
Wendy Jim über die Modekrise: "Alles dreht sich zu schnell"
Das Duo hinter Wendy Jim lebt ihre Kreativität in Uniformen für die Expo aus und erklärt, warum die schnelllebige Fashionwelt langweilig für sie geworden ist.
Sie waren jahrelang die bekanntesten österreichischen Designer auf den Pariser Modewochen. Helga Schania und Hermann Fankhauser sind als Marke Wendy Jim Anfang der Nullerjahre eines der hippsten Labels der gesamten Modeszene, kollaborieren mit Comme des Garçons, Levi's oder Nike.
Seit einiger Zeit hat sich das Duo aus dem irrsinnig schnellen Kollektionen-Kreislauf der Fashionwelt verabschiedet und in Uniformen eine neue Leidenschaft gefunden. Kein Wunder also, dass sie den Designwettbewerb zur Gestaltung der Mitarbeiter-Kleidung für den Österreich-Pavillon der Weltausstellung (13. April bis 13. Oktober) in Osaka gewonnen haben.
Die Anforderung: eine Garderobe zu entwickeln, die nicht nur als Imageträger für österreichisches Design und Visitenkarte des Pavillons fungiert, sondern auch harmonisch mit dessen Architektur verschmilzt.
Statten Hotels aus
Auf T-Shirts finden sich ikonische Motive wie Schloss Schönbrunn oder der Großglockner, mit Sujets von klassischen Souvenir-Bildern wird bewusst gespielt.
Den Reiz von Uniformen hat das Duo entdeckt, als es des bisherigen Modekreislaufes überdrüssig geworden ist. Heute statten die beiden lieber Hotels wie das Astoria oder das Almanac Palais in Wien aus – neben saisonunabhängigen Kollektionen. – "Uniformen zu designen, fühlt sich für uns zurzeit sinnvoll an. Sie sind langlebig, nachhaltig und neu", bringt es Schania auf den Punkt.
Mit ihrer Expertise prägen sie das Image eines Unternehmens. "Hotelbetreiber denken lange über Architektur nach, und nur kurz über die Kleidung ihrer Mitarbeiter. Hier könnten sie jedoch ein unbeachtetes Potenzial nützen. Die Erscheinungsform von ihren Mitarbeitern transportiert den Charakter ihres Hotels."

Expo-Uniformen für die Mitarbeiter des Österreich-Pavillons von Wendy Jim
©EXPO 2025, WENDY JIM © Mato Johannik/MAK
Expo-Uniformen für die Mitarbeiter des Österreich-Pavillons von Wendy Jim
©EXPO 2025, WENDY JIM © Mato Johannik/MAKKrise der Luxus-Modewelt
Und was sagen sie zur Krise der Modebranche, in der derzeit fast alle Luxusmarken mit schlechten Verkäufen zu kämpfen haben? Die großen Häuser hätten diese Krise selbst verursacht, kritisiert die 52-Jährige.
Mit den vielen bezahlten Influencern auf Instagram und Co, die ständig Neues präsentieren. "Gefühlt gibt es ständig Modewochen, ständig Kollektionen, man kennt sich schon gar nicht mehr aus. Die schnelle Rotation gibt Kunden das Gefühl, dass sie schon wieder Altes anhaben. Man wird dem Ganzen überdrüssig."
Luxusmarken, an deren Models drei Taschen gleichzeitig präsentiert werden, weil sie mit Accessoires viel Umsatz machen, seien zu teurer Fast-Fashion verkommen, zieht auch Fankhauser sein Fazit.
"Der Hunger auf Mode" sei beim Modepublikum in Paris schon länger nicht mehr spürbar gewesen. "Wir durften noch eine Ära erleben, in der das Publikum jede Show herbeigesehnt hat. Heute kommen viele erschöpft, weil sie schon so viele Schauen hinter sich haben", erzählt die Wiener Designerin. Das System funktioniere heute anders.
In Japan Kult
Daher gibt es bis auf Weiteres keine Auftritte in Paris, stattdessen wird in Ruhe in Wien an einer Kollektion gearbeitet. Etwa 20 Looks wird es geben, der Onlineshop wird in etwa zwei Monaten mit den neuen Stücken befüllt. Ob die Kollektion überhaupt als Show gezeigt wird, wissen die beiden noch nicht.
Jetzt herrscht erst einmal Freude über die Mode für die Weltausstellung in Japan. Dort ist Wendy Jim eine legendäre Marke. Japan war zu Beginn der stärkste Markt für das Wiener Label. "In den Nullerjahren, als wir gemeinsam mit Brands wie Martin Margiela zur Antifashion-Riege gehörten, gab es dort ganze Wohnungen, die voll waren mit Wendy Jim“, erzählt Schania. Auch heute sind sie auf der Insel noch gut vertreten, ihre Entwürfe werden in den coolsten Shops wie dem Dover Street Market Tokio verkauft.
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