Ein langer Spaziergang: Der Abschied von Willi Resetarits
Es wird ein langer Spaziergang heute, denn ich muss mich von Willi Resetarits verabschieden, von diesem Größten unter den Großen des Landes.
Ich verabschiede mich von einem Menschen, dessen Leistung nicht nur in den Hits bestand, die er mit den „Schmetterlingen“ oder als „Ostbahn-Kurti“ unter die Leute brachte, sondern in seiner so überwältigenden Zuneigung zu den Menschen, die er traf und für die er sich Zeit seines Lebens verwendete. Ich gehe durch die Reindorfgasse im Fünfzehnten zum Gasthaus Quell. Hier befindet sich das spirituelle Zentrum der Ostbahn-Legende. Willis Freund und Ostbahn-Erfinder Günter Brödl wohnte nebenan, und ein paar der Figuren, die durch die Ostbahn-Songs wandern, sind hier noch immer auf Türschildern oder Auslagenbeschriftungen zu entdecken.
Neben dem Kamin im Gasthaus Quell befindet sich das Messingschild, das an Günter Brödl erinnert, und ich selbst erinnere mich an lange Abende mit dem Willi, an kammermusikalische Ostbahn-Konzerte, nach denen Willi großen Wert darauf legte, wie ein Kapitän als letzter das sinkende Schiff zu verlassen. Ich steige von Gersthof auf den Schafberg, die Czartoryskigasse bergauf, wo sich weit oben, nur mehr ein kurzes Stück unterhalb des Schafbergbads, das Schutzhaus am Schafberg befindet, jener Ort, wo nicht nur in den Achtzigerjahren das erste große Konzert von Ostbahn-Kurti mit der Chefpartie stattfand, sondern auch die Verabschiedung von Günter Brödl, der viel zu früh im Jahr 2000 gestorben ist.
Ich trinke im Garten einen Gespritzten und versuche, meine Erinnerung scharf zu stellen und zu erahnen, ob nicht irgendein Ton vom Gitarrensolo des Karl Ritter von „Stadt aus Stan“ noch in der Luft hängt, von damals noch. Ich gehe von der Lasallestraße durch die Engerthstraße bis zum Integrationshaus, zu dieser vorbildlichen Flüchtlingseinrichtung, an deren Gründung Willi Resetarits maßgeblich beteiligt war.
Der Ort ist längst im zwanzigsten Bezirk angewachsen, und es ist ein kleines Wunder und das Verdienst der Gruppe um Willi Resetarits, dass das „Integrationshaus“ als private Initiative nach wie vor seine hervorragende Arbeit leisten kann. Es ist ein Auftrag an uns alle, etwas dazu beizutragen. Schließlich gehe ich an der Alten Donau entlang, über den Sintiweg und die Romawiese am Angelibad vorbei zur Birnerbrücke. Ganz in der Nähe, auf dem Bruckhaufen, hat Willi Resetarits gelebt, in dem Haus, das seine Mutter und sein Vater gebaut hatten und sein Bruder und er selbst.
Drüben, an der Oberen Alten Donau, im Strandgasthaus Birner, hat Willi seinen sechzigsten Geburtstag gefeiert, und es gibt dieses wunderschöne Bild von Willis Freund und Wegbegleiter Lukas Beck, das den großen österreichischen Musiker und Citoyen zeigt, wie er über diese Brücke geht: Es ist die Vorlage für die Zeichnung von Alexandra Klobouk oben. Es ist himmeltraurig, diese Orte zu besuchen. Aber es spendet auch Trost. Es zeigt die Welt, die ein Mensch, der die Menschen liebte, zum Besseren verändert hat. Und was könnte schöner sein als diese Welt.
Die Route
Mariahilfer Strasse – Reindorfgasse: 1.000 Schritte. Gersthof – Czartoryskigasse: 3.000 Schritte. Lasallestrasse – Engerthstrasse: 1.200 Schritte. ArbeiterInnenstrand – Gasthaus Birner: 1.500 Schritte
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