So geht Kreuzfahrt: Der ultimative Guide für die perfekte Reise

Innen- oder Außenkabine? Mit oder ohne Getränkepackage? Ausflüge vorab buchen? Kreuzfahrten sind eine kleine Wissenschaft. Was wann und wie zu tun ist, damit die Schifffahrt zur Traumreise wird.

Nein, hier geht es nicht um eine Luxus-Kreuzfahrt wie im aktuellen Film „Triangle of Sadness“, wo sich die Überreichen verhaltensauffällig zeigen. Und wir sind vom Kreuzfahren auch nicht dazu bemüßigt, ein Abrechnungsbuch wie David Foster Wallace zu schreiben, der in „Schrecklich amüsant, aber in Zukunft ohne mich“ satirisch über seine Karibik-Kreuzfahrt schreibt.

Uns zog es kürzlich in den Norden, ganz hoch hinauf in die Fjorde. Von Kopenhagen über Oslo bis Geiranger. Dann wieder retour nach Amsterdam, Brügge, Le Havre bis zum Ausstieg in Southampton. Zehn Tage an Bord eines nagelneuen Schiffes der Reederei NCL, genauer: auf der Norwegian Prima. Die Prima ist eine völlig neue Schiffsklasse. Mit mehr Raum, besserer Ausstattung, sehr modern. Auf dem neuesten Stand der Technik. Sie ging erst im Sommer vom Stapel und die Fahrt, die wir gemacht haben, war erst ihre dritte Kreuzfahrt überhaupt.

Die Norwegian Prima: Das nagelneue Schiff der NCL Reederei

©Sandra Baierl

Wir haben erkannt: Kreuzfahren ist eine eigene kleine Wissenschaft. Es gibt die Profi-Kreuzfahrer, meist kommen sie aus den USA, die alles genau wissen und genau kennen, weil sie jedes Jahr ein oder zwei Mal auf ein Schiff gehen. Und dann gibt es uns, normale Durchschnittsreisende, die sich so etwas mal gönnen. Und dabei viel lernen. Weshalb dieser Guide nun an alle Kreuzfahrt-Interessierten weitergereicht wird. Viele offene Fragen – hier sind die Antworten. 

Die Norwegian Prima hat einen eigenen Luxusbereich, genannt "The Haven", mit eigenen Kabinen, eigenem Spa, eigenem Pool, Restaurant, Bar

©Sandra Baierl

1. Das Buchen

Das Angebot ist fast unüberschaubar. Viele Reedereien, viele Schiffe, viele Kreuzfahrten. Wenn ihr euch für eine Reederei und für ein Schiff entschieden habt, wartet auf Angebote. Die kommen, weil die Gesellschaften ihre Schiffe füllen wollen. Meldet euch also am besten zum Newsletter der Reederei eurer Wahl an und wartet auf Angebote. Wir haben erkannt: je näher es zum Kreuzfahrt-Termin geht, desto mehr Rabatt gibt es. Bis zu 40 Prozent sind da schon drin. Aber irgendwann ist das Schiff dann voll und das wollt ihr auch nicht versäumen. Also: gut ausloten, wie lange ihr mit dem Buchen wartet.

2. Das Kabinenthema

Innen ist klarerweise billiger als außen, Balkon kostet ordentlich extra. Die Wahl der Kabine ist abhängig davon, was einem wichtig ist und wie viel Geld man ausgeben kann und will. Eine Innenkabine ohne Fenster und Balkon ist schon ziemlich eigen, das muss man auch aushalten. Das geht schon, wenn man die Kabine etwa wirklich nur als Schlafstätte sieht. Sonst sind ein Fenster und gar ein eigener Balkon schon ziemlich klasse. Denn die Kabine ist auch ein schöner Rückzugsort, wenn man mal Privatsphäre braucht. Man sitzt dann auf seinem eigenen Balkon, blickt über das Meer und genießt.

Der Balkonausblick: Die Kabine ist ein schöner Rückzugsort

©Sandra Baierl

3. Das Anmeldeprozedere

Wenn ihr gebucht habt, bekommt ihr eine Buchungsnummer und einen Registriercode. Damit erstellt ihr auf der Homepage eurer Reederei sozusagen ein Kundenkonto. Das ist ein ziemlich langwieriges, mühsames Unterfangen, dauert pro Person (für jeden einzeln zu machen) 30 bis 40 Minuten. Nehmt euch also Zeit und geht Schritt für Schritt das Prozedere durch. Dafür braucht ihr alle persönlichen Daten, Reisepass, ein Foto, eventuell Covid-Impfnachweis, die Kreditkarte. Ist das Konto angelegt, seid ihr sozusagen legitimiert, um an Bord zu gehen. Über das Konto wird alles Zusätzliche gebucht (Essen, Trinken, Ausflüge, Spa, etc.), es ist also auch das persönliche Verrechnungskonto.

4. Das Getränkepackage

Eine große Frage für Kreuzfahrer ist: Brauche ich ein Getränkepackage und zahlt sich das aus? Auf der NCL Prima kostet das Softdrink-Package rund 20 Dollar pro Tag – das ist gut und vernünftig. Das 100-Dollar-Alkohol-Package ist hingegen fraglicher. Dafür müsste man rund zehn alkoholische Drinks pro Tag konsumieren, denn die Preise an Bord sind ziemlich überschaubar (5 Dollar für ein Bier, 7 Dollar für ein Glas Wein, 10 bis 12 Dollar für einen Cocktail). Vorteil des Getränkepackage ist generell, dass man auf die Menge der Konsumation nicht mehr Rücksicht nehmen muss. Wer „normal trinkt“, der ist wohl mit einer Pro-Glas-Abrechnung besser dran.

Eine von rund 10 verschiedenen Bars, mit tollen Drinks und sehr freundlichem Barpersonal

©Sandra Baierl

5. Die Ausflüge

Soll man Ausflüge vorab buchen? Muss man oder kann man sich auch nur treiben lassen? Wir haben nichts gebucht und wollten bei jedem Stopp unabhängig sein. Jede Destination bietet dafür viele Möglichkeiten: Taxis, E-Fahrzeuge, einfach Losspazieren. Ein Tipp wäre, sich für jede Destination ein Ziel zu setzen. Wir wollten in Oslo Munchs Schrei sehen, in Amsterdam die Malereien von Rembrandt, in Le Havre an den Strand gehen. Haben wir alles allein gemacht und es war sehr unkompliziert. Wer sich doch noch an Bord für Ausflüge interessiert, kann diese spontan auch am Tag vor der Anlandung buchen.

Im Fjord von Geiranger: dort haben wir die Gegend mit kleinen Elektrofahrzeugen erkundet

©Sandra Baierl

6. Die Spezialrestaurants

Wer schön und gerne isst, muss sich die Spezialitätenrestaurants an Bord gönnen. Wir haben das große Package gewählt, neun Mal, was den Preis pro Restaurantbesuch (je mehr, desto günstiger) auf rund 30 Euro pro Person und pro Dinner gedrückt hat. Das ist superfair, denn die Restaurants sind Spitzenklasse. Man isst dort in kleinem Rahmen, drei-, vier-, fünfgängig, sehr fein. Es gab auf der Norwegian Prima zwölf verschiedene Restaurants, Sushi bis Italiener, Bistro bis Mexikaner, Steak bis Teppanyaki. Wir trauen uns zu sagen: kaum irgendwo in Wien isst man auf diesem hohen Qualitätsniveau. Zusätzlicher Effekt: Man koppelt sich damit ein bisschen von der Masse ab, ist privater in den Restaurants. Für jene, die es gerne exklusiver haben.

Das Essen in den Spezial-Restaurants an Bord der Norwegian Prima

7. Die Trinkgelder

Ja, Trinkgelder werden auf allen Rechnungen automatisch berücksichtigt und aufgeschlagen – und das ist auch gut so. Denn das Personal an Bord lebt auch von ebendiesen Trinkgeldern. Ist man an Bord eines Kreuzfahrtschiffes, lernt man Gastfreundschaft völlig neu kennen. Weshalb man Münzen oder den Dollar-Schein immer parat haben sollte. Für die entzückende Kabinen-Betreuerin, für den freundlichen Barmann, der den Drink so mixt, wie man ihn möchte, für den Kellner, der dem Kind die speziellen Nudeln extra vom anderen Restaurant besorgt. Trinkgeld ist wichtig und richtig. 

8. Das Entertainment

Das ist mannigfaltig und es ist für jeden was dabei. Kunst-Versteigerungen, die großen Shows im Theater, richtig gute Bands in den Bars und Restaurants. Wichtig zu wissen: Manche Shows gibt es nur einmal oder an einem Abend (auch, weil die Band an einem Hafen zusteigt und am nächsten wieder aussteigt). Wenn man also etwas wirklich sehen will, muss man sich schnell dafür entscheiden und sich gegebenenfalls anmelden. Strikte First-come-first-serve-Regel.

9. Die Bezahlung am Schiff

Alles an Bord erfolgt bargeldlos, die Kabinenkarte ist der ständige Begleiter und ermöglicht Eintritte, Konsumation und Einkäufe. Alles läuft über ebendieses Verrechnungskonto auf der Kabinenkarte. Die Rechnung kann man auch jederzeit auf dem eigenen Fernseher in der Kabine einsehen. Zum Schluss gibt es eine detaillierte Abrechnung (die immer stimmt, wundersamerweise).

Unterwegs vor der Küste von Norwegen

©Sandra Baierl

10. Die Preise 

Haben wir uns höher vorgestellt, alles auf dem Schiff ist eigentlich ziemlich fair bepreist. Getränke, Essen, der Bordverkauf in den Geschäften, die Zusatzangebote wie Go-Kart oder Extra-Kinderbetreuung – Preise wie daheim in Wien. Lediglich das Spa war auf der NCL Prima richtig teuer. Ein Spa-Tag kostet 100 Dollar, die Massage über 200 Dollar. Muss man sich gönnen und leisten wollen. (Hintergrund: das Spa bei NCL wird von einer völlig ausgelagerten Fremdfirma betrieben).

11. Kinder am Schiff

Wir waren mit einer Vierjährigen unterwegs und sie fand die Reise grandios. Zehn Tage durch Nordeuropa, jeden Tag woanders, ein Schiff voller Überraschungen, sehr gutes Essen, Schwimmbecken, Kinderklub (wie ein Kindergarten, ihre Betreuerin hieß Tornado), ein schönes Zimmer mit Balkon und Schlafen im Bett der Eltern – das Kinderglück war perfekt. Das Mitnehmen in die Restaurants ist kein Problem, die Bewegung an Bord gefahrlos, nur abends in den Bars ist die Mitnahme nicht überall gerne gesehen (was wir gut verstehen). Wir waren am frühen Abend oft im Atrium, also der Hauptlobby, wo es eine Bar, Live-Musik und viel Raum gab. Dort ist alles so ungezwungen, dass es auch für Kleinkinder tauglich ist.

12. Das Wasserthema

Anfangs haben wir das Soda (erhält man an den Bars und in den Restaurants) gerne getrunken, nach ein paar Tagen war es uns aber zu chlorhaltig und wir hatten ein schlechtes Magengefühl dabei. Es ist wie in Amerika, wo man Wasser aus der Leitung kaum trinken kann, weil es so stark nach Schwimmbecken schmeckt. Also: Umstieg auf abgepacktes Wasser, das man kaufen muss. Zahlt sich aber aus, weil das eigene Wohlgefühl einfach besser ist. Auf Landgängen haben wir uns die eine oder andere Flasche Wasser gekauft, das wird nicht gerne gesehen bei der Rückkehr aufs Schiff, aber durchaus toleriert.

©Sandra Baierl

13. Die vielen Menschen 

Ja, da sind 3000 andere Gäste an Bord und nochmals 1500 Personen Besatzung. Aber das Schiff ist riesig, in unserem Fall 18 Stockwerke hoch und 400 Meter lang. Heißt: die Menschen verteilen sich und alles verläuft sich. Man findet sogar Orte, an denen niemand ist. Ein Gefühl der Einengung hatten wir nie.

14. Seegang und Wellen

Die neuen Schiffe, wie unsere NCL Prima, liegen fantastisch im Wasser und haben Stabilisatoren, die die Wellen abfangen. Wir hatten einmal richtig schlechtes Wetter, das Schiff mussten gegen acht Meter hohe Wellen ankämpfen und gegen den Wind. Dann ist da draußen echt was los, man kann kaum an Deck gehen, weil der Sturm so stark ist. Trotzdem bleibt das Schiff relativ ruhig, den Wellengang spürt man, es wird im Magen auch ein wenig mulmig, aber alles nicht wirklich schlimm. Unser Kapitän Roger hat zudem sehr gut gesteuert.

Ein Schlechtwettertag mit acht Meter hohen Wellen

©Sandra Baierl

15. Die Schiffskategorien

Hier sollte man bei der Auswahl der Kreuzfahrt und des Schiffes überlegen, was einem wichtig ist. Durchschnitt oder Luxus, ein neues Schiff oder ein älteres. Ein neues Schiff hat Annehmlichkeiten, die ein altes nicht bieten kann. Ein anderes, offeneres Raumkonzept, größere Kabinen, moderne Ausstattung. Das schlägt sich aber auch im Preis nieder. Aktuell gehen viele neue Schiffe vom Stapel, es lohnt sich, aufs Baujahr zu schauen. Zudem: Neue Schiffe sind auch in ihrer Antriebstechnik effizienter und besser. Noch nicht umweltfreundlich, aber besser.

 

Norwegian Prima, NCL

©Sandra Baierl

16. Umwelt und Gewissen

Kreuzfahrtschiffe belasten die Umwelt, sie belasten die Weltmeere. Das ist unbestritten. Die Schiffe, auch die der neueren Generation, fahren mit schwerem Schiffsdiesel. Und sie brauchen viel davon. Da wird gut gefiltert und viel optimiert, die Umweltbelastung aber, die bleibt. Zumal die Schiffe nahe an Städte fahren (Kopenhagen, Oslo, Amsterdam, Le Havre – es ist so, als würde dieses Riesenschiff in Wien am Schwedenplatz anlegen). Das ist großartig für die Gäste der Kreuzfahrt, vielleicht weniger toll für die dort Lebenden. Auch, wenn man an den Destinationen auf die Schiffsgäste eingestellt und sogar auf sie ausgerichtet ist. Ein Gespräch mit dem Kapitän hat auf unseren kritischen Fragen folgende Antworten gebracht: „Wir haben eine Nulltoleranz bei Verschmutzung und die höchsten Ansprüche bei Recycling und Umweltauflagen. Ich würde sagen: Kein Hotel der Welt arbeitet so umweltfreundlich wie unseres an Bord. Würden 3000 Gäste das sehen wollen, was wir in zehn Tagen sehen – also auf andere Art bereisen – wäre die Umweltbilanz um nichts besser“. Nun, das lassen wir so stehen. Die Rechnung könnte man demnach anstellen: 8000 Liter Diesel braucht das Schiff pro Stunde. Rechnet man das auf 3000 Gäste und 1500 Besatzung runter (also 4500 Personen), liegt der Diesel-Verbrauch pro Stunde bei voller Fahrt bei rund 1,8 Liter. Aber: das Schiff ist laut im Meer (die Wale!) und rührt in den seichteren Gewässern gehörig um. Auch das ist eine Belastung für die Umwelt und die kann man auch nicht kleinreden.

Fazit

Unser Resümee nach zehn Tagen auf einem Schiff der NCL: positiv. Das hat sicher mit dem nagelneuen Schiff zu tun, das uns mit seinem üppigen Platzangebot und dem modernen Design gefallen hat. In Erinnerung bleibt eine wunderbare Reise mit vielen positiven Überraschungen und Begegnungen. Wir haben viel gesehen, waren täglich mit dem schwimmenden Hotel an einem anderen tollen Ort. Auch schön: An Bord stellt sich ein Heimatgefühl ein, eine Gemeinschaft, weil man nach und nach die Menschen kennenlernt.

Also: Herrlich amüsant und in Zukunft gerne wieder. 

Sandra Baierl

Über Sandra Baierl

Seit 2006 Ressortleiterin im KURIER. Aktuell für die Bereiche JOB & BUSINESS, IMMO und MOBILITÄT verantwortlich. Immer nahe an der Wirtschaft und mit der Wirtschaft. Autos sind ihre Leidenschaft. Moderiert oft und gerne für den KURIER. War davor schreiberisch und gestalterisch für das Wirtschaftsblatt, Magazin Gesundheit und WOMAN tätig, auch innerhalb der NEWS-Lehrredaktion und für die APA. Irgendwann und ganz kurz bei einer PR-Agentur. Zwei Auslandsjahre - Studium in Nordirland (Universität of Coleraine) und ein Jahr in Washington D.C.; Studium der Politikwissenschaft, Anglistik, Publizistik, ein Jahr Wirtschaft in Nordirland. Diverse Studienreisen in Europa und USA. Davor Wirtschaftsschule und fast Leistungssportlerin (Judo, Vorsicht!). Liebt Skifahren, geht gerne sehr hoch auf die Berge, spielt Tennis - das alles am liebsten mit der Familie. Löwin nicht nur im Sternzeichen: Auch einmal MedienLÖWIN (2012) und Anerkennungspreis MedienLÖWIN (2006).

Kommentare