Analyse von hunderten Playlists: Was Einschlafmusik können muss

Auf der Suche nach Gesetzmäßigkeiten bei Schlummermusik sind dänische Forscherinnen und Forscher auf Spannendes gestoßen.

Zu ruhigen, atmosphärischen Klängen sanft in den Schlaf entschwinden – ein schönes Szenario. Tatsächlich offenbarte sich im Zuge der neuen Erhebung, dass viele Menschen gerne zarten Tönen zum Einschlafen lauschen. Allerdings hört ein beträchtlicher Teil abends auch recht anregende Musik.

Für ihre Untersuchung nahm Rebecca Jane Scarratt, Doktorandin am Center for Music in the Brain der dänischen Universität Aarhus, rund 225.000 Songs aus knapp 1.000 Schlafplaylists des Streamingdienstes Spotify unter die Lupe. Publiziert wurde die Studie vor einigen Wochen in der Fachzeitschrift PLOS One.

Zwar zeigte sich dabei, dass ein Großteil der Einschlafmusik tendenziell leiser und langsamer war: Besagte Songs fielen häufiger in die Kategorie Instrumentalmusik. Jedoch stieß man darüber hinaus auf eine beträchtliche Vielfalt bei den musikalischen Merkmalen der Playlists.

Billie Eilish bis Harry Styles

In Summe konnte man die Titel sechs Kategorien zuordnen. In drei dieser Rubriken – darunter das Genre "Ambient", also elektronische Musik, bei der sphärische, sanfte, lang gezogene und warme Klänge dominieren – fielen klassisch langsame Schlaflieder. In den drei übrigen Untergruppen fanden sich lautere, energiegeladenere Tracks. Darunter populäre Hits wie "Dynamite" der südkoreanischen Boygroup BTS und "Lovely" von Sängerin Billie Eilish und Musiker Khalid. Ebenfalls beliebt: "Jealous" von Labrinth, "Falling" von Harry Styles und "The Scientist" von Coldplay.

"Es war überraschend zu sehen, wie viele verschiedene Arten von Musik Menschen zum Schlafen hören", wird Kira Vibe Jespersen, die an der Studie mitwirkte, in der New York Post zitiert. "Nicht nur unterschiedliche Genres, sondern auch unterschiedliche Audioeigenschaften (…) von langsamen, beruhigenden Instrumentalstücken bis hin zu temporeicher Musik."

 

Vertraute Klänge

Denkbar sei laut den Forschenden, dass beliebte Songs trotz akustischer Auffälligkeit eine Vertrautheit bei der Hörerschaft hervorrufen – die wiederum Entspannung und damit das Einschlafen fördern könnte. Es bedürfe weiterer Erhebungen, um die unterschiedlichen Präferenzen zu sezieren.

Schon frühere Studien hätten gezeigt, dass viele Menschen sich musikalisch beim Einschlafen unterstützen lassen. "Trotzdem wissen wir sehr wenig über diese allgemeine menschliche Gewohnheit", schreiben die Autorinnen und Autoren. "Durch die Verwendung digitaler Spuren konnten wir die (…) Eigenschaften von Schlafmusik in einem einzigartigen (...) Datensatz bestimmen und unser Verständnis darüber erweitern, wie Menschen Musik nutzen, um ihr Verhalten im Alltag zu regulieren."

Insgesamt lege die Studie nahe, dass es bei Einschlafmusik kein universell gültiges Erfolgsrezept gebe. Und: Die Ergebnisse könnten dazu beitragen, musikgestützte Einschlafhilfen zu entwickeln.

Kommentare