Polly Adler: Die Mañana-Manie
Jetzt geht wieder das Elend mit den guten Vorsätzen los.
So. Jetzt geht das wieder mit den guten Vorsätzen los. Die Mañana-Manie.
So langweilig. Und so sinnlos. Langsam hat es sich selbst bis zu mir durchgesprochen, dass eine bezahlte Mitgliedschaft in einer Trimmburg noch keinen gestählten Körper mit sich bringt. Und die Enzymbombe in Form dieser Ananas im Kühlschrank auch tatsächlich gegessen werden muss, um dem Stoffwechselmotor einen Kickstart zu verleihen.
Ich benehme mich ein bisschen wie der Rabbi, der sich bei Gott bitter beschwert, dass er nie im Lotto gewinnt. Und Gott antwortete ihm entnervt : "Du musst schon auch ein Los kaufen, Bester...” Übrigens und wissenschaftlich belegbar: Je hochgesteckter Vorsätze ausfallen, desto wahrscheinlicher ihr Scheitern. Also den Vorsatzpacours maximal mit Schmetterlingsflügel-Schrittbreiten begehen. Statt "Ich miete mir drei Lastwagen und miste aus”, einfach zartfühlende Übernahme-Verhandlungen mit dem unsichtbaren Monster, das immer die zweiten Socken frisst.
Zwecks Herausgabe der ersten, und dann beherzte Neuaufstellung der Sockenlade. Keine vier Folgen „Netflix” mehr vor dem Einschlafen, sondern nur eine. Kommt man in die Notlage, viel trinken zu müssen, immer nur das Beste. „Die übelsten Werke sind stets mit den erhabensten Vorsätzen begonnen worden”, lautete die Dandysophie von Oscar Wilde. Was den Umkehrschluss zulässt, dass Fünfstern-Produkte in der Regel durch Intuition und die Schönheit des Zufalls in die Welt purzeln.
Der formidable Mister Wilde hätte den Konsum von Ratgeber-Literatur sicher auch als Loser-Domäne klassifiziert . Den einzig vernünftigen Tipp, den ich gefunden habe, stammt von einem Persönlichkeitstrainer auf Youtube: „Wenn du ein besseres Leben leben möchtest, dann ist der schwierigste Teil, nicht die gleichen Gedanken zu denken, die du vorher hattest.” Wir werden also auch 2024 beschäftigt sein. Und bitte Saturn, sei gnädig!
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