Auszeichnung

Arthur Arbesser: "Im Modebereich herrscht eine Freudlosigkeit"

Der österreichische Designer Arthur Arbesser ist einer der weltweit einflussreichsten. Mit Mode alleine will er sich nicht mehr beschäftigen.

Einen Korkenzieher für Alessi, ein Paravent für Wittmann. Arthur Arbesser hat als Produktdesigner gut zu tun. Dabei ist der Wiener eigentlich Modemacher und einst auch außer Landes gezogen, um einer zu werden. 

Arbesser hat an der bekannten Londoner Talenteschmiede Saint Martins sein Handwerk erlernt und war anschließend mutig genug, in Mailand seine eigene Modemarke zu gründen. "Es war nicht so einfach und es war ganz gut, dass ich am Anfang nicht genau gewusst habe, auf was ich mich einlasse" schildert er der freizeit über seine Anfänge.

Auszeichnung

Die neueste Anerkennung für das Allroundtalent zeigt, wie viel Einfluss er mittlerweile hat: Der Österreicher wurde von Architectural Digest in die Liste der 100 visionären Gestalter 2025 aufgenommen, "die gerade den Ton angeben und unsere Welt mit ihrer Arbeit prägen".

Die Auszeichnung ehrt den 41-Jährige sehr, auch wenn er sich als Außenseiter sieht: "Es sind so viele tolle Architekten auf dieser Liste, und ich weiß gar nicht, ob ich ein Anrecht auf diese Auszeichnung habe, weil ich in erster Linie ja doch Modemacher bin."

Arbessers Winterkollektion 24/25

©YANNICK-SCHUETTE, Arbesser

Arbessers Winterkollektion 24/25

©YANNICK-SCHUETTE, Arbesser

Tausendsassa

Arbesser stapelt tief. Er ist ein Tausendsassa, mit einer Lehrverpflichtung an der Kunstuniversität in Mailand, eigenen Möbelstücken, seinen einzigartigen Grafiken und natürlich seiner Mode, die seit Jahren treue Kunden hat.

Von der Fashionwelt fühle er sich momentan tatsächlich nicht mehr so angezogen, verrät er im Interview: "Seit ich begonnen habe, hat sich viel verändert. Im Modebereich herrscht gerade eine gewisse Freudlosigkeit."

"Alle Kollektionen sehen gleich aus"

Die großen Modelabels hätten Panik, weil die Verkaufszahlen merkbar zurückgehen – und die Kreativdirektoren haben keine Zeit mehr, um zu reifen. "Sie werden schnell ersetzt, wenn der Umsatz nicht stimmt. Alle Kollektionen sehen daher gleich aus".

Schon immer hatte der finanzielle Erfolg bei Modekonglomeraten oberste Priorität, aber auch die Kreativität wurde geschätzt und gefördert, so Arbesser. Dieses Gefühl sei nun abhandengekommen: "Die Mode ist ästhetisch und künstlerisch nicht auf ihrem Höhepunkt. Das Gute ist, dass es mir als Nischenmarke egal sein kann."

Arbesser hat ein Studio mit sechs Mitarbeitern und ist zufrieden, wie es derzeit läuft. Die Moderiesen kennt er aber auch von innen. Sieben Lehrjahre hat er bei Giorgio Armani hinter sich, für Iceberg war er Kreativchef. Mit seinem Label kam er 2015 ins Finale des renommierten LVMH-Nachwuchswettbewerbs. Promis wie Róisín Murphy und Stilikone Chloë Sevigny sind Fans seiner Entwürfe, die oft von österreichischer Kunstgeschichte inspiriert sind.

Arbessers Möbel: Pemo Chair, 1.800 Euro

©Arthur Arbesser, Hersteller

Mental wachsen

Dennoch hat Arbesser nicht das Ziel, finanziell immer stärker wachsen zu müssen oder mit seinem Label zu expandieren. "Ich hatte nie das Ziel, mit meiner Arbeit möglichst viel Geld zu verdienen. Man kann auch mental wachsen, oder in die Breite gehen mit seinem künstlerischen Spektrum. Auch das ist Wachstum."

Eine kleinere Marke bringe zudem die große Freiheit mit sich, flexibel zu sein. Der kreative Austausch treibe ihn an. Und das Alter und die Erfahrung bringe Vorteile: "Seine Dimension zu finden, ist sehr befriedigend."

Keine Modeschauen mehr

Auf kostenintensive Modeschauen verzichtet Arbesser mittlerweile, weil es keinen Unterschied für die Verkaufszahlen macht. Dafür gibt es bald ein neues Studio in Mailand, in dem dann auch Präsentationen und Ausstellungen stattfinden sollen. Neben dem Umzug steht auch die Ausstattung einer Opernaufführung an, mit denen er bereits einiges an Erfahrung hat.

Und wenn er dann doch etwas größer träumt? "Ein eigener Shop wäre etwas Schönes."

Christina Michlits

Über Christina Michlits

Hat Theater-, Film- und Medienwissenschaften studiert. Nach Kennenlernen des Redaktionsalltags bei Profil und IQ Style, ging es unter anderem zu Volume und dem BKF. Seit 2010 bei KURIER für die Ressorts Lebensart und Freizeit tätig. Schwerpunkte: Mode, Design und Lifestyle-Trends.

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