Sónar Barcelona

Das sind die coolsten Party-Hotspots in Europa

Wir haben die angesagtesten Plätze zum Feiern. Womit die Klassiker bestechen, und wo die neuen Geheimtipps liegen.

Wenn die Sonne untergeht, wird es in manchen Städten erst richtig lebendig. Einige Metropolen sind daher seit Jahrzehnten Magnete für junge Menschen. Andere werden wegen ihrer Bars und Discos auf einmal als cool. Kiew etwa galt vor Ausbruch des Kriegs als Sehnsuchtsort der europäischen Partymeute.

Aber auch sonst haben sich einige Städte Europas einen Platz neben den Klassikern erobert. Was die Evergreens ausmacht, welche Orte gerade schwer angesagt sind, und wo ihr die neuesten Geheimtipps findet.

Belgrad

Europaweit hat sich das Universalfestival Exit in Novi Sad einen Namen gemacht. 100 Kilometer entfernt geht aber auch in Belgrad die Lutzi ab. Der Reiseführer Lonely Planet kürte Belgrad schon 2012 zur Weltpartystadt. Das Bier ist noch ziemlich billig, doch auch im gehobenerem Segment hat die Stadt einiges zu bieten. Die New York Times warf zuletzt die Frage auf, ob Belgrad die nächste Cocktail-Hauptstadt ist. Auf der Save schwimmen mit den "Slavs" teils vogelwild zusammengeschusterte Boote, die Restaurants und Discos beherbergen.

Manche ziehen beim Anblick der provisorischen Beisln und Clubs Vergleiche zu einem vergangenen Berlin. Die Menschen, gerade die Frauen, sind aber viel aufgebrezelter beim Ausgehen, als sie es je in Deutschlands Hauptstadt waren. Und anders als jede andere Party-Stadt stehen die Menschen hier beim Feiern nicht nur auf Elektronik, R 'n' B und Hip Hop, sondern auch auf Turbofolk.

Die "Slavs"-Lokale, die auf dem Fluss Save schwimmen, sind besonders im Sommer in Belgrad beliebt.

©Getty Images/BalkansCat/iStockphoto

Reykjavík

Mit Bjarki oder GusGus gibt es in Island durchaus namhafte Acts, die die Dancefloors der Welt mit Musik versorgen. Und auch die Isländer selbst lieben es zu feiern. Und das wird international beachtet - weil alles, was aus dem Hohen Norden kommt, cool ist. 50 Nachtlokale gibt es in der kleinen Hauptstadt Reykjavík, wo mit dem "Broadway", das Platz für 2.500 Menschen hat, die größte Disco des Landes steht. Und wie es sich für eine angesagte Stadt gehört, hat man hier auch mit dem Reykjavik Dance Festival eine große, amtliche Konzert- und Club-Veranstaltung.

Die Lokalhelden aus Reykjavík: GusGus

©APA/AFP/HALLDOR KOLBEINS

Tallinn

Wie Reykjavík ist Tallinn klein, aber mit einem sehr oho-en Nachtleben ausgestattet. Während die baltische Kollegin Riga viele Sauf- und Sextouristen anlockt, hat sich Tallinn still und heimlich zu einem Geheimtipp fürs gepflegte Feiern gemausert. Im Sommer ist vor allem im Freien mächtig was los. So ziehen die Mittwochspartys im "Pada" Tausende an, die zum Champagner bis zum Tagesanbruch die Hüften schwingen lassen. Die Cocktail-Szene ist mit Bars wie dem "Sigmund Freud" ansehnlich. Die Kreativen tanzen im Trendbezirk Telliskivi. Die großen Schuppen für den Breitengeschmack heißen "Venus" oder "Studio".

Oslo

Ebenfalls ein Geheimtipp ist Oslo. Ja, wirklich - auch wenn das kaum wer auf der Karte hat. Klappte man in der norwegischen Hauptstadt vor ein paar Jahrzehnten am Abend den Gehsteig hoch, gibt es hier ein ordentliches Nachtleben. Manche meinen, noch ordentlicher als das im größeren Stockholm. Auf jeden Fall: hier ist es eher gediegen. Die Alkoholpreise lassen auch wenig anderes zu, aber die Bar-Szene ist wirklich herzeigbar. Musikalisch kann man auch abseits von Black Metal einiges finden. Der coolste Club der Stadt ist wohl "The Villa", wo sich norwegische und internationale Elektronik-Djs den Regler in die Hand geben.

Tiflis

Wenn auch nicht ganz korrekt in Europa: Die georgische Hauptstadt ist seit geraumer Zeit ein Techno-Sehnsuchtsort. Das "Bassiani" im Bauch des georgischen Nationalstadions oder das "Khidi" im Bauch einer Autobahnbrücke sind - ausgestattet mit viel Beton - Clubs wie aus dem Rave-Bilderbuch. 2018 beendeten in Tiflis Polizisten, ausgestattet mit Maschinengewehren, eine Partynacht im "Bassiani" und sperrten es zu. Öffentlich verlautbarter Grund: Drogenrazzia. Die Disco ist den christlich-orthodoxen, homophoben, nationalistischen Regierenden seit der Eröffnung ein Dorn im Auge.

Hier feiern nicht nur junge Georgier. Gäste aus den umliegenden konservativen Ländern mit restriktiven Gesetzen kommen, um sich gehenzulassen – wie auch Touristen aus dem Westen. Als die Schließung des "Bassiani" bekannt wurde, versammelten sich 15.000 Menschen zu einem Protest-Rave vor dem Parlament und forderten den Club zurück. Eine Rave-O-Lution mit Erfolg.

Siófok

Der Balaton-See gilt hierzulande nicht unbedingt als sexy. Dabei liegt hier am Ufer einer der beliebtesten Party-Spots Ungarns - im Ort Siófok, 100 km südwestlich von Budapest. Die Feiermeile am See beherbergt Beach-Bars und große Discos wie das "Plazs". Ob es hier wirklich cool ist, sei dahingestellt. Aber los ist auf alle Fälle immer etwas. Für alternativere Szenen ist hier auch stets wieder Platz - zuletzt etwa beim "Samsara Yoga and Music Festival". 

Das Samsara Festiva im Jahr 2018.

©EPA/Balazs Mohai

Berlin

Seit mehr als 30 Jahren die Techno-Hauptstadt der Welt. Unzählige Partyhungrige fallen jedes Wochenende ein. Die Schlangen vor Clubs wie dem "KitKat" und dem "Berghain" sind lang wie noch nie - die Kids haben das Raven wieder für sich entdeckt. Auch jene Touristen, die sich noch nie mit Techno beschäftigt haben, wollen unbedingt ins "Berghain", weil sie schon so viel darüber gelesen und gehört haben. Mit einer Wartezeit von mehreren Stunden ist zu rechnen, der Einlass bei Weitem nicht garantiert. Innen ist es allerdings schon beeindruckend, das Gebäude mächtig, der Sound umwerfend, das Line-up der Klubnächte von Samstag bis Montag ist immer noch erste Klasse.

Wer nicht anstehen will, es gibt genug andere große (oder kleinere spannende) Clubs. Der altgediente "Tresor" ist seit einigen Jahren wieder groß da. Mit dem Griessmühle-Nachfolger "RSO" ist etwas weg vom Schuss ein Big Player dazugekommen. Hier warten ähnlich gigantische Wochenend-Partys wie beim "Berghain", auch die Architektur mit viel Beton ist beeindruckend. Doch das Club-Sterben ist nach wie vor Thema, Immobilien-Investoren wollen Geld machen und gieren nach Flächen, die sie umwandeln können. Und wenn die Stadtautobahn A100 kommt, droht "About Blank", "Else", "Club Ost", "Oxi" und "Void" das Aus.

Am Wochenende ist vor dem Berghain eine Menge los.

©EPA/HAYOUNG JEON

Amsterdam

Wie Berlin ist Amsterdam ein Magnet für Vergnügungssuchende. Die Coffee Shops alleine ziehen schon unzählige Menschen an. Das Rotlichtviertel De Wallen ist stets voll von betrunkenen und eingerauchten Touristen. Ab Mai darf man dort in der Öffentlichkeit nicht mehr Kiffen, der Alkoholverkauf am Wochenende wird verboten. Aber die Stadt kann auch anders. Regelmäßig steigen große Festivals und Feten. Im Herbst kommen fast eine halbe Million Menschen zum Amsterdam Dance Event "ADE" mit jeder Menge Veranstaltungen.

Und auch ohne dieser Partytage lassen es die Promoter krachen. Das "Awakenings" setzt auf große DJ-Namen und Raketen in Hallen, das "DGTL" bespielt die weite NSDM-Werft, das "DockYard" ist ebenfalls am Wasser angesiedelt. Im "Warehouse Elementenstraat" geht es musikalisch härter zu. Clubmäßig ist die Stadt auch ordentlich aufgestellt. Im "Paradiso" in einer ehemaligen Kirche gibt es seit 55 Jahren Konzerte und Tanznächte, das "Shelter" ist einer der bekannten Spots in Europa.

Das Awakenings im Ziggo Dome in Amsterdam

©EPA/RAMON VAN FLYMEN

Barcelona

Alle mögen Barcelona, auch wenn die Einheimischen massiv darunter leiden. Die Stadt ist schön, der Strand lebendig, das Nachtleben pulsierend. Kein Wunder, dass die Stadt eine der beliebtesten Partymetropolen Europas ist. Mit dem "Primavera Sound" gibt es eines der bekanntesten Universal-Musikfestivals Europas. Das "Sónar" ist wohl das bekannteste Festival für elektronische Musik Europas, wenn nicht der Welt. Zeitgleich profitieren viele Veranstalter von "Off-Week" - der Quasi-Gegenveranstaltung. Regelmäßig verwandeln sich betonierte Flächen an den Stränden zur Open-Air Disco.

Im nachgebauten alten spanischen Dorf Pueblo Español finden regelmäßig Partys statt, auch der weitum bekannte Elektronik-Club "La Terrazza" ist hier angesiedelt. Mit dem "Razzmatazz" gibt es ein großes Zentrum, das gleich fünf unterschiedliche Clubs beherbergt. Für jeden Geschmack ist etwas dabei: von Indie-Rock über Pop bis Techno.

Wer lieber in Bars versumpert, kein Problem. Die Strände sind voll von - eher teuren und schlechten - Standln. Aber wie es sich für eine Stadt von Weltruf gehört, gibt es genügend vernünftige Lokale. Mit dem "Paradiso" steht in Barcelona eine der besten Bars der Welt. Sollte der Gusto nach Naturwein stehen - auch hier ist Barcelona eher ungeschlagen. Man muss sich nicht nur auf die gehypte "Bar Brutal" stürzen (wo man übrigens am späten Nachmittag auch spontan einen Platz findet).

Das Sónar in Barcelona bei Tag. In der Nacht geht es in großen Messehallen weiter.

©APA/AFP/PAU BARRENA

Warschau

Die polnische Hauptstadt hat sich in den vergangenen Jahren ein ordentliches Nachtleben zugelegt. Manche meinen, es mache Berlin oder Barcelona Konkurrenz. Die Deutsche Welle berichtete schon 2012: "Warschau mausert sich zum Magneten für junge Hipster aus dem Ausland und weltgewandte, kreative Polen. In der einst tristen und grauen Hauptstadt öffnen immer mehr alternative Klubs und Bars für die neue Generation." Viele Clubs wollen Safer Spaces für die LGBTIQ-Community sein, die mit Anfeindungen zu kämpfen hat. Dazu können sie im internationalen Vergleich gut mithalten.

London

Eine Auflistung ohne London wäre wohl ungültig. Die britische Hauptstadt ist halt auch riesig und die Engländer feiern auch wahnsinnig gerne. Raven hat Tradition. Hemmungsloses Saufen aber halt auch. Musikalisch werden hier immer noch viele Trends gemacht und die Clubs sind auch nicht ohne. Etwa das "Printworks", das in einer alten Zeitungsdruckerei untergebracht ist, und Platz für 6.000 Menschen bietet. Bald sperrt der Club zu, aber irgendwer findet trotz horrender Immobilienpreise sicher wieder etwas Spektakuläres.

Das Printworks in London wird bald zusperren.

©APA/AFP/TOLGA AKMEN

Mykonos

Bei der LGBT-Community und dem Jetset ist Mykonos seit Jahren ein Hotspot. Seit einiger Zeit macht der Fleck in der Ägäis Ibiza den Titel als DIE Partyinsel streitig. Während man auf den Balearen wegen zu vieler Gäste auf sanften Tourismus setzen will, lässt man es hier in den Mega-Freiluft-Discos wie dem "Paradise Club" oder dem "Cavo Paradiso" krachen.  

Das Cavo Paradiso ist eine Universal-Disco: Hier spielt es EDM bis Techno.

©Paris Match via Getty Images/CAPMAN Vincent/Getty Images

Ibiza

Ja, eh. Aber auf der Insel soll es nach Wunsch der Politik zukünftig ruhiger zugehen. Man will Nachhaltigkeit und Öko-Tourismus. Verständlich, die Insel hat stark gelitten. Das Wasser wird knapp, viel wird verbaut. Zeitgleich eröffnen aber immer noch viele neue Hotels mit angeschlossenen Discos. Ob die für Entspannung sorgen?

Prag

Die tschechische Hauptstadt gilt gerne als eine der europäischen Partystädte schlechthin. Aber als keine unbedingt coole. Ja, die tschechische Hauptstadt ist abends ein Moloch: Polter-Truppen, an die Wand pinkelnde Betrunkene, Jungmänner-Truppen vor dem großen "Roxy". Doch man muss nur die Touristenpfade verlassen, dann warten im Stadtteil Holešovice gute Lokalitäten auf die Nachtschwärmer - etwa das "Altenburg 1964" auf einem alten Schiff.

Daniel Voglhuber

Über Daniel Voglhuber

Redakteur bei der KURIER Freizeit. Er werkt dort seit Dezember 2020 und darf sich mit Reise, Kultur, Kulinarik und Lifestyle befassen. Also mit allem, was schön ist und Spaß macht. Er begann 2011 als Oberösterreich-Mitarbeiter in der KURIER-Chronik, später produzierte er lange unterschiedliche Regionalausgaben. Zuletzt war er stellvertretender Chronik-Ressortleiter.

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