Martina Hohenlohe mit Sohn Louis

Ich zeig dir mein New York: Zwischen Fast Food und Fine Dining

Hohenlohes auf Genuss-Tour. Mutter Martina und Sohn Louis reisen nach New York City und zeigen sich gegenseitig das Beste aus ihrer kulinarischen Welt.

Zurzeit leben 8,6 Millionen Menschen in New York City. Sie stammen aus mehr als 150 verschiedenen Ländern und sie alle würzen die Küche der Stadt mit einer Prise ihrer Heimat. Von Cheesecake, Hotdog und Pizza einmal abgesehen, fanden wir eine nicht enden wollende Auswahl an Küchen aus der ganzen Welt. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass es in New York an die 20.000 Restaurants gibt. Und das auf jedem Niveau – mein Sohn Louis und ich hatten also viel zu tun auf unserer Suche nach dem Besten.

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Hohenlohe in New York

Die legendäre Pizzaschnitte von Joe

In New York gut zu essen, ist einfach. Fangen wir unten in der Nahrungskette an: die Pizzaschnitte ist den New Yorkern heilig. Womit wir bei Joe’s Pizza wären. Pino Pozzuoli stammt aus Neapel und ist ein hoch dotierter Gastromulti, der die legendärste ihrer Art liefert – die Beliebtheit der Pizza rührt nicht nur von der Qualität, Joe’s Pizza trat auch in Blockbustern (Dr. Strange, Spider Man 2) auf. Hier werden Massen produziert, trotzdem ist die Qualität erstaunlich: der Teig dünn und knusprig, der Belag simpel, aber das soll bei richtig guter Pizza auch so sein.

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Lange Warteschlange vor Joe's Pizza.

©Martina Hohenlohe

Hohenlohe in New York - Teil 2

Pizza

Joe’s Pizza: Legendäre Pizzaschnitten, die seit 49 Jahren von Pino „Joe“ Pozzuoli echte New Yorker genauso wie Touristen begeistern. Wenn Fast Food, dann so. Wartezeit miteinberechnen, man stellt sich mindestens 20 Minuten an. 1435 Broadway, www.joespizzanyc.com

Filaga Pizza: Das von sizilianischen Einwanderern gegründete Unternehmen Filaga im Chelsea Market bietet "Pizza al Taglio" (quadratische und runde Scheiben) an. Eine der wichtigsten Zutaten für ihren Teig ist Zeit – er geht 24 Stunden lang, bevor er perfekt gebacken wird. Joe’s Pizzateig ist zwar noch etwas knuspriger, aber hier ist der Käse besser. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen. 75 9th Avenue, www.filaga.com

Die Pizza ist rasch verdaut – erstaunlich, was in so einen 15-Jährigen hineinpasst – und wir gehen weiter zu Katz’s. So etwas haben wir noch nie erlebt. Eine lange Schlange vor der Tür, ist man endlich im Inneren des ältesten Delis der Stadt (1888 von jüdischen Einwanderern gegründet) gelandet, steht man noch einmal eine gute halbe Stunde mit knurrendem Magen. Das Pastrami-Sandwich, das man bekommt, ist es aber wert. Übrigens um beeindruckende 26 Euro. 

Der Ursprung

Pastrami

Im Katz’s erhält man wunderbar gewürzte, leicht geräucherte und extrem saftige, warme Pastrami zwischen zwei Mischbrot-Scheiben.

©Getty Images/AnnaPustynnikova/istockphoto

Pastrami, wie wir sie heute kennen, hat ihren Ursprung in Rumänien. „Pastramă“ bedeutet so viel wie geräuchertes Rindfleisch – das Räuchern und Pökeln war dort wie überall auf der Welt eine Methode, um frisch geschlachtetes Fleisch haltbar zu machen. Im Katz’s erhält man wunderbar gewürzte, leicht geräucherte und extrem saftige, warme Pastrami zwischen zwei Mischbrot-Scheiben, dazu eingelegte Gurken, einen cremigen Cole Slaw und Dr. Brown’s Cream Soda. Die Portion kann man sich getrost zu dritt teilen, die Dimension ist eine andere Liga. Und somit das Sandwich fast schon wieder günstig. 

Pastrami, Ramen und Tacos

Katz’s Im Katz erhält man wunderbar gewürztes, leicht geräucherte und extrem saftige, warme Pastrami zwischen zwei Mischbrot-Scheiben, dazu eingelegte Gurken, einen cremigen Cole Slaw und Dr. Brown’s Cream Soda. Die Portion ist alleine nicht zu bewältigen, unbedingt teilen. 205 East Houston Street, katzsdelicatessen.com

Los Mariscos Tacos Nr. 1 im Chelsea Market sind ein Megahype, unserer Meinung nach viel besser sind die Tacos im versteckten Los Meriscos – genau drei Sorten werden angeboten, allesamt auf Fischbasis: mit knusprig frittiertem Fischfilet, mit Garnelen und mit scharfen Garnelen. Am besten alle drei probieren, preislich absolut vertretbar (von € 4,40 bis € € 5,50 pro Stück). 409 West 15th Street, losmariscos1.com

Ivan Ramen Unscheinbares Ramen-Restaurant in der Lower East Side mit den wahrscheinlich besten Ramen, die wir je probiert haben. Preislich für New Yorker Verhältnisse wirklich erfrischend – die Ramen Bowls beginnen bei € 16. Es gibt übrigens einen Netflix Chefs Table über das Lokal, unbedingt vor einem Besuch anschauen. 25 Clinton Street, www.ivanramen.com

Buddakan Das Buddakan in wenigen Worten erklärt? Panasiatische Küche in dramatischem Ambiente. Ein immens hoher Raum mit einer langen Tafel, gewaltigen Lustern, cooler Musik und diffusem Licht. Man würde sich nicht wundern, wenn Carry Bradshaw Mr. Big in einer der Nischen gerade betört. In NY nennt man diese Art Lokal Clubstaurant, das trifft es gut, nur, dass das Essen viel besser ist, als man es ich einem Restaurant dieser Art erwarten würden – zartwandige und würzig gefüllte Gyoza, Edamame-Dumplings in Schalotten-Weißwein-Fond, scharfe Erdnuss-Nudeln mit Szechuan-Dressing waren nur einige unserer Favoriten. 75 9th Avenue, buddakannyc.com

Ein Österreicher in New York

Das Pastrami-Sandwich arbeitet sich noch durch unser System, als wir um 18 Uhr unser Abendessen antreten. Für Mutter ein vor Monaten geplanter Höhepunkt: Chef’s Table at Brooklyn Fare. „20 Gänge??“, fragt mein Sohn mit schreckgeweiteten Augen. „Jawohl, Louis, weil wir es uns wert sind,“ folgt mein Schlachtruf ins Ungewisse. Ganz ungewiss war es nicht, denn den Mann am Herd verfolgen wir schon länger: Max Natmessnig (Gault&Millau Koch des Jahres 2022, damals „Chef’s Table“ in der Roten Wand in Lech). Im Chef’s Table hier, charmant im hinteren Teil eines Supermarkts versteckt, beschaffen Natmessnig und sein kongenialer Partner Marco Prins Zutaten, auf die die meisten Köche der Welt keinen Zugriff haben, weil sie zu teuer und/oder zu rar sind und auch, weil sie nicht auf die Idee kommen würden, etwas noch Besseres zu verlangen als das bereits Beste.

Marinta Hohenlohe mit Max Natmessnig (l.) und Marco Prins (r.) im Chef’s Table at Brooklyn Fare

Marinta Hohenlohe mit Max Natmessnig (l.) und Marco Prins (r.) im Chef’s Table at Brooklyn Fare

©Martina Hohenlohe

Nur Bestes ist gut genug

So lassen sie japanischen Meisterköchen Felsenbrasse unter der Nase wegkaufen, Seeigel kommt aus Japan und San Francisco und die Waffeln aus Belgien. Sie vereinen die Produkte mit ihrer Leidenschaft für die besten Küchen zu den vielschichtigsten und feinfühligsten Speisen, die man überhaupt irgendwo genießen kann. Die alle Sinne tanzen lassen.

Das Frühstück tags darauf fällt sogar für Louis aus, und wir widmen uns dem Lunch im Chelsea Market. Abgesehen von Kleider- und Korbgeschäften besteht der Markt aus Essen, bemerkenswert ist Pizzeria Filaga (sizilianische Einwanderer pflegen hier eindrucksvoll ihr kostbares Erbe) und Los Mariscos mit seinem mexikanischen Streetfood-Flair – und den knusprigsten Fisch- und besten, scharfen Garnelentacos, die wir bisher finden konnten.

©Grafik

 Ramen sind nichts Elegantes. Sie sind salzig und fettig und haben zu viele Kalorien – aber sie sind verdammt gut!

Ivan Orkin Restaurantbesitzer

Der Spaziergang auf der Highline und der frische Wind, der vom Hudson hereinweht, macht Bauch und Kopf wieder frei und wir freuen uns auf das Abendessen. Ramen. Ich wurde durch die kulinarische Netflix-Serie „Chef’s Table“ auf dieses Restaurant aufmerksam. Ein Glücksfall, auf das Ivan Ramen in der Lower East Side wäre ich sonst niemals gestoßen. Was ich versäumt hätte: Die wohl besten Ramen meines Lebens, bissfeste Nudeln in dichter, intensiver, gehaltvoller Suppe. Verantwortlich dafür ist Ivan Orkin, der in Japan studierte und arbeitete, danach das Culinary Institut besuchte und in Spitzenrestaurants Erfahrungen sammelte, bis er Ramen auf höchstem Niveau in seinem Lokal produzierte. „Ramen sind nichts Elegantes. Sie sind salzig und fettig und haben zu viele Kalorien – aber sie sind verdammt gut!“, sagt Orkin über sein Signature Dish in „Chef’s Table“. Jede Kalorie wert.

Tonkotsu Ramen mit Schweinebauch in Ivan Ramen

Tonkotsu Ramen mit Schweinebauch in Ivan Ramen

©Martina Hohenlohe

Nobelrestaurants

Caviar Kaspia: Neues Restaurant im legendären Luxushotel auf der Upper East Side, dem „The Mark“. Die Lage ist fantastisch, an der Madison Avenue auf der einen Seite, am Central Park auf der anderen, die Met und das Guggenheim sind in Gehweite, die nächste U-Bahn und der Bus fast vor der Tür. Das Interieur vereint französischen Jugendstil mit New Yorker Avantgarde und setzt damit Maßstäbe. Der Name des Restaurants ist Programm, Kaviar, wo es nur möglich ist, ein Schlaraffenland. Unser Favorit: knusprige Erdäpfelrösti mit Creme fraiche und Schnittlauch. So einfach, so gut. 992 Madison Ave, www.themarkhotel.com/caviar-kaspia-at-the-mark/

Chef’s Table at Brooklyn Fare: Berühmtes Fine-dining-Restaurant mit einem österreichischen und niederländischen Koch – Max Natmessnig (zuvor Rote Wand, Lech) und Marco Prins kennen einander schon von prominenten Stationen wie dem Oud Sluis, Sergio Hermanns legendärem Gourmet Tempel in Holland. Hier arbeiten sie nun im Einklang und komponieren die wahre Meisterwerke aus allem, was Rang und Namen hat – von Kaviar über Seeigel und Languste bis zu Wagyu Beef. 20 Gänge, $ 430,- plus Steuer. Aber ganz ehrlich, dieses einmalige Erlebnis war es wert.  431 West 37th Street, www.brooklynfare.com/chefs-table/ 

Pariser Flair auf der Upper East Side

Zum Abschluss gönnen wir uns etwas Besonderes: 2023 wagte das legendäre Pariser Restaurant Caviar Kaspia den Sprung über den Großen Teich und eröffnete eine Dependance im legendären „The Mark“-Hotel. Das Interieur stammt von Designer Jacques Grange, der die DNA des Pariser Originals gekonnt auf die Upper East Side übersetzte – ikonische blaue Tischdecken, smaragdgrüne Samtbänke, holzgetäfelte Wände, eine skulpturale Bar aus schwarzem Marmor und eine warme Beleuchtung. Der kulinarische Protagonist ist der Kaviar, eh klar, und kommt auf Ofenkartoffel, Blinis mit geräuchertem Lachs und Bottarga, in vegetarischer Form aus verflüssigtem und zerstoßenem Trüffel, auf Allerei vom Ei und auf knusprigem Erdäpfelrösti mit Crème fraîche und Schnittlauch – unser Favorit.

Das The Mark Hotel selbst ist ja keine unbekannte Institution. So ist seine Lage am Central Park ein Einser-Argument und es bietet auch die größte Suite der Stadt – mit sagenhaften 1.100 Quadratmetern.

5 Tipps

1. Reservierungen: Wenn möglich, jedes Restaurant vorab reservieren. Es ist erstaunlich, wie lebhaft die Restaurantszene ist – es gibt nicht nur viele Lokale, sondern auch sehr viele Gäste.

2. Wait to be seated: Außer in Fast-Food-Ketten bekommt man so gut wie überall einen zugewiesenen Tisch.

3. Trinkgeld: Ist in der Rechnung nicht enthalten, wird aber vom Personal erwartet (ist Teil des Gehalts). Bei Kreditkartenzahlung werden dem Gast Optionen zur Addition geboten – 18, 20 oder 25% Trinkgeld. Meistens gibt es aber auch die Möglichkeit, das Trinkgeld selbst zu definieren.

4. Smartphone: Man sollte eine Powerbank dabei haben – abgesehen von den unzähligen Fotos, die gemacht werden, braucht man das Telefon laufend für die Navigation sowie für Eintritte aller Art. Außerdem kann man U-Bahn- und Bustickets einfach und schnell mit dem Telefon bezahlen. Vorab entweder eine eSim online kaufen oder sich bei seinem Telefonanbieter bezüglich der Roaming-Tarife erkundigen. Man braucht aber kein großes Paket, in NYC findet man so gut wie überall freies WLAN.

5. Trinkwasser: Man glaubt es kaum, aber New York City hat eine der besten Wasserqualitäten in ganz Amerika. Die Wassereinzugsgebiete Catskill und Delaware liefern mehr als 90 % der Wasserversorgung der Stadt. Es ist so sauber, dass NYC eine der wenigen Gemeinden ist, die nicht gesetzlich dazu verpflichtet sind, ihr Wasser zu filtern. Das spart auch im Restaurant, einfach Tappwater bestellen.

Fazit

Es war die Woche der vollen Bäuche. Zwei Food-Freaks auf Abwegen in die jeweils andere Welt – es soll uns nichts Schlimmeres passieren. Solange ich bei Louis Kirchen und Kunstmuseen auslasse, ist Harmonie Programm. NYC hat uns verschluckt und nach einem Wirbelsturm durch die verschiedensten Ecken und Enden der Insel ausgespuckt. Und das ist gut so.

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