Plastikteile, die größer als 2,5 Zentimeter sind, bilden den größten Teil des Kunststoffmülls in den Meeren

Die unsichtbare Gefahr: Wie Mikroplastik unserem Körper schadet

Jede Woche nehmen wir kleinste Plastikpartikel vom Gewicht einer Kreditkarte in uns auf. Wissenschaftler warnen vor den möglichen Folgen auf die Gesundheit. Was wir zur Risikominderung tun können.

Ob Plastikflaschen, Verpackungen oder Spielzeug – Kunststoff ist in unserer Welt allgegenwärtig. Und die kleinen Partikel, die aus dem Abrieb von Kunststoff entstehen, sind ein Problem.  Wir nehmen es täglich in uns auf, was das aber auf lange Sicht für die Gesundheit bedeutet, ist  kaum abschätzbar. Walter Hauer, Präsident bündnis mikroplastikfrei: "Da es sich noch um ein relativ neues Problem handelt, sind die Folgen für uns noch weitgehend unbekannt.“ Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema.

Was ist Mikroplastik eigentlich?

Mikroplastik sind Kunststoffpartikel mit einer Größe von unter fünf Millimeter. Man unterscheidet zwischen primärem Mikroplastik, zum Beispiel bewusst eingesetzte Kunststoffpartikel, die in Peelings verwendet werden, und sekundärem Mikroplastik, das durch Abrieb und Fragmentation größerer Kunststoffteile entsteht. Produkte aus Plastik "zerfallen“ nach längerem Gebrauch, die Teilchen entstehen auch  beim Waschen von Kunstfasertextilien in der Waschmaschine. Auch achtlos in der Natur weggeworfene Produkte zerfallen nach einiger Zeit zu Mikroplastik. In der Luft kommen die Teilchen durch den Reifenabrieb von Autos vor, diese Emissionen sind sehr schwer in den Griff zu bekommen. Auch falsch oder nicht entfernte Produkte in der Land- und Forstwirtschaft bis hin zum privaten Gartenbau verursachen die Partikel aus Plastik.  

Wie gelangt das Mikroplastik in den Körper?

Wie eine kürzlich durchgeführte Untersuchung der Columbia University bestätigt, können sich in einer Plastikflasche pro Liter mehrere 100.000 Nanoplastik-Teilchen befinden. Werden in Kunststoff verpackte Lebensmittel wie Fleisch, Brot oder Obst unvorsichtig ausgepackt oder auf Kunststoffbrettern geschnitten, entsteht ebenfalls Abrieb. Winzige Partikel kommen so in die Nahrung und somit in unseren Organismus. Plastik, das achtlos in der Natur weggeworfen wird, gelangt in weiterer Folge auf Ackerböden, in Flüsse oder Seen. Da  wird es von Pflanzen und Tieren aufgenommen und gelangt so in die Nahrungskette.

Wie viel nehmen wir durchschnittlich pro Woche auf?

Untersuchungen haben gezeigt, dass es bis zu fünf Gramm pro Woche sein können, das entspricht in etwa dem Gewicht einer Kreditkarte. Umgerechnet auf unsere Lebenszeit wären das bis zu 20 Kilogramm.

Wie gefährlich ist Mikroplastik?

Es gibt noch keine Studien, die Aussagen über die langfristigen Folgen treffen. Zu all diesen Fragen wird aber derzeit intensiv geforscht. Eine aktuelle Untersuchung aus mehreren wissenschaftlichen Disziplinen beschäftigt sich im Projekt microONE vor allem mit den  Auswirkungen auf Mensch und Tier. Bisher weiß man jedenfalls, dass sehr kleine Mikroplastikpartikel von Zellen aufgenommen und auch an die nächste Zellgeneration weitergegeben werden können. Das bedeutet, dass sie nicht aus dem Körper ausgeschieden werden.

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Da es sich noch um ein relativ neues Problem handelt, sind die Folgen für uns weitgehend noch unbekannt

Walter Hauer, Präsident Bündnis Mikroplastikfrei

Wie kann man die Aufnahme von Mikroplastik vermeiden?

Es gibt einige Dinge, die jeder selbst tun kann. In erster Linie sollte man Getränke nicht aus PET-Flaschen konsumieren, sondern lieber alternative Trinkflaschen verwenden. Gemüse, Obst, Fleisch und Käse sollten möglichst nicht in Kunststoff-Verpackungen gekauft werden. Wenn das nicht möglich ist, biologisch abbaubare Verpackungen wählen. In der Küche auf Schneidbretter aus Kunststoff verzichten, stattdessen lieber Holzbretter verwenden. Speisen nicht direkt aus einem Kunststoffbehälter oder von einem Plastikteller essen, da durch das Besteck feiner Abrieb entsteht. Auch bei Zahnbürsten gibt es mittlerweile zahlreiche kunststofffreie Alternativen. Beim Textilkauf sollte man ebenfalls auf synthetische Fasern verzichten und lieber auf Naturmaterialien setzen.

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