Hirnforschung zeigt, wieso uns Laufen schlauer macht

Laufen hat viele gesundheitliche Vorteile. Doch stimmt es, dass es wirklich schlauer macht? Was in unserem Gehirn passiert, wenn wir regelmäßig joggen.

Es ist nichts Neues, dass Sport immense Vorteile für unseren Körper hat. Doch die Wissenschaft ist der Meinung, dass vor allem das Laufen einen positiven Effekt auf unser Gehirn haben soll. Warum mit dem Joggen anzufangen das beste Futter für euer Gehirn sein könnte.

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In diesem Artikel erwartet euch:

  • Laufen gleicht genetischen Nachteil aus
  • Joggen reduziert Rauschen im Kopf
  • Werden wir dümmer, wenn wir nicht laufen?

Kennt ihr das auch nach einem langen Tag auf der Arbeit? Einfach in die Sportsachen steigen und loslaufen - und sofort wird der Stress weniger. Manche nennen es "Abschalten", andere "den Kopf frei kriegen". Tatsächlich ist allen bekannt, dass sportliche Aktivität maßgeblich zum Stressabbau beitragen kann. Nebenwirkungen können sein, dass man besser schläft, besser gelaunt ist oder sich besser konzentrieren kann. Doch das ist nicht alles: Die Aktivität Laufen soll speziell viele Vorteile für das Gehirn haben, wie beispielsweise die Verbesserung der Konzentration und Gedächtnisleistung.

Laufen gleicht genetischen Nachteil aus

Studien aus der Vergangenheit haben bereits gezeigt, dass das Laufen eng mit dem Botenstoff Dopamin zusammenhängt. Dieser sorgt dafür, dass wir uns besser konzentrieren können, ein gutes Gefühl haben und deswegen eine Aktivität eher fortsetzen, wenn wir sie angefangen haben. Es wird deswegen auch als Motivator und Glückshormon bezeichnet. Nun ist es so, dass manche Menschen Dopamin schneller abbauen und manche langsamer. Die, die es schneller abbauen, haben dadurch sozusagen einen kleinen genetischen Nachteil und sind eher dazu verleitet, Aktivitäten frühzeitig abzubrechen.

Die Forschung von Psychologen der Universität Ulm hat allerdings ergeben, dass Laufen womöglich diesen genetischen Nachteil ausgleichen kann. Ergebnis der Studien war nämlich, dass die Testpersonen, die schneller Dopamin abbauen und dadurch die genetische Einschränkung haben, nach dem Laufen deutlich besser bei kognitiven Tests abschnitten. Das rührte daher, dass sie anscheinend mehr Dopamin zur Verfügung hatten. Bei der Gruppe, die den Botenstoff ohnehin bereits langsamer abbauen, gab es kaum Verbesserungen nach dem Laufen. "Wahrscheinlich arbeiten sie bereits bei optimaler Dopaminkonzentration", sagt der Sportwissenschaftler Ralf K. Reinhardt, der an der Studie beteiligt war, gegenüber Spektrum.

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Andere Studien ergaben auch, dass Wachstumsstoffe im Körper durch Joggen vermehrt zu finden sind. Dadurch können Nervenzellen nachwachsen und Verbindungen im Gehirn neu verknüpft werden, ein essentieller Faktor der Gehirnentwicklung. Wieder andere Wissenschaftler zeigen sich skeptisch gegenüber des Effekts von Laufen auf das Gehirn und sind der Meinung, dass solche Auswirkungen zwar nicht widerlegt, aber eben nicht eindeutig belegt sind.

Neurowissenschaftler Gerd Kempermann, der bereits eigene Studien zu der Problematik durchgeführt hat, lässt sich davon allerdings nicht beirren. Er ist fest von der positiven Wirkung vom Laufen auf unser Gehirn überzeugt. Allerdings gibt er zu bedenken, dass das menschliche Gehirn viel zu komplex ist, um seine Aktivitäten lediglich mit einzelnen Stoffen wie Dopamin zu erklären.

Joggen reduziert Rauschen im Kopf

"Den Kopf frei bekommen" kann man auch wörtlich nehmen. Es ist nämlich kein Zufall, dass manche den Eindruck haben, das "Rauschen" im Kopf würde weniger werden durch regelmäßiges Joggen. Dieses Geräusch hat man früher als einen Fehler in der Messung abgetan, doch mittlerweile ist bekannt: Dieses Rauschen ist ein Anzeichen dafür, dass die Nervenzellen Kontakt haben. Und je mehr Rauschen aufgezeichnet wird, desto schlechter ist die kognitive Leistung. Bei Menschen mit ADHS ist beispielsweise ein erhöhtes Rauschen zu erkennen. In einer Studie kam heraus, dass das Rauschen durch das Joggen abgenommen hat. Dadurch können sie sich besser konzentrieren und es entsteht der Eindruck, sie würden den "Kopf frei kriegen".

Werden wir dümmer, wenn wir nicht laufen?

Ein simple Antwort ist "Ja". Genügend Studien haben belegt, dass fehlende Bewegung das Risiko für Alzheimer erhöht. Stattdessen ist erwisen, dass physische Aktivität sogar die Neuronenbildung fördert und so die Gedächtnisleistung verbessert. Die Forschung hat diese Effekte vor allem beim Laufen nachgewiesen. Unser Tipp also: Laufen gehen und so das Gehirn füttern!

Jennifer Sandhagen

Über Jennifer Sandhagen

Redakteurin bei freizeit.at, dem Digitalformat der KURIER freizeit.

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