Miuccia Prada: Das Geheimnis ihres unglaublichen Imperiums

Von der Politikstudentin und Kommunistin zur Trendsetterin und Modelegende. Warum Miuccia Pradas Erfolg so lange währt und wie sie Mode neu definiert.

Sie mag die Zurückhaltung, auch wenn Miuccia Prada nun definitiv eines der größten Modeimperien der Welt geschaffen hat. Ihr Konzern, die Prada Group, hat vor einigen Tagen den heimischen Konkurrenten Versace um 1,2 Milliarden Euro gekauft.

Bei Versace ging es finanziell bergab, wie auch bei allen anderen Luxusmarken. Nur einige wenige Modehäuser konnten sich im letzten Jahr über wachsende Geschäftszahlen freuen. Darunter sind jene von Miuccia Prada, die mit ihrer zweiten Linie Miu Miu im Jahr 2024 unglaubliche 93 Prozent Umsatzanstieg verzeichnet. Die Marke gilt als hippstes Label am Markt, das Trends vorgibt.

Durch Must-haves wie Micro-Miniröcke und eine enorme TikTok-Präsenz ist Miu Miu unter der jungen Generation Z zur Kultmarke avanciert. Das Label Prada selbst wiederum profitiert von der Co-Kreativdirektion mit Raf Simons und einer ausbalancierten Mischung aus Minimalismus, Innovation und subversiver Eleganz.

Miu Miu 2025

©APA/AFP/ALAIN JOCARD

In einer Zeit, in der viele Luxusmarken ihre Identität verwässern und für mehr Umsatz Stilveränderungen mit wechselnden Designern testen, haben Prada und Miu Miu das Gegenteil getan: Sie haben Klarheit bewahrt – und genau das zahlt sich jetzt aus.

"Ich neige nicht dazu, Kleider zu entwerfen, die super-sexy sind. Ich versuche, auf eine Art und Weise kreativ zu sein, um Kleider zu kreieren, die getragen werden können, die nützlich sind", erklärte Miuccia Prada der Vogue vor Jahren. 

Hässlicher Schick

1995 schrieb sie mit ihrer Sommerkollektion für 1996 Geschichte, die wilden Mustermix zeigte und Farbkombinationen von Giftgrün mit Hellbraun. Der "Ugly Chic" (hässlicher Schick, Anm.) wurde geboren und Prada damit in den Neunzigern berühmt.

Modwelt "schlimmster Ort"

Dabei wollte Miuccia nie Designerin werden. Die heute 75-Jährige empfand die Modewelt ursprünglich als "schlimmsten Ort für eine Feministin in den 60er Jahren". Groß geworden in einer Familie eines erfolgreichen Lederwaren-Herstellers, studierte die Frauenrechtlerin in Mailand Politik, war Kommunistin und ließ sich zur Pantomime ausbilden.

Mit der snobistischen und oberflächlichen Fashionbranche wollte sie nichts zu tun haben. Bis Maria Bianchi, wie sie ursprünglich hieß, Patrizio Bertelli kennenlernte. Auch seine Familie war im Lederwarengeschäft. 

Gemeinsam hatten sie die Idee, das Erbe von Marias Großvater umzukrempeln. Dafür nahm sie den Mädchennamen ihrer Mutter an – Prada. 

Ihr Partner ist Ideengeber

Statt Leder gab es nun neuartige schwarze Nylontaschen von Prada, ein Verkaufshit über Jahrzehnte. Ihr Mann Bertelli überzeugte sie schließlich auch, Kleidung zu entwerfen. "Damals gefiel mir nichts, was ich sah. Es sah einfach alles so alt und spießig und langweilig aus. Ich wollte einfach das absolute Gegenteil von dem suchen, was es schon gab", schildert sie die damalige Situation. Bis heute sind sie und ihr Mann gleichberechtigte Geschäftsführer des Unternehmens.

Prada 2025

©APA/AFP/PIERO CRUCIATTI

Gegen Schönheitsklischees 

Sie wolle Schönheitsklischees auflösen, die mit Kleidung meist nur noch verstärkt werden, so Pradas anfänglicher Ansatz. Eine damals revolutionäre Haltung, an der sie bis heute festhält. Und so tragen Miu-Miu-Fans derzeit Bücher als Accessoires zu ihren Outfits. Auch einen eigenen Buchklub gibt es seit Kurzem von der Marke. 

Prada Show SS25 mit Miuccia und Co-Kreativchef Raf Simons

©REUTERS/Alessandro Garofalo

Prada macht Trends

Das erwachsenere Schwesternlabel Prada rangiert im Ansehen ohnehin seit Jahrzehnten ohne jeglichen Imageverlust auf den Stockerlplätzen im Fashionolymp. Nicht umsonst ist Vogue-Chefin Anna Wintour bekannt dafür, dass sie - beziehungsweise der Teufel - Prada trägt. "Miuccia folgt keinen Trends. Sie definiert sie neu", streut ihr Wintour Rosen. 

Am Puls der Zeit

So lange als Kreativchefin am Puls der Zeit zu bleiben, das schaffte neben der zurückhaltenden Italienerin wohl nur der um einiges sendungsbewusstere Karl Lagerfeld. Ihre einstige Mitstreiterin Donatella Versace, die als Designerin zurücktrat und nun die Pradas in ihrem Modehaus schalten und walten lässt, zeigte schon vor Jahren ihre Bewunderung für die konsequente Attitüde ihrer Landsfrau: "Sie ist furchtlos. Sie denkt nicht daran, was sich verkauft – sie denkt daran, was etwas bedeutet." 

Diese Einstellung gilt heute als Geheimnis von Miuccia Pradas Erfolg. Sohn Lorenzo Bertelli hat diesen Blick aufs Leben und die Familienfirma geerbt und soll das immer größer werdende Prada-Imperium in naher Zukunft weiterführen.

Christina Michlits

Über Christina Michlits

Hat Theater-, Film- und Medienwissenschaften studiert. Nach Kennenlernen des Redaktionsalltags bei Profil und IQ Style, ging es unter anderem zu Volume und dem BKF. Seit 2010 bei KURIER für die Ressorts Lebensart und Freizeit tätig. Schwerpunkte: Mode, Design und Lifestyle-Trends.

Kommentare