Halloween Parade, New York, Greenwich Village

Düstere Destinationen: Schicke Horrortrips zu Halloween

Städte mit dunkler Vergangenheit oder Plätze, wo Touristen bluten. Die besten Orten, um Halloween zu feiern. Von schick bis finster, von Amerika über Österreich bis Japan.

In den Straßen Mexikos, wo tagsüber die Sonne brennt und die Farben leuchten, gibt es ein uraltes Fest. Es trägt das Wesen des Lebens und des Todes in sich: Día de los Muertos. Dieser Tag der Toten, der Anfang November gefeiert wird, ist eine Ode an die Vergänglichkeit und eine schillernde Feier, die den Geist der Verstorbenen in den Herzen der Lebenden weiterleben lässt.

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Es entstehen Altäre, darauf stehen „Ofrendas“. Sie sind reich geschmückt mit den Lieblingsspeisen, Getränken und Erinnerungstücken derer, die gegangen sind. Blumen füllen die Luft mit ihrem Duft. Fotos der Verstorbenen blicken von den Altären herab und erinnern daran, dass sie nie vergessen werden. Auf den Friedhöfen versammeln sich Familien, um die Gräber ihrer Lieben zu säubern und zu dekorieren. Es ist ein Akt der Liebe und des Respekts gegenüber den Verstorbenen.

Menschen gedenken in Mexiko am Día de los Muertos ihrer Angehörigen. Auch am Friedhof. Wie hier in Oaxaca 

©Felipe Perez / dpa / picturedesk.com/Felipe Perez/dpa/picturedesk.com

Aber der Día de los Muertos wäre unvollständig ohne Umzüge und Paraden. Menschen jeden Alters ziehen sich auffällige Skelettkostüme und Masken über. Die Straßen erstrahlen in einem Farbenrausch, während Tänzer und Musiker den Rhythmus des Lebens und des Todes feiern.

Als besonders schön gelten die Feiern in der Stadt Oaxaca, die jedes Jahr zahlreiche Touristen anziehen. Man sollte das Fest niemals Halloween nennen. Denn das ist es nicht.

Schwindelerregendes Spektakel

Ganz anders die Parade in Greenwich Village. Das ist Halloween zum Quadrat. Hier stehen nicht Leben und Tod im Vordergrund, sondern das Gruseln. Auf US-amerikanische Art.

In den Straßen von Manhattan, inmitten von Trubel und Hektik, findet ein schwindelerregendes Spektakel statt, das selbst die Stadt, die niemals schläft, in Staunen versetzt. Rund 70.000 Kostümierte marschieren auf, zwei Millionen Menschen schauen zu. Dabei fing alles vor 50 Jahren im damaligen Szeneviertel ganz klein an. Ein Maskenbildner zog mit Kostümierten zu Freunden. Der New York Times war das eine Meldung in Briefmarkengröße wert.

Es muss nicht immer düster sein. Auf den Wagen der Village Halloween Parade in New York darf es auch funkeln  

©REUTERS/ANDREW KELLY

Nicht allzu weit von der Metropole entfernt, erwacht in den herbstlichen Wäldern von Sleepy Hollow eine Geschichte, die seit Generationen fesselt: die Legende vom kopflosen Reiter. Ein hessischer Söldner sucht des Nachts in der Umgebung nach seinem abgeschlagenen Haupt.

So will es schon die Erzählung des Schriftstellers Washington Irving aus dem frühen 19. Jahrhundert. Gruselspezialist Tim Burton ließ Johnny Depp in dem düsteren Film „Sleepy Hollow“ das Rätsel um den rabiaten Reiter lösen, der auf der Suche Köpfe anderer abschlägt.

Tausende Kürbisse

Kein Wunder, dass im gleichnamigen Städtchen auf einzigartige Weise gefeiert wird. Die Jack-O’-Lantern-Parade entfaltet ihren Zauber im Hudson Valley, wo Tausende von Kürbissen in flackerndem Licht erstrahlen. Die Kreativität der Künstler und Gemeindemitglieder zeigt sich in den Kürbiskunstwerken, die von klassischen Schnitzereien bis hin zu aufwendigen Designs reichen. Sie erhellen das ganze Tal.

In Sleepy Hollow in New York leuchten zu Halloween Tausende Kürbisse  

©Staton Rabin / Zuma / picturedesk.com

Unzählige Gruselgestalten fallen jedes Jahr in die „Stadt der Hexen“ in der Nähe von Boston ein. 141 Verdächtige wurden im Winter und Frühling 1692–1693 in Salem vor Gericht gestellt. 20 wurden hingerichtet, viele starben in den Gefängnissen. Hinter den Toren und in den Gassen der Stadt verbergen sich Geschichten von Verrat und Hysterie, die Besucher in ihren Bann ziehen.

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Arthur Miller griff die Geschichte in seinem Drama „Hexenjagd“ aus dem Jahr 1953 auf. Als Kommentar zur Kommunistenverfolgung der McCarthy-Ära lud er sie noch einmal mit neuer Bedeutung auf.

Salem  gilt als Stadt der Hexen. Im 17. Jahrhundert wurden Menschen grausam verfolgt. Heute ist das Städtchen ein Halloween-Hotspot 
 

©APA/AFP/JOSEPH PREZIOSO

Doch Halloween ist nicht nur düster und beklemmend. Die Stadt lockt die Menschen mit Partys. Und drei schräge Hexen sind dabei: die Sanderson Schwestern aus der Disney-Komödie Hocus Pocus. Nach ihrer Hinrichtung kehren sie nach 300 Jahren zurück, um in der Kleinstadt Chaos zu stiften. Drei Kinder wollen ihnen einen Strich durch die Rechnung machen. Bette Midler, Sarah Jessica Parker und Kathy Najimy spielten im Film die Hexen. Heute tummeln sich viele Nachahmerinnen zwischen Skeletten und anderen Schreckensgestalten.

Werwölfe im Schloss Moosham

Das Schloss Moosham im Salzburger Lungau ist nicht unbedingt ein Ort für Halloween-Partys. Dafür einer, an dem es einem kalt über den Rücken runterlaufen kann. Denn es gibt Menschen, die behaupten, dass es hier spukt.

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Während der Salzburger Hexenprozesse in den Jahren 1675 bis 1690 wurde Moosham zum Schauplatz von Hinrichtungen, Inhaftierungen und grausamen Folterungen Hunderter armer Menschen. Im 19. Jahrhundert sorgte ein mysteriöses Viehsterben in der Nähe des Schlosses für Aufruhr. Die Anwohner wurden für Werwölfe gehalten, verfolgt und hingerichtet. Heute erzählen Mitarbeiter und Besucher von Klopfgeräuschen oder Fußspuren. Andere meinen, jemand hauche ihnen etwas ins Ohr oder sie sehen weiße Nebelgestalten.

Hexen, Werwölfe und Geister: Das Schloss Moosham in Salzburg ist ein gruseliger Ort.

©Rainer Mirau / picturedesk.com

Aus den dichten Nebelschwaden Siebenbürgens in Rumänien erhebt sich ein anderes düsteres Bauwerk, das Schloss Bran. Ein Anwesen, das in dieser Jahreszeit, zu Halloween, eine ganz besondere Faszination ausstrahlt. Die Gemäuer stehen majestätisch auf einem steilen Hügel, das Dachgebälk verschwimmt im fahlen Licht des Vollmonds.

Es ist ein Klassiker, denn Touristen wird die Anlage allzu gerne als Draculaschloss präsentiert. Der irische Autor Bram Stoker soll sich in seinen Beschreibungen von der so genannten Törzburg inspirieren lassen haben, heißt es. Ob das so war, ist nicht gesichert. Auf jeden Fall hat das historische Vorbild der Romanfigur, Fürst Vlad III. Drăculea, das Schloss wahrscheinlich nie betreten.

Den Besuchern ist das egal. Auch ohne historische Entsprechung sorgt das Programm mit Vampiren, Hexen und Konsorten für Gänsehaut. Und sei es nur, wenn man nachher wegen des Nepps ins Portemonnaie schaut. Da bluten Touristen.

Das Schloss Bran in  Transsylvanien wird Besuchern als Draculaburg 
verkauft. Diese Dame gibt die Frau des Gruselgrafen

©APA/AFP/DANIEL MIHAILESCU

Dublin widmet dem Meister hinter der furchterregenden Gestalt Ende Oktober ein eigenes Fest: Beim Bram-Stoker-Festival verwandelt sich die irische Hauptstadt alljährlich in einen Ort spannender Geschichten. Besucher schlemmen bei opulenten Banketten in heiligen Krypten oder lauschen der Musik in abgedunkelten Bibliotheken. Und wer schon einmal hier ist, kann Halloween dort feiern, wo es herkommt.

Aus Irland kommen Halloween und Bram Stoker. In Dublin wird der  Autor mit einem großen Fest gefeiert

©Irland Information Tourism Ireland/David Solm/Tourism Ireland/Irland Information/obs

Im schottischen Edinburgh versteht man ebenfalls zu feiern. Grausige Gestaltern wandern beim Samhuinn Festival durch die Altstadt. Die schummrige Atmosphäre der Stadt mit ihrer Burg tut ihr Übriges. So läuten die Wesen die kalte Jahreszeit ein und verabschieden sich von den warmen Monaten.

Geist zählt Geschirr

Gruselig kann es auch im Fernen Osten zugehen. Zum Beispiel in der Burg Himeji, die seit 1333 in Japan steht. Sie zählt zu den bedeutendsten Bauwerken des Landes. Es ranken sich um sie aber auch geheimnisvolle Legenden. Die populärste Erzählung handelt von Okiku, die fälschlicherweise beschuldigt wurde, wertvolles Geschirr verloren zu haben. Sie wurde getötet und in den Brunnen geworfen. Ihr Geist wandert nun nachts durch das Schloss. Mit klagender Stimme zählt sie das Geschirr. Wenn sie die Zahl neun erreicht, kehrt sie mit einem Schrei zum Brunnen zurück.

Die Burg Himeji gilt als eine der bedeutendsten Burgen Japans. Sie ist nicht nur imposant, es soll darin auch spuken. Ein Geist soll nachts umherziehen und Teller zählen.

©Getty Images/Sean Pavone/istockphoto
Daniel Voglhuber

Über Daniel Voglhuber

Redakteur bei der KURIER Freizeit. Er schreibt dort seit Dezember über Reise, Kultur, Kulinarik und Lifestyle. Also über alles, was schön ist und Spaß macht. Er begann 2011 als Oberösterreich-Mitarbeiter in der KURIER-Chronik, später produzierte er lange unterschiedliche Regionalausgaben. Zuletzt war er stellvertretender Chronik-Ressortleiter.

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