Was hinter der alltäglichen Vergesslichkeit steckt

Hier mal die Schlüssel zu Hause gelassen oder da mal einen Termin verbummelt. Auch wenn wir glauben, viel zu viel zu vergessen: Eine gewisse Vergesslichkeit ist sogar normal.

Es gibt sie, die Gedächtnischampions, die ihr Hirn derart trainiert haben, sodass sie damit wahre Wunder verbringen können. Eine davon ist beispielsweise Emma Alam. Die junge Pakistanerin kann sich in 15 Minuten 410 unzusammenhängende Wörter merken. Ein Talent, das ihr den Eintrag in das Guinness Buch der Rekorde gebracht hat. Im Vergleich dazu scheint das Hirn von uns Ottonormalverbraucherinnen und -verbrauchern mehr als löchrig zu sein. Denn sind wir uns ehrlich: Die meisten haben in der letzten Woche wohl länger mit der Suche nach Schlüsseln, Handy oder Brille verbracht, als man sich eingestehen will. Doch auch wenn eine solche Entwicklung subjektiv als alarmierend empfunden wird, gibt es meist keinen Grund zur Sorge. Ein bisschen Vergesslichkeit ist nämlich ganz normal und sogar wichtig! Würde unser Hirn alles speichern, anstatt gewisse Dinge zu vergessen, wären wir nicht mehr einsatzfähig.

Monsteraufgabe

Immerhin leistet das Gehirn tagtäglich eine Meisterarbeit, an die nicht einmal die stärksten Supercomputer der Welt herankommen. Zugegeben, der Vergleich mit Maschinen hinkt ein wenig. Immerhin arbeitet unser Hirn nicht mit Chips, sondern hält seine Erinnerungen in Form eines Netzwerks aus Neuronen und Synapsen fest. Es lernt stetig dazu und verknüpft dieses mit bereits Erlebtem. Und anders als Computer nimmt unser Hirn auch nicht wahllos Informationen auf und speichert diese ab. Es wird ständig gefiltert, aktualisiert und ausgemistet. Daher ist etwas zu vergessen auch normal – besonders wenn man unter Stress steht.

Unter Stress wird nämlich der präfrontale Cortex ausgeschaltet. Das ist jener Bereich, der sich direkt hinter der Stirn befindet und wo auch unser Kurzzeitgedächtnis sitzt. Unter normalen Umständen sieht unser Auge etwas und dieser Reiz wird anschließend sofort in den präfrontalen Cortex geleitet. Dort wird über eine Reaktion auf die momentane Situation entschieden. Ist sie gefallen, wird diese an den motorischen Cortex weitergeleitet und die entsprechenden Muskeln gesteuert. Unter Stress umgeht unser Gehirn den präfrontalen Cortex und so auch unser Kurzzeitgedächtnis. Er wird quasi abgeschaltet und daher werden wir auch vergesslicher.

Zusätzlich zu Stress gibt es aber auch andere Risikofaktoren, die sich schlecht auf unser Gedächtnis auswirken. Laut britischen Psychiatern könnten rund 40 Prozent aller Demenzen durch einen bestimmten Lebensstil vermieden werden. So gelten Rauchen und viel Alkohol als ebenso gefährlich wie zu hoher Blutdruck und Übergewicht. Sport hingegen ist nicht nur für den Körper, sondern auch für unseren Geist gut. Daher sollte man auch beim richtigen Joggen bleiben und nicht allzu viel auf Gehirnjogging setzen. Denn zwar halten geistige Aktivitäten das Gehirn und so auch unser Gedächtnis fit, allerdings ist sich die Wissenschaft nicht einig, ob übermäßige Gedächtnistrainings tatsächlich auch einen großen Effekt haben.

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