Laut neuester Studie: Übergewicht verlängert das Leben
Dass ein paar Kilo zu viel auf den Rippen das Leben verlängern, statt verkürzen, scheint ziemlich ungewöhnlich. Doch eine neue Erhebung soll diese Annahme jetzt unterstützen.
Das eigene Körpergewicht ist für viele ein leidiges Thema. Besonders wenn die Waage mehr anzeigt als gewünscht, möchten wir uns nur ungern damit beschäftigen. Nicht gerade verwunderlich, bedenkt man, welchen Vorurteilen Übergewichtige ausgesetzt sind. Sie seien faul, unsportlich und vor allem ungesund. Doch eine neue Studie der Rutgers University in New Jersey schafft eine andere Perspektive, denn laut den Untersuchungen zweier Mediziner sind ein paar Pfunde zu viel gar nicht schlimm. Ganz im Gegenteil, sie sollen sogar das Leben verlängern. Was es mit der Studie auf sich hat.
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Die Forschenden haben Gesundheitsdaten von ungefähr 500.000 Frauen und Männern über einen Zeitraum von mehreren Jahren ausgewertet und sind dabei zu dem Ergebnis gekommen, dass Probanden mit einem Body-Mass-Index (BMI) von 25 bis 29,9, die als übergewichtig gelten, im Vergleich zu schlankeren Menschen eine leicht geringere Sterblichkeit verzeichneten. Gute Nachrichten also für die 600.000 übergewichtigen Personen, die hierzulande leben.
Forschende aller Welt sind aufgebracht. Die Thematik erregt die Gemüter. Das sogenannte Übergewichtsparadox, das die Vermutung beinhaltet, Patienten mit Übergewicht hätten bessere Heilungschancen bei Erkrankungen, beschäftigt die Mediziner bereits seit 20 Jahren. Bis heute wird unter Fachleuten diskutiert. Es folgten Gegenstudien über Gegenstudien, die das widerlegen sollten. Wie etwa die Studie der Forscherin Stamatina Iliodromiti. Für ihre wissenschaftliche Arbeit hat sie knapp 300.000 Männer und Frauen über viele Jahre gesundheitlich untersucht und kam zu dem Ergebnis, dass schon leichtes Übergewicht ausreicht, um das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erhöhen. Laut ihrer Studie sei ein BMI von 22 bis 23 am gesündesten.
Doch tatsächlich beruhen zahlreiche Studien zum Körpergewicht eben allein auf den BMI, der sich zwar leicht berechnen lässt, jedoch aber nur ein grobes Maß darstellt, da er weder Muskelmasse noch Fettanteil berücksichtigt. Worin die Forschenden sich allerdings einig sind: Ein BMI von 30 und mehr erhöht das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und andere Erkrankungen deutlich.
Stolperfallen der Studie
Auch wenn die Mediziner bei übergewichtigen Menschen eine geringere Sterblichkeit ausmachen konnten, bedeutet dies jedoch noch lange nicht, dass es mit dem Gewicht zu tun hat. So haben die Wissenschaftler nicht berücksichtigt, ob die Probanden Raucher waren oder nicht. Dabei spielt dieser Faktor eine wichtige Rolle. Denn der Konsum von Zigaretten vermindert das Hungergefühl und erhöht den Grundumsatz, sodass Raucher in den meisten Fällen ein vergleichsweise geringeres Körpergewicht haben als Nichtraucher. Allerdings erhöht Zigarettenkonsum die Sterblichkeit. Was ein Faktor bei der Datenauswertung gewesen sein könnte.
Die Mediziner der Rutgers University werden mit ihrer Studie also das Übergewichtsparadoxon nicht aus dem Weg räumen können – und dessen sind sie sich auch bewusst. In einem Interview mit New Scientist sagten die Autoren, dass sie sich noch unsicher seien, ob die Studie wirklich aussagekräftig sei.
Erhöhte Sterblichkeit
Eines ging aus der Studie aber ganz deutlich hervor: Die Sterblichkeit der Probanden, dessen BMI 30 und mehr ausmachte, war bis zu 108 Prozent erhöht. Damit bestätigte die Untersuchung – ob nun gewollt oder nicht – die Bedrohlichkeit von Fettleibigkeit.
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