„Short Shorts“: Dieser Sommer kommt mit Beinfreiheit

Vergessen Sie die heißen Sommertage, an denen der Blick aufs Thermometer mit Bauchweh geschah. An denen man(n) vielleicht schon beim In-die-Hose-Schlüpfen ins Schwitzen kam. Weil sowohl Knie als auch Wade von Stoff bedeckt waren. Diese Befreiung scheint gekommen, um zu bleiben. 

In der Modemetropoloe London fragt man sich heuer nicht mehr, ob es ein „short summer“ (also ein kurzer Sommer) wird, sondern ein „shorts summer“ sein darf, ein Summer der kurzen Hosen. Tatsächlich dürften die Männershorts heuer so kurz werden, dass sie als Bademode durchgehen könnte. Es wird nämlich, prophezeien Insider, ein thigh guy summer werden: ein Sommer, an dem Männer die Oberschenkel zeigen.

Skarsgàrd, Styles, Mescal

Schauspieler Alexander Skarsgàrd, der an Seite von Kate Winslet im Biopic „Lee“ zu sehen war, erschien kürzlich zum TV-Interview in Hemd, Krawatte -  und karierten Shorts, die an den letzten Freibad-Besuch erinnerten. „Ich wollte heute sexy sein“, rechtfertigte er seine Wahl. Harry Styles wiederum wurde beim Spaziergang in London mit jener knallroten, knappen Gym-Shorts zu kanariengelben Sneakers von Prada gesichtet, mit der er im April in Berlin für Aufsehen gesorgt hatte. Setzten sie doch seine eleganten, glatten Beine auf fantastische Weise in Szene. 

Doch mehr als Harry Styles - bekannt für seine auffallenden, gendernorm-brechenden Outfits -  haben wir den Short-Shorts-Trend Paul Mescal zu verdanken. Der irische Schauspieler wurde 2020 durch seine Rolle in der Sally Rooneys Buchverfilumng „Normal People“ einem breiten Publikum bekannt, doch es war ein Foto, das ihn das beim Verlassen eines Supermarktes im Osten Londons, in Mikro-Shorts zeigte, das ihn so richtig ins Rampenlicht brachte. Nahezu über Nacht wurden die kurzen Hosen kürzer. 

Oberschenkel am Laufsteg

Und auf den Laufstegen sind sie das weiterhin. In der aktuellen Sommerkollektion kombiniert Gucci  elegante, schwarze Shorts mit Netzshirt und pinkem Hemd, Dolce & Gabbana wiederum mit weiter Strickweste, Fendi zeigte einen luftigen, kurzen Anzug in Samtgrün, und der britische Designer S.S.Daley hält die Länge in Karo auch für kommenden Herbst bei. (Es ist exakt jenes Auftritt, das Skarsgàrd wählte.)

Tipps zum Styling

Wenn ist mein Styling zu beachten? Auch wenn die Wiener Stilberaterin Franka Mainusch von „Schrankwunder“ Kunden gerne rät, zu wählen, was ihnen am besten gefällt, ein paar Regeln gebe es diesmal doch: „Länge, Material und eine gute Kombination spielen die wichtigste Rolle.“ Eine Handbreit über dem Knie sei eine alltagstaugliche Länge.“ Alles, was kürzer ist, sollte ein hochwertiges Material haben. Denn bei dieser Länge kann ein synthetisches, glänzendes Material schnell wie eine Badehose aussehen.

Weiters empfiehlt Mainusch die Shorts mit hochwertigen Basics - „zum Beispiel einem Hemd, einem gestrickten Polo, Leinenhemd oder einem T-Shirt in neutralen Tönen“ – zu kombinieren. Ein Sakko passe auch wunderbar zu den Shorts. „Mittlerweile gibt es ja auch Anzüge mit kurzen Hosen – unbedingt aber ohne Krawatte.“ (Dieses Memo hat Skarsgàrd leider nicht erhalten.) Schuhtechnisch passen Loafer, Espandrilles, Sneaker oder Sandalen besser als Flip Flops.

Mut für freiere Männlichkeit

Aber hat der Trend überhaupt Potenzial für den Mainstream? Davon ist Mainusch überzeugt. „Vor allem bei jungen Männern, queeren Communities, Modeinteressierten oder Kreativen setzt sich der Trend immer mehr durch.“ Aber sie gibt auch zu bedenken: „Für diesen Modetrend braucht es ganz viel Mut und Selbstbewusstsein. Er steht für eine lockere, körperbewusste und freiere Männlichkeit.“

Ganz neu ist der Trend übrigens gar nicht nicht, erinnert die Wiener Stilexpertin Franka Mainusch. „Ich denke bei den Bildern als erstes an die 1970er und 1980er, wo Tom Selleck, John Travolta und nicht zu vergessen Bruce/Caitlyn Jenner ihre Beine in kurzen Shorts zeigten. In dieser Zeit waren die kurzen Shorts ganz normal. Ich erinnere mich sogar an meinen Vater in seiner kurzen Jeansshorts, die er in seiner Freizeit trug.“ 

Man könnte aber noch viel weiter zuzückgehen, meinte Mainusch: zu den Athleten in der Antike, die durch ihre durchtrainierten Oberschenkel Kraft und Stärke ausdrückten.