Eine Frau und ein Mann beim Sport.

Trainingspartner, nein danke: Darum ist Sport allein effektiver

Gemeinsam ist man nicht nur weniger allein, es scheint auch alles mehr Spaß zu machen. Doch beim Sport sollte man lieber nur die eigene Gesellschaft genießen. Warum, wissen Wissenschaftler.

Ganze 73 Prozent der österreichischen Bevölkerung gibt an, mindestens einmal die Woche Sport zu treiben. Das ist auch gut so. Denn regelmäßige körperliche Aktivität wirkt sich nicht nur positiv auf die Gesundheit aus, sondern steigert auch das allgemeine Wohlbefinden. 

Doch wie es nun einmal so ist, allein die Motivation zu fassen, fällt schwer. Daher schwören einige Personen auf einen Trainingspartner. Allerdings könnte sich das negativer auf den Prozess auswirken als bislang angenommen, wenn es sich dabei um den Lebens- oder Ehepartner handelt. Was die Wissenschaftler der Nanyang Technological University in Singapur herausgefunden haben.

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Der Studienablauf

Im Rahmen der Studie wurden 240 Teilnehmer im Alter zwischen 54 und 72 Jahren untersucht. Dafür wurden sie mithilfe eines Fitness-Trackers überwacht. Dieser notierte die Anzahl der zurückgelegten Schritte, die Herzfrequenz, die Länge der Strecke, den Kalorienverbrauch sowie die Aktivitätsminuten und die Schlafdaten. 

Alle Studienteilnehmenden waren verheiratet und lebten mit ihrem Ehepartner zusammen. Für die Untersuchung wurden sie in zwei Versuchsgruppen eingeteilt: Die einen wurden gebeten, allein Sport treiben, die anderen trainierten mit ihrem Partner. 

Wie der Partner das Training beeinflusst

Die Wissenschaftler konnten anhand der erhobenen Daten feststellen, dass diejenigen, die als Paar trainierten, über einen Zeitraum von zwölf Wochen eine geringere durchschnittliche Schrittzahl aufwiesen als all jene, die allein Sport trieben. Paare legten im Schnitt 10.441 Schritte pro Tag zurück, Solo-Trainierende hingegen kamen auf 11.371

Außerdem zeigte sich, dass Paare, die gemeinsam trainierten, mehr Zeit pro Tag im Sitzen verbrachten.

Zu zweit ändert es sich schwerer

Als Grund für das unterschiedliche Trainingsergebnisse machen die Wissenschaftler die Lebenswelt von Personen in Beziehungen aus. Demnach glauben sie, dass ein höheres Maß an körperlicher Aktivität eine stärkere Änderung des Lebensstils bei Paaren erfordert. Dadurch wird es schwieriger, Trainingsziele zu erreichen.  

"Der durchschnittliche Teilnehmer unserer Studie ist 60 Jahre alt und seit 30 Jahren mit demselben Ehepartner verheiratet und lebt mit ihm zusammen“, so Sapphire Lin, Studienautorin und Leiterin der Untersuchung. "Das deutet darauf hin, dass die Studienteilnehmer über etablierte Routinen verfügen, die nicht unbedingt das Training mit ihrem Ehepartner einschließen.“

Laut Lin könnte für Paare "die Veränderung von Alltagsgewohnheiten eine umfassende Neuordnung der nach Jahren der Ehe in ihrem Familienleben verankerten Gewohnheiten und Routinen erforderlich machen“.  Dadurch werde die Einbeziehung körperlicher Aktivität erschwert und Demotivation könnte sich zeigen.

Auf die eigenen Routinen fokussieren

"Unsere Forschung legt nahe, dass ältere Erwachsene, die Sport in ihren Lebensstil integrieren möchten, es möglicherweise effektiver finden, sich auf die Änderung ihrer eigenen Routinen zu konzentrieren, anstatt zu versuchen, als Paar Sport zu treiben und ihrem Partner Veränderungen aufzuzwingen“, so Lin. 

Die Wichtigkeit des Feedbacks

Außerdem stellte sich im Rahmen der Studie heraus, dass Teilnehmer, die ein Echtzeit-Feedback zu ihren Fitness-Trackern erhielten, häufiger tägliche Schrittzahlen von 7.500 bis 10.000 erreichten als all jene, die ohne Feedback auskommen mussten. 

Das Ergebnis deutet darauf hin, dass das Feedback die Diskrepanzen zwischen dem Ist-Zustand und der gewünschten Aktivität deutlich macht. Lin fügt hinzu, dass die Rückmeldung darüber, dass ein Ziel erreicht ist, auch hilft, an die eigenen Fähigkeiten zu glauben, was wiederum zu einer anhaltenden Motivation führe. 

Allerdings bleibt der Effekt des Feedbacks aus, wenn es an ältere Erwachsene, die niedrige Schrittzahlen von 5.000 oder hohe Schrittzahlen von 15.000 erreichen, weitergegeben wurde. Die Forschenden führen das Ergebnis darauf zurück, dass 5.000 Schritte für ältere Erwachsene zu leicht seien und 15.000 Schritte wiederum zu schwer. Diese Generation neige eher dazu, moderate Schrittzahlen von 7.500 bis 10.000 zu erreichen. 

Künftige Untersuchungen in diesem Bereich wollen ältere Erwachsene mit niedrigem sozioökonomischen Status einbeziehen, um so zu analysieren, wie politische Maßnahmen die Lücken bei gesundheitlichen sowie technologischen Ungleichheiten schließen und sicherstellen können.

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