Château Chenonceau: Blumen, Kunstsinn und Frauenpower
Das charmante Loire-Schloss sticht aus den umliegenden Anwesen heraus.
„Château Chenonceau ist anders!“, betont Caroline Darrasse. „Hier klebt kein Blut an den Wänden, hier gab es niemals Krieg; nur Feste, Rosen, Musik und Malerei“ umreißt die umtriebige PR-Managerin dieses Loire-Schlosses den Unterschied zu den anderen Hunderten Anwesen ringsum. Chenonceau ging als „Schloss der Damen“ in die Geschichte Frankreichs ein. Ausschließlich Frauen – darunter Katherine Briçonnet, Diane de Poitiers und Katharina von Medici – lenkten das Schicksal des charmanten Anwesens von seinem Beginn im Jahr 1513 an und machten daraus einen Ort des Friedens, der schöngeistigen Künste, Philosophie und Aufklärung. Die Spuren ihrer Bemühungen sind bis heute zu spüren.
Innen beherbergt das romantische Gemäuer über dem Fluss Cher (einem Nebenfluss der mächtigen Loire) berühmte Werke großer Meister wie Murillo, Tintoretto oder Rubens. Allesamt überaus beeindruckend.
Pflanzenkunst
Doch noch faszinierender sind die gigantischen Blumengestecke im ganzen Schloss: wahre, vielgestalte Pflanzenkunstwerke, die je nach Salon subtil an Stimmung, Farbe und Charakter des Raumes angepasst sind. Sie stehlen sogar Rubens die Show. „Der Blumenschmuck haucht dem Schloss Leben ein“, rechtfertigt Caroline den großen Aufwand und ergänzt voll Stolz: „Unser Chef-Florist Jean François Boucher zählt als Meilleur Ouvrier de France zu den allerbesten Blumenkünstlern des Landes.“
Der stets fröhliche Meister bietet in seinem Atelier Meisterklassen für jedermann an. „Nehmt alles, was ihr hier findet und seid kreativ“: Das ist die Devise von Jean François zum Erstellen der eigenen floralen Arrangements. Seine Tipps: eine Blütenart komplett über das ganze Gesteck verteilen, erst danach die nächste Farbe wählen. Und am Schluss darf rein gar nichts mehr von dem schwarzen Schwamm zu sehen sein, in den die Pracht gespießt wird. Blumenfreunde schwelgen im üppigen Glück.
Akkurate Gärten
Es wundert nicht, dass Chenonceau mit drei akkurat manikürten Gärten inmitten gewaltiger Parkanlagen zu den meistbesuchten Schlössern Frankreichs zählt. Erst im Spätherbst wird es stiller (bevor um Weihnachten wieder Hochsaison ist).
Stets flüsterleise ist die Annäherung vom Wasser aus – und zwar per Kanutour zu Sonnenaufgang. Die Stimmung ist mystisch: Nebelschwaden ziehen über den Fluss Cher, während sich der Himmel langsam von Fahlgrau in Lachsrosa verwandelt. Nach einer Flussbiegung steht plötzlich das Schloss da, über dem die Sonne aufgeht.
Sie durchdringt das Gebäude durch die Fenster zu beiden Seiten der großen Galerie, wodurch die meterdicken Mauern zart, luftig und filigran wirken. Die erhabene Stille wird nur vom Fauchen der Brenner der Heißluftballone unterbrochen, die majestätisch über das Schloss hinwegziehen.
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