"Fit mit Philipp": Warum jeder Läufer auch Krafttraining machen sollte

Wer sich auf einen Marathon vorbereitet, darf die Kraft nicht vernachlässigen, weiß ORF-Fitnessguru Philipp Jelinek.

Philipp Jelinek ist mit allen per du. Und ja, hinter der Kamera genauso schwungvoll wie davor. „Philipp reicht, meine Damen“, sagt er zu dem sichtlich erfreuten Frauen-Grüppchen vor dem Fitnessstudio. Im Jabclub im 23. Wiener Gemeindebezirk wartet bereits Markus Freistätter auf ihn. „Dich soll ich heute trainieren? Na servas“, ruft er dem Schauspieler („Erik und Erika“, „Rotzbub – der Deix-Film“, „Vienna Blood“ etc.) beim Hineingehen mit einem Grinsen zu. Angst brauche er keine haben, beruhigt er. In den Boxring geht es nur für Fotozwecke.

Schnell noch ein paar Liegestütze, dann widmet er sich ganz Freistätter. Der 32-Jährige geht am 23. April beim Vienna City Marathon (VCM) an den Start. Vom Sportarzt weiß er: Wer ein guter Läufer sein möchte, muss nicht nur die Ausdauer trainieren, sondern auch Krafttraining machen. Das reduziert das Verletzungsrisiko, verbessert den Laufstil und gleicht etwaige Dysbalancen aus.

Laufen „ist eine monotone Bewegung“, erklärt Jelinek, der Markus Freistätter heute zeigen soll, wie es richtig geht. „Wir kräftigen beim Krafttraining auch unsere Knochen. So können wir Osteoporose vorbeugen“, ergänzt der ORF-Fitnessguru. Zum Herkules müsse man nicht gleich mutieren: „Das ist ein Mythos“, lacht er. „Aber man braucht einfach Krafttraining, weil man dann eine ganz andere Körperspannung hat. Das hilft in jeder Sportart, und natürlich auch beim Laufen. “

Bevor es aber an das eigentliche Training geht, steht Aufwärmen am Programm. Heißt: Mobilisieren, Aktivieren, Koordinieren. „Ich bin da ganz schlecht“, gesteht Freistätter. „Ich wärme mich nicht auf, dehne mich nicht. Ich zieh’ mich nur an und lauf los.“ Der Vorturner schaut zwar mit jedem Satz verzwickter, der Motivation tut das aber keinen Abbruch. „Der Motor muss erst mal auf Betriebstemperatur kommen“, erklärt er – und legt los.

Bandscheibenvorfall

Zunächst lässt er den Schauspieler durch den Raum laufen, auf- und abspringen und seitlich übersteigen. „Na das reicht ja schon fast für Dancing Stars“, ruft Jelinek motiviert. Naja, da sei er sich nicht so sicher, lacht Freistätter.

Dann geht es ans Kräftigen. Die Muskelgruppen, die für einen (Halb-)Marathon gezielt gestärkt werden müssen, sind Gesäß, hinterer Oberschenkel und Waden. Am einfachsten geht das z. B. mit Ausfallschritten, dem Wadenheber oder klassischen Kniebeugen. Planking (siehe Foto) – klassisch, seitlich oder mit dynamischen Übungen (z. B. Knie und Ellbogen zusammenführen) – stärkt besonders die Körpermitte. „Wenn die gut trainiert ist, dann hast du einen besseren Laufstil bzw. eine bessere Laufeffizienz“, erklärt der Vorturner. 30 Sekunden halten reicht für den Anfang, dann immer ein bisschen länger in der Position bleiben.

"Den Schweinehund nehmen wir mit"

Jelinek spricht aus Erfahrung: „Ich war Triathlet, aber ich habe die Körpermitte nicht trainiert und hatte dann einen bitterbösen Bandscheibenvorfall“, erinnert er sich. Seit 2004 mache er regelmäßig Stabilisationstraining und habe „seitdem keine Probleme“, 2015 nahm er beim Ironman auf Hawaii teil, sein großes Ziel. Fasziniert habe ihn „dass es immer wieder ein Kampf mit dir selber ist. Der Kopf will manchmal einfach nicht mehr.“

Nicht nur dann gilt: „Dranbleiben! Der innere Schweinehund hat bei uns keine Chance, den nehmen wir mit!“, ruft er dem Schauspieler zu. Ob er sich in Zukunft noch einmal an längere Strecken wagen wird? „Die nächste Langdistanz die ich mache heißt noch 20 Jahre „Fit mit Philipp’“, sagt Jelinek nach dem Training schmunzelnd.

Übungen

Der Einbeinstand kann mit dynamischen Übungen erschwert werden: Das Knie heben und absenken oder mit dem Ellbogen diagonal zusammenziehen.

Ausfallschritte eignen sich für Anfänger  besser als Kniebeugen, weil sie Laufbewegungen ähneln.

Wadenheben funktionieren z. B. gut am Gehsteigrand

Liegestütze auf der Banklehne sind gut für die Rumpfstabilität. Die Ellbogen dabei möglichst nahe 
beim Rumpf lassen.    

Elisabeth Kröpfl

Über Elisabeth Kröpfl

Seit Dezember 2021 beim KURIER. Zuerst im Ressort Lebensart, jetzt am Newsdesk. Spanisch- und Englischstudium in Graz, danach Journalismus-Master an der FHWien.

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