So viele Schritte geht man mehr, wenn man einen Fitnesstracker nützt

Australische Forscher haben die Daten von fast 400 Studien zentral ausgewertet - der regelmäßige Einsatz solcher elektronischer Geräte zeigte deutliche Effekte.

Egal ob ältere Schrittzähler-Modelle, Fitnessarmbänder aller Art oder Smartwatches, also elektronische Armbanduhren, die unter anderem Herzfrequenz und Puls messen sowie Bewegungen aufzeichnen: Vielfach werden solche "Wearables" - tragbare Geräte - als Spielerei abgetan.

Doch jetzt zeigt eine umfassende Erhebung, dass ihre Anwendung einen deutlich messbaren positiven Effekt auf das Bewegungsverhalten und das Gewicht hat.

Forscher der University of South Australia (UniSA) haben fast 400 frühere Studien neu ausgewertet, die Daten von 164.000 Menschen aus der ganzen Welt enthalten und Vergleiche zwischen Gruppen enthielten, die solche Geräte verwenden sowie ohne derartige elektronische Unterstützung trainieren und aktiv sind.

Dabei kamen sie auf zwei zentrale Erkenntnisse:

  • Wer solche Wearables regelmäßig trägt, legt pro Tag im Schnitt um 1.800 Schritte mehr zurück als Menschen, die keine derartigen Geräte einsetzen. Die Zeit, die man dadurch täglich länger auf den Beinen ist, beziffern die Studienautoren mit 40 Minuten.
  • Das führt über einen Zeitraum von fünf Monaten zu einem Gewichtsverlust von einem Kilogramm.

Wer jetzt meint, dieser Gewichtsverlust sei nicht sehr groß für den langen Zeitraum, dem antwortet Co-Studienautorin Carol Maher von der UniSA Folgendes: Erstens stammen die Daten nicht aus Studien, in denen es speziell ums Abnehmen ging. "Es waren Lifestyle-Bewegungsstudien, bei denen wir keinen dramatischen Gewichtsverlust erwarten würden."

Und Maher bringt noch ein weiteres Argument: "Eine durchschnittliche Person nimmt pro Jahr ungefähr 0,5 Kilogramm an Gewicht zu. So gesehen ist es signifikant, in fünf Monaten ein Kilogramm abzunehmen. Dies ganz besonders, wenn man bedenkt, dass zwei Drittel der Australier übergewichtig oder fettleibig sind."

In Österreich sind immerhin gut 40 Prozent der Bevölkerung über 15 Jahre übergewichtig oder adipös.

Keine Bestätigung für negative Effekte

Ty Ferguson, Hauptautor der Studie, hat sich auch mit der Kritik an diesen elektronischen Geräten beschäftigt: Sie seien ungenau, es gebe keinerlei Wirkung, und sie würden ein obsessives Bewegungsverhalten sowie Essstörungen fördern, heißt es immer wieder.

Dem entgegnet Ferguson, dass die Ergebnisse der von ihm analysierten Studien überwiegend positiv sind und für den Einsatz der Wearables sprechen: "Das Gesamtergebnis zeigt, dass Aktivitätstracker über alle Altersgruppen und über lange Zeiträume hinweg wirksam sind. Sie ermutigen Menschen zu regelmäßiger Bewegung, dass sie Bewegung zu einem Teil ihrer Alltagsroutine machen und sich Ziele zur Gewichtsreduktion setzen."

Abgesehen von den positiven Auswirkungen auf den Bewegungsumfang gibt es gewisse Hinweise darauf, dass der Einsatz zu Fitnesstrackern auch einen Einfluss auf den Blutdruck und die Blutfettwerte hat. Allerdings sind diese Effekte in vielen Studien gering und die Ergebnisse teilweise nicht-signifikant, also nicht aussagekräftig genug.

Hinweise gibt es auch darauf, dass das erhöhte Bewegungsausmaß positiv bei depressiven Verstimmungen und Angstzuständen wirkt.

Wie auch immer: Der Markt boomt jedenfalls, heißt es in der Untersuchung. Zwischen 2014 und 2020 ist die Zahl der weltweit verkauften Aktivitätstracker um fast 1.500 Prozent gestiegen, der damit global erzielte Umsatz betrug nur im Jahr 2020 an die 2,8 Milliarden US-Dollar (rund 2,75 Milliarden Euro).

Die Übersichtsarbeit der australischen Forscher ist im Fachmagazin Lancet Digital Health erschienen.

Ernst Mauritz

Über Ernst Mauritz

Seit 1992 Redakteur der Tageszeitung Kurier, derzeit im Ressort "Wissenschaft, Gesundheit, Family".

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