Mann sitzt mit knappem Badeslip in aufreizender Pose auf einem Schlauchboot am Meer

Kurz und knapp: Der Sommer gehört der Mini-Badehose

Slips sitzen eng, Shorts kommen retro daher. Selbstinszenierung ist angesagt. Inspiriert von Unsympathlern aus White Lotus – und dem Verlangen nach Anerkennung.

Knapp, knapper, Budgie Smuggler. So nennt man im englischsprachigen Raum die ultraknappen Badeslips. Übersetzt heißt das Wellensittich-Schmuggler. Wie es zu dem Namen kam? Erklärt sich von selbst.

Das knappe Stück Stoff kneift sich den Weg durch die Poollandschaften und Strandpromenanden. Bei Speedo, der Marke, deren Name mittlerweile als Gattungsbegriff durchgeht wie Uhu für Klebstoff, stieg der Umsatz in Europa, dem Nahen Osten und Afrika zuletzt um satte 200 Prozent, wie der Guardian schon im vergangenen Sommer berichtete.

Muskelbepackter Theo James im knappen Slip aus der Werbung

Mitschuld daran trägt Theo James – Ungustl aus der zweiten White-Lotus-Staffel –, der für einen Dolce-&-Gabbana-Spot auf Capri offenherzig in einer weißen Badehose posierte, die weniger Stoff hatte als eine Espressoserviette. Der muskelbepackte Schönling kann sich das ja auch leisten.

Und das alles soll auch noch bequem sein – sagen zumindest Fans des Slips. Hat man sich einmal daran gewöhnt, dass das meiste von einem selbst unbedeckt bleibt, ist es sogar angenehm. Vorteil: saubere Bräunungsstreifen, weniger feuchtes Textilgeplänkel auf der Haut – dermatologisch und erkältungstechnisch womöglich gar nicht so verkehrt.

Bei Schwimmern und Wasserballern war das knappe Stück nie weg. In Frankreichs Schwimmbädern ohnehin nicht, da sind Shorts aus Hygienegründen ex lege nicht erlaubt – selbst wenn es immer wieder mal Initiativen gibt, die sich für eine Gesetzesänderung stark machen. Und an Brasiliens körperbetonter Copacabana oder in der queeren Szene ist die Speedo seit Jahrzehnten fester Bestandteil der Modebadeordnung. 

Doch mit dem wachsenden Fitnesskult wandelt sich auch anderswo das männliche Verhältnis zur Bademode. Wer stundenlang im Fitnessstudio Gewichte stemmt, Kalorien zählt, Proteinshakes schlürft und Selfies im Gym-Spiegel schießt, will das Resultat nicht unter zeltartigen Surfer-Shorts begraben.

Speedos und der "Reverse Male Gaze"

Eine Rolle spielt dabei auch ein Phänomen, das Lifestyle-Soziologen als „Reverse Male Gaze“ bezeichnen: die Idee, dass heterosexuelle Männer sich zunehmend für die Anerkennung anderer heterosexueller Männer stylen – und weniger für den weiblichen Blick. Andere wiederum sehen, wie CNN berichtete, das wiedererwachte Interesse an den ultraknappen Badeslips als Teil eines größeren Trends: der Rückkehr ironischer Stile. Schnurrbärte, Vokuhilas, Socken in Sandalen – in düsteren Vorzeiten modische Verbrechen, heute bewusste Stilentscheidungen mit Augenzwinkern.

Doch ob ironisch getragen oder voller Ernst: Ganz ohne körperliche Vorbereitung sind die Slips ein riskantes Unterfangen. Denn eines ist klar – der Budgie Smuggler verzeiht nichts. Fehlt die Muskulatur, wirkt der Träger schnell wie ein Zehnjähriger im Schwimmunterricht. Ist sie womöglich vorhanden, aber unter einer wohlstandsgeformten Bauchkuppel verborgen, droht den Trägern, für einen Flavio-Briatore-Zwilling gehalten zu werden.

Darauf sollte Mann beim Tragen der Budgie Smuggler achten

Aber wie so oft in der Mode gilt auch hier: Anziehen, worin man sich wohlfühlt. Der Rest ist Mut – oder eben Selbstvergessenheit. Wer sich jedoch für die knappe Badehose entscheidet, sollte ein paar stilistische Überlebensregeln beachten. Laut Guardian lautet die erste: Keep it simple. „Als Einstiegsbadehose ist eine neutrale Blockfarbe sicherer als ein Muster. Andererseits besteht eine Badehose aus so wenig Material, dass ein Muster kaum zu überwältigend wirken dürfte. 

Weiß- oder Nude-Töne sollten den mutigsten Männern vorbehalten sein.“ Blasse Hauttypen sollten sie überhaupt meiden. Und ganz wichtig: ein elastischer Bund ist nachsichtiger als ein Kordelzug.

Patrick Schwarzenegger macht Retro-Shorts angesagt

Männer, die nicht ganz so viel Haut zeigen wollen, greifen zu einem Klassiker: den Bade-Shorts, wie sie einst Sean Connery als James Bond trug – kantig, lässig, charmant. Und wieder hat White Lotus einen nicht unbeträchtlichen Anteil daran. Auch Patrick Schwarzenegger stolzierte als dumpfbackiger Millionärssohn in der vergangenen Staffel im thailändischen Luxusresort umher – bekleidet mit einer Badehose von Chés, die mehr 1955 als 2025 rief.

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Mit Shorts von Ché stolzierte Patrick Schwarzenegger in White Lotus umher. 

©Hbo

Die nostalgisch anmutenden Modelle – mit Bundknopf, feinen Kontraststreifen und dezenter Eleganz – waren kurz nach TV-Ausstrahlung ausverkauft. Pünktlich zur Badesaison sind sie zurück. Und mit ihnen eine ganze Welle an Retro-Bademode, die lieber auf die klaren Linien der Vierziger und Fünfziger setzt als auf tropfende Sportshorts mit Kordelzug und Funktionsstoff.

Die Baggys sind auch nicht out

Kaum zu fassen, aber wahr: Selbst die weit schwingenden Baggys und Bermudas halten sich hartnäckig in der Bademode – als hätten die Männer nie aufgehört, Skatevideos auf DVD zu schauen. Diese luftigen Zeltplanen, die halbwüchsige Burschen mit Oberlippenflaum und stolzgeschwellter Brust tragen, als wären sie die ungekrönten Herrscher über Chlorbecken und Liegewiese.

Und man muss es zugeben: Auch Männer wie Hugh Jackman oder Chris Hemsworth bekommen das erstaunlich gut hin. Gut, die sehen aber auch in allem gut aus. Und dann sind sie auch noch Australier – die dürfen den Surferlifestyle zelebrieren.

Hugh Jackman's buff bod grabs the attention of beach-goers while on the beach in Sydney!

Auch in den weiteren Surfer-Hosen macht Hugh Jackman eine gute Figur.

©pps.at / picturedesk.com

Doch wenn selbst Traditionshäuser wie Burberry plötzlich Modelle im Sortiment führen, die nach Beachparty in Down Under aussehen, hilft alles Jammern nichts. Die Baggy lebt. Und mit ihr der Traum vom ewigen Surfer-Dasein, auch wenn der nächste Ozean doch etwas entfernt ist.

Daniel Voglhuber

Über Daniel Voglhuber

Redakteur bei der KURIER Freizeit. Er schreibt dort seit Dezember 2020 über Reise, Kultur, Kulinarik und Lifestyle. Also über alles, was schön ist und Spaß macht. Er begann 2011 als Oberösterreich-Mitarbeiter in der KURIER-Chronik, später produzierte er lange unterschiedliche Regionalausgaben. Zuletzt war er stellvertretender Chronik-Ressortleiter.

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