Der Mensch kann sein Leben verlängern, aber er wird nicht unsterblich
Altersforscher interessieren sich für Regionen wie Sardinien, wo Menschen im Mittel besonders alt werden
Lebenselixier. Ein Grönlandhai kann 400 Jahre erreichen, auf dem Meeresboden der Antarktis gibt es einen fast 5.000 Jahre alten Schwamm. Der Mensch ist das langlebigste Landsäugetier: Den Altersrekord hält die Französin Jeanne Louise Calment, die 1997 im Alter von 122 Jahren und 164 Tagen starb. Viele Forschende sehen demnach ein Alter von etwa 120 Jahren als natürliche Obergrenze für den Menschen an. "Dies beruht auf der Beobachtung, dass die durchschnittliche Lebenserwartung im letzten Jahrhundert zwar gestiegen ist, die maximale Lebenserwartung sich jedoch nicht verändert hat und nahezu konstant bei etwa 120 Jahren liegt", erklärt Thomas Langer vom Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns in Köln.
Tier-Experimente
Ein Mittel zur Lebensverlängerung wäre eine Goldgrube, allerdings ist das Lebensalter nicht alles: Gesund älter werden ist das Ziel. Viele Forschungsprojekte widmen sich der Vermeidung, Früherkennung und Behandlung altersbedingter Erkrankungen wie Demenz, Parkinson und Krebs. "Wir versuchen, die Mechanismen des Alterns zu verstehen", sagt Langer. Substanzen wie das Diabetesmittel Metformin werden als lebensverlängernd diskutiert. In Betracht gezogen wird auch eine gezielte Verlängerung der Telomere, der Schutzkappen an den Enden der Chromosomen. Allerdings treibe eine Verlängerung wohl auch das Risiko für Krebs nach oben.
Als weitere Wundersubstanz gilt Spermidin, das von Natur aus in vielen Lebensmitteln vorkommt. Versetzt man das Trinkwasser von Mäusen mit Spermidin, leben sie länger als ihre Artgenossen. Auch Taurin könnte vielleicht eine Art Lebenselixier sein: Mit der Aminosäure gefütterte Mäuse leben länger, Affen bleiben gesünder.
Ob diese Ergebnisse einer kürzlich im Fachjournal Science vorgestellten Studie auch für Menschen gelten, ist allerdings noch unklar. Häufig ist bisher nicht bekannt, wie genau die vermeintlichen Wunderstoffe im Körper wirken – und was für Schäden sie bei langfristiger Einnahme womöglich anrichten.
Heute versteht man Altern als ein instabiles Gleichgewicht. "Unser Organismus kann zwar auf Stresssituationen und Umwelteinflüsse reagieren und das wegstecken. Aber kein biologischer Prozess funktioniert mit hundertprozentiger Effizienz. Und so hinterlassen kleinen Schädigungen ihre Spuren."
Mediterrane Kost
Was man tun kann, um den Alterungsprozess zu verlangsamen: Sport treiben, gesund essen, ausreichend schlafen, nicht rauchen, wenig Alkohol trinken, Sozialkontakte pflegen und chronischen Stress vermeiden. Für die Wissenschaft sind Regionen interessant, in denen Menschen im Mittel länger leben als die Bevölkerung im Rest des Landes. Die italienische Insel Sardinien zählt dazu, die griechische Insel Ikaria, die japanische Insel Okinawa, die Nicoya-Halbinsel in Costa Rica und die Stadt Loma Linda in Kalifornien. In diesen Regionen wird überwiegend vegetarisch gegessen und die Familie spielt eine große Rolle.
Unsterblichkeit wird es laut Langer niemals geben: „Der menschliche Körper ist nicht darauf angelegt, immer weiterzuexistieren.“ Bestrebungen in diese Richtung erinnern ihn an den Film „Highlander“, in dem sich Unsterbliche im schottischen Hochland bekämpfen. "Spannend – aber eben Fantasy." dpa
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