Ein älterer Mann und eine ältere Frau lehnen im Schwimmbecken am Rand.

Langes Leben: Warum Schwimmen der ideale Sport ist

45 Minuten im Becken sind so effektiv wie drei Stunden am Fahrrad, sagt Schwimmtrainer Paul Eder. Warum das so ist und wie der Einstieg ins Hobbyschwimmen gelingt.

Mit einem Sprung ins kühle Nass kann man sich nicht nur herrlich erfrischen, sondern mit Schwimmen den Körper ganz nebenbei umfassend trainieren. Denn: Schwimmen ist eine der besten Sportarten für ein Ganzkörpertraining, da es fast alle Muskeln im Körper beansprucht. 

Wer regelmäßig seine Bahnen zieht, stärkt sowohl die obere als auch die untere Muskulatur und verbessert gleichzeitig die Herz-Kreislauf-Fitness. "Schwimmen ist insbesondere für Hobbysportler als Ganzkörperworkout geeignet. Man kann es gut dosieren und an das eigene Leistungsniveau anpassen, zudem ist es gelenkschonend und in jedem Alter möglich", sagt Schwimmtrainer Paul Eder

Der ehemalige Leistungsschwimmer und Trainer von Markus Rogan empfiehlt Schwimmen nicht nur Kindern für die "muskuläre Grundausbildung", sondern auch jenen, die im Erwachsenenalter fitter werden wollen. "Es gibt viele, die, wenn sie sich mit um die 50 dafür entscheiden, sportlich aktiver zu werden, Gelenksprobleme bekommen, etwa durch Laufen. Schwimmen ist auch möglich, wenn man etwa schon eine Knie- oder Hüftoperation hinter sich hat. Im Vergleich zu Radfahren oder Laufen ist es auch relativ intensiv – die Belastung von drei Stunden Radfahren erreicht man beim Schwimmen schon in 45 Minuten."

Schwimmtrainer Paul Eder.

Schwimmtrainer Paul Eder.

©Paul Eder

Für den Einstieg braucht es zunächst die richtige Technik

Für den Einstieg empfiehlt Eder, nach einem gesundheitlichen Check beim Arzt ein paar Trainerstunden zu nehmen, um die richtige Technik einzuüben. "Ich starte meist mit Beinschlagübungen, dann folgt die richtige Atmung. Viele vergessen, dass man im Wasser anders atmet als an Land. Beim Kraulen atmet man etwa nicht nach vorne, sondern auf die Seite und das muss man erst lernen", betont Eder. 

Der Stil – Brust-, Kraul-, Rücken- oder für Motivierte Delfinschwimmen – sollte nach individuellen Vorlieben gewählt werden, meint Eder, der die Schwimmschule Big Fish Swim leitet. Lediglich bei Knieproblemen empfiehlt er eher Brustschwimmen, da die Seitwärtsbewegungen beim Kraulen bei manchen Schmerzen verursachen können. 

Auch beim Brustschwimmen kann eine falsche Technik zu Rücken- und Nackenproblemen führen. "Wenn man wirklich die ganze Zeit den Kopf über Wasser hat und nach vorne schaut, können sich die Nacken- und Schultermuskulatur verspannen. Wer sich beim Brustschwimmen aber an der Wettkampftechnik orientiert und den Kopf beim Nachvornestrecken kurz unter Wasser taucht und dann wieder anhebt, für den ist es ebenso gut wie Kraul- oder Rückenschwimmen", sagt Eder.

Generell werden beim Brustschwimmen vor allem Brust-, Schulter-, Arm- und Beinmuskulatur trainiert. Beim Kraulschwimmen kommt die meiste Kraft aus den Armen, Schultern und Rumpf werden ebenfalls trainiert. Beim Rückenschwimmen sind vor allem die Rumpf- und Rückenmuskeln im Einsatz. 

Kurzflossen lassen schneller lernen und es macht mehr Spaß

Als Unterstützung empfiehlt er Kurzflossen, die, wie der Name sagt, etwas kleiner sind als normale Tauchflossen. "Die Flossen sind ein sehr gutes Hilfsmittel, das in den meisten Schwimmbädern auf den abgesperrten Bahnen erlaubt ist und mit denen man schneller lernt. Der Spaß stellt sich rascher ein und man gibt weniger leicht auf, weil man viel schneller vorwärtskommt und ein gutes Gefühl fürs Schwimmen entwickelt." 

Ähnlich wie Paddle-Tennis, einer Tennisart aus Spanien, mit kleineren Schlägern, stellt sich der Erfolg rascher ein als beim großen Original. 

Für den Anfang empfiehlt Profischwimmer Eder, zweimal pro Woche ins Becken zu gehen. Auch öfter ist möglich, allerdings sollte man darauf achten, dass der Körper ein, zwei Tage Erholungszeit bekommt.

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5 Fakten rund ums Schwimmen

  • Schwimmen kann bei Gelenk- und Rückenschmerzen helfen. Im Wasser werden die Gelenke sowie die Bandscheiben entlastet, gleichzeitig wird die Muskulatur gestärkt. Auch bei Arthrose kann Schwimmen zu Verbesserungen der Beschwerden führen, da Betroffene sich zwar viel bewegen, aber die Gelenke nicht belasten sollen.
  • Schwimmen ist sehr gut bei Übergewicht geeignet. Das regelmäßige sanfte Training im Wasser kann ein guter Einstieg in Sport sein, wenn man untrainiert ist und Gewicht verlieren möchte. Durch den Wasserwiderstand ist der Energieverbrauch oft höher als bei anderen Aktivitäten. 
  • Die Verletzungsgefahr beim Schwimmen ist gering, da die Belastung der Gelenke deutlich geringer ist als bei vielen anderen Sportarten. 
  • Schwimmen stärkt das Herz-Kreislaufsystem und verbessert die Durchblutung und die Ausdauer. Dadurch sinkt das Risiko von Herz-Kreislauferkrankungen. 
  • Viele Menschen finden Schwimmen entspannend. Das durchs Wasser Gleiten kann helfen, Stress abzubauen. 

Ausnahmeschwimmer mit 84 Jahren

Dass Schwimmen auch in höherem Alter viel Freude machen kann, zeigt das Beispiel von Hans Willenbacher. Der 84-jährige, der auch mit Paul Eder trainiert, geht nach wie vor zweimal pro Woche Schwimmen. "Ich habe erst mit 60 Jahren Kraulschwimmen gelernt. Da ich vor Jahrzehnten Knieprothesen bekommen habe, soll ich nicht Brustschwimmen. Das Kraulen ist für mich aber das beste Fitnesstraining – es werden sogar die kleinsten Muskeln wieder fit gemacht", sagt Willenbacher. 

Vor seiner Pensionierung war er sportlich sehr aktiv, ging regelmäßig Skifahren, Radfahren und Tennisspielen. Über Knieprobleme ist er zum Schwimmen gekommen. "Schwimmen war immer gut, einige Beschwerden, die ich mit Knie und Schulter hatte, sind durch das Schwimmen besser geworden oder haben ganz aufgehört", so Willenbacher, der seine Leistung mit einer Pulsuhr und Videoaufzeichnungen durch seinen Trainer überwacht. 

Der passionierte Schwimmer trainiert nicht nur alleine, sondern ist auch in einer Schwimmgruppe, die sich wöchentlich trifft. Selbst im Urlaub ist er als Erster um 6.30 Uhr im Pool. Zusätzlich macht er täglich Morgengymnastik.

Hans Willenbacher

Hans Willenbacher schwimmt mit 84 Jahren zweimal pro Woche.

©Hans Willenbacher

Seine Erfahrungen hat der ehemalige Leiter des damaligen ORF-Kurzwellenzentrums sogar in einem Buch niedergeschrieben ("Schwimmen lernen in den späteren Lebensjahren", ISBN: 978-3-99070-995-5), in dem er auch seine Anfangsfehler beim Lernen des Kraulens preisgibt. Heute ist Kraulen für ihn wie für andere Spazierengehen. "Ich bin vielleicht ein bisschen langsamer als andere, aber ich empfehle Schwimmen wirklich allen. Ich fühle mich dabei sehr wohl und es macht mich ein paar Jahre jünger", schmunzelt Willenbacher. 

Elisabeth Gerstendorfer

Über Elisabeth Gerstendorfer

Redakteurin Gesundheit, Wissen Studierte Psychologie und Soziologie in Wien. Journalistenkolleg des Kuratorium für Journalistenausbildung in Salzburg. Seit 2013 bei KURIER im Ressort Lebensart. Zuvor u.a. tätig für Presse, Schaufenster und Österreichische Ärztezeitung.

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