiert und hawaiianische Kultur häufig nur noch als Shows inszeniert.
Vor Maui liegt in Sichtweite die bewohnte Insel Molokai, „die wir nicht anlaufen, weil Molokai seine Ursprünglichkeit weitgehend bewahrt hat“, sagt Harry Sommer, Präsident von Norwegian Cruise Line, der Reederei, zu der auch die „Pride“ gehört. „Die Leute dort wollen keine Touristen“. Auch Niihau steht nicht auf dem Programm: Auf der Insel vor Kauai leben die letzten Ur-Hawaiianer, die noch dazu dort geboren sein müssen, um dort leben oder sogar anlanden zu dürfen. Allen anderen ist der Aufenthalt auf Niihau verboten, paradoxerweise abgesehen von den Soldaten vom US-Stützpunkt, der jedoch komplett abgeschottet ist. Von dort überwachen die USA den Pazifik. Pearl Harbour darf nicht noch einmal passieren.
Heiliger Platz
In Hilo auf Big Island Hawaii regnet es. „On – off“, sagt eine Verkäuferin auf dem Farmers Market. Der Regen kommt, der Regen geht, und das in kurzen Sequenzen. Sonne und Wasser sorgen für eine bunte Blumenpracht sowie riesige Banyan- und Monkeypart-Bäume, von denen einer von Mark Twain gepflanzt worden sein soll. Das Alltagstempo ist gemächlicher als auf Oahu und Maui und es findet sich ein letztes Stück Polynesien (von dort stammen die Hawaiianer), südlich von Kona, wo der berühmte Kaffee wächst: Puuhonua o Honaunau, der heilige Platz der Hawaiianer. Er ist nicht groß, aber magisch. Die bis zu fünf Meter hohen Kii, aus Koa-Holz geschnitzte Götterabbilder, ziehen Besucher in ihren Bann – auch wenn es witterungsbedingt Repliken sind. Am furchteinflößendsten gibt sich Wächter Kukailimoku, am erhabensten Lonoikiaweawealoha, der Gott der Liebe: Man verweilt, staunt – Gänsehaut bei dreißig Grad. Wer die Kapu, die heiligen Gesetze, gebrochen hatte, konnte sich vor Strafverfolgung retten, indem er ins Puuhonua flüchtete, wo ihm die Absolution erteilt wurde.
Drei große Hawaii-Inseln
Von der rund tausendfünfhundert Jahre alten Geschichte der Hawaiianer wurde viel vergessen, häufig sogar jüngste Teile: Obgleich Hawaii seit 1795 Königreich und seit 1894 eigenständige Republik war, annektierten die USA das Inselreich vier Jahre später aus militär-strategischen Gründen und deklarierten Hawaii 1900 zum Territorium und 1959 zum fünfzigsten Bundesstaat der USA. Eine unblutige Übernahme, aber völkerrechtswidrig.
"Aloha Oe"
„Aloha Oe, das bekannteste hawaiianische Lied, hat unsere letzte Königin Liliuokalani geschrieben, als sie, von den Amerikanern unter Hausarrest gesetzt, dem alten Hawaii nachtrauerte“, erzählt Busfahrerin Kemapukakouenikealaokamaile auf Kauai, der letzten der vier großen Hawaii-Inseln, die die „Pride of America“ anläuft. „Mein Vorname hat 27 Buchstaben und bedeutet Blumenkranz, der durch die Luft fliegt“, sagt sie und fügt stolz hinzu: „Ich bin zu fünfzig Prozent hawaiianisch! Und meine Oma von Niihau gab mir diesen Namen.“
Und das Aloha-Feeling lebt auf Kauai: ob mit hawaiianischer Gelassenheit im Bus oder in Bars, wo nicht Country-Musik läuft, sondern traditionelle hawaiianische Lieder, ob in einer Boutique mit Blütenkranzbegrüßung oder in Restaurants, wo sie noch Luau anbieten, das hawaiianische Festtagsessen mit Spanferkel in Bananenblättern aus dem Erdofen. Na also, geht doch: Aloha! Der Atem des Lebens ist noch zu spüren …
Infos
Anreise
Flüge ab Wien gibt es ab rund 850 € (z. B. airfrance.com oder klm.de). Die Flugzeit beträgt mit Umsteigen circa 24 Std., Zeitdifferenz: 11 Std.
Co2-Kompensation via climateaustria.at: 100 €
Kreuzfahrt
Die „Pride of America“ der Norwegian Cruise Line fährt ganzjährig im Wochenrhythmus die Strecke Oahu (Honolulu) – Maui (Kahului) – Big Island (Hilo und Kona) – Kauai (Nawiliwili). Auf dem Rückweg nach Honolulu gleitet die „Pride“ im Schneckentempo entlang der gesamten Napali Coast. Inklusive aller Mahlzeiten, nicht-alkoholischen Getränke und dem Show-Programm kosten 7 Übernachtungen ab rund 1600 € p. P. ncl.com
Vor-/Nachprogramm
Wegen der überteuerten Hotel- und Restaurantpreise auf allen Hawaii-Inseln lohnt sich für den Vor- oder Nachaufenthalt ein Blick in Buchungsportale wie fewo-direkt.de, wo es vom schicken Apartment im Waikiki-Wolkenkratzer bis zum gemütlichen Plantagenhäuschen eine reiche und bezahlbare Auswahl gibt
Allgemein
gohawaii.com
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