Warum Radfahren heute ein Privileg ist
Menschen mit höherer Bildung, die in Städten leben, treten öfter in die Pedale als weniger Gebildete am Land.
Der Kölner Soziologe Ansgar Hudde forscht zu Fahrradmobilität und Bildungsniveau. Er hat 800.000 Wege ausgewertet, die 55.000 Befragte zurückgelegt haben.
Ansgar Hudde: Im Schnitt 70 Minuten. Jeder Fünfte aus dieser Gruppe erreicht sogar nur durchs Radfahren jene 150 Minuten Bewegung mit moderater Intensität, die von der WHO empfohlen werden.
Ja, wir sehen da sogar eine Verdoppelung von 35 auf 70 Minuten.
Da sind es nur 25 Minuten pro Woche. Dabei dürfen wir aber nie vergessen: das sind Durchschnittswerte. Natürlich gibt’s auch Städter mit höherer Bildung, die nie in die Pedale treten, und Personen in ländlicheren Gebieten mit niedrigerer formaler Bildung, die dauernd mit dem Rad unterwegs sind.
Grob gesagt: die Unterschiede nach dem Wohnort sind ähnlich groß wie jene nach der Bildung.
Beide Effekte tragen dazu bei. Im Jahr 1996 fiel einer von zwölf in die Kategorie „wohnt in größerer Stadt und hat Matura“, heute ist es einer von sechs. Insgesamt trägt aber die Änderung im Verhalten mehr zum Fahrradboom bei.
Da beobachten wir eher einen kontinuierlichen Wandel.
Bisherige Studien zeigen: Man wählt sein Verkehrsmittel nicht nur nach Preis oder Reisedauer, sondern auch nach der sozialen Bedeutung eines Verkehrsmittels.
Stellen Sie sich zwei Szenarien bei einem Blind Date vor: Beim einen kommt jemand mit einem Luxusauto, beim anderen mit einem Fahrrad vom Flohmarkt. Die Verkehrsmittelwahl hat hier auch eine symbolische Komponente.
Ja, wir sehen da sogar eine Verdoppelung von 35 auf 70 Minuten.
Da sind es nur 25 Minuten pro Woche. Dabei dürfen wir aber nie vergessen: das sind Durchschnittswerte. Natürlich gibt’s auch Städter mit höherer Bildung, die nie in die Pedale treten, und Personen in ländlicheren Gebieten mit niedrigerer formaler Bildung, die dauernd mit dem Rad unterwegs sind.
Grob gesagt: die Unterschiede nach dem Wohnort sind ähnlich groß wie jene nach der Bildung.
Beide Effekte tragen dazu bei. Im Jahr 1996 fiel einer von zwölf in die Kategorie „wohnt in größerer Stadt und hat Matura“, heute ist es einer von sechs. Insgesamt trägt aber die Änderung im Verhalten mehr zum Fahrradboom bei.
Da beobachten wir eher einen kontinuierlichen Wandel.
Bisherige Studien zeigen: Man wählt sein Verkehrsmittel nicht nur nach Preis oder Reisedauer, sondern auch nach der sozialen Bedeutung eines Verkehrsmittels.
Stellen Sie sich zwei Szenarien bei einem Blind Date vor: Beim einen kommt jemand mit einem Luxusauto, beim anderen mit einem Fahrrad vom Flohmarkt. Die Verkehrsmittelwahl hat hier auch eine symbolische Komponente.
Wer zeigen will, dass er beruflich erfolgreich ist, wählt eher das Auto. Wer zeigen will, dass er modern, gesundheits- und umweltbewusst ist, eher das Fahrrad. Dazu passt: Personen mit höherer Bildung laufen tendenziell nicht Gefahr, dass sie als arm oder beruflich erfolglos wahrgenommen werden, wenn sie mit dem Rad ankommen. Sie können damit sogar an Status gewinnen. Dagegen können Personen mit weniger hohen Bildungsabschlüssen ein teures Auto eher nutzen, um zu zeigen, dass sie es zu Wohlstand gebracht haben.
Nein. Die Zahl an Autos pro Haushalt ist in den ländlicheren Regionen seit den 1990ern leicht angestiegen und in den Städten weitgehend konstant geblieben. Der Unterschied ist die Verkehrsmittelnutzung, nicht der Verkehrsmittelbesitz. Offenbar wollen auch die Radfahrenden nicht ganz auf ihr Auto verzichten. So ist der Kfz-Besitz pro Kopf in den Niederlanden, wo deutlich mehr Fahrrad gefahren wird als etwa in Österreich, nur um zehn Prozent niedriger.
Studien zeigen, dass Städte mit mehr Raum für Menschen, die mit dem Rad und zu Fuß unterwegs sind, belebter, kommunikativer, gesünder, lebenswerter sind. Wenn der Radverkehr hier aber sein volles Potenzial entfalten soll, muss die Radverkehrsförderung alle gesellschaftlichen Gruppen erreichen – das geschieht aktuell noch nicht.
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