Weihnachts-Match: Warum Omas Kekse die besten sind

Bei der Weihnachtsbäckerei hat jeder seinen Favoriten. Das zeigen Karin und Zora, zwei Teilzeit-Omas im Generationencafé „Vollpension“ in Wien.

Fleischwolf-Kekse – das ist der vielleicht ungewöhnlichste Name für Weihnachtskekse, und sie dürfen für ihre Familie unter den zwanzig Sorten, die Zora jedes Jahr bäckt, nicht fehlen. Die Lieblingskekse der 72-Jährigen sind aber überraschenderweise keine Klassiker mit viel Butter und Zucker. Sondern vegane Mandelkipferl. Der Grund dafür ist so einfach wie bestechend: „Weil sie die Enkelkinder am liebsten essen.“

Weihnachtskekse ohne Butter? Geht das überhaupt? Wenn es nach Karin geht: Sicher nicht! „Und zwar gar nicht. Weihnachtskekse müssen nach Butter schmecken“, sagt die 62-Jährige bestimmt. „Das habe ich auch immer gedacht“, räumt Zora ein. Und schon sind die beiden „Back-Omas“ vom Wiener Generationencafé „Vollpension“ mittendrin in einer durchaus emotionalen Debatte über die besten Keksrezepte, die richtigen Zutaten und Techniken.

Lieblingskekse mit Oma-Gefühl: Karin (links) und Zora sind Spezialistinnen für Klassiker und probieren auch gerne neue Rezepte aus 

©Kurier/Martina Berger

Vegan für die Enkerln

Vegan? Daran kommen heutzutage auch Omas nicht herum. Bei Zora war es die Tochter, die aus Umweltgründen auf tierische Produkte verzichtet. Also probierte Zora ihren Enkerl zuliebe vegane Rezepte durch. „Manche ersetzen einfach Butter durch Margarine“, sagt und schüttelt sie den Kopf. Geschmackstechnisch für sie ein Ding der Unmöglichkeit. „Aber dieses Rezept ist speziell – ohne Fett, nur mit Pflanzenmilch zur Bindung des Teigs. Das ist der Unterschied.“ Der Eigengeschmack harmoniere gut mit jenem von Marzipan. Dieses kühlt sie vor dem Verarbeiten übrigens „kurz im Tiefkühler“ und reibt es anschließend. Das Wichtigste an diesem Rezept: „Den Kindern schmeckt’s. Das ist das Schönste.“

Vegane Mandelkipferl von Zora

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Oma-Gefühl

Gut möglich, dass die Enkerl sich noch in vielen Jahren an diese Oma-Kekse erinnern und jedes Jahr dann selber backen. Dieses typische „Oma-Gefühl“ vermutet zumindest Karin hinter der Vorliebe ihrer Familie für Ischler Taler. „Sie sind wirklich unsere allerallerliebsten Lieblingskekse.“ Das Rezept stamme noch von ihrer Schwiegermutter, kein Weihnachtsfest ohne diese Taler. Und das seit Jahrzehnten. Karin hält das Familienrezept glücklicherweise nicht geheim (siehe Rezept rechts). Es ist auch im kürzlich erschienenen Vollpension-Backbuch „Omas Weihnachtsbäckerei“ zu finden. Was für das Gelingen dieser Kekse (und auch bei dem weiteren Dutzend, die Karin immer bäckt) wichtig sei: „Gute Zutaten natürlich, besonders bei Schokolade und Nüssen – und selbst gemachte Marillenmarmelade.“

Karins Ischler Taler

©Kurier/Martina Berger

Unverwüstlich

Die Nüsse reibt Karin prinzipiell selbst: „Da weiß ich, dass sie frisch sind.“ Darauf setzt auch Zora: „Mit gekauften Nüssen werden die Kekse manchmal nicht so gut.“ Das Knacken der Walnuss-Schalen muss übrigens nicht gefürchtet werden. „Ich habe da selbst einmal einen ‚Oma-Trick’ gelernt“, sagt Karin und schmunzelt. „Wenn man die Walnüsse zehn Minuten in Wasser kocht, lassen sie sich leichter öffnen. Man braucht dann nur ein Messer zwischen die Schalenhälften schieben und sie aufhebeln.“

Geheimnis des Fleischwolfs

Das kannte selbst die backversierte Zora nicht, will es aber unbedingt bald ausprobieren. Jetzt ist es an ihr, das Rätsel um die „Fleischwolf-Keks“ zu lüften. Der Name ist Programm, zur Herstellung der Kekse greift Zora tatsächlich zum Fleischwolf. Was viele junge Menschen vielleicht gar nicht mehr kennen: Vom Faschieren von Fleisch über das Mahlen von Mohn oder Nüssen bis zum Ausstanzen von Keksen ist mit diesem altmodischen, aber höchst funktionalen Haushaltsgerät fast alles möglich. „Keksvorsatz“ nennt sich der zum Backen benötigte Fleischwolf-Aufsatz korrekterweise.

Dieses alte Fleischwolf-Modell braucht zum Keksebacken noch das Zubehör-Teil namens "Keksvorsatz"

©Getty Images/iStockphoto/mipan/iStockphoto

Geerbt hat ihn Zora und – auch das ist ein Teil der (Familien-)Geschichte hinter diesen Keksen – von der alten Bedienerin ihrer schon lange verstorbenen Tante Mitzi in Bratislava. „Kaufen kannst so was heute nicht mehr“, sagt Karin nachdrücklich. (Die Recherche zeigt, im Internet finden sich Modelle mit diesem Zubehör.) Zora jedenfalls bäckt mit dem alten, aber unverwüstlichen Gerät schlichte, in ihrer Familie höchst beliebte Kekse. „Der Teig enthält nur Mehl, Butter und Nüsse, wird einfach durch diesen Aufsatz gedreht und nach dem Backen in Zucker gewälzt.“

Einigkeit bei Klassikern

Was noch auf Keksteller der Vollpension-Omas kommt, darüber herrscht fast Einigkeit. Karin: „Unbedingt Kokosbusserl. Ich bin ein Kokosfan.“ – Zora: „Ja genau! Und Florentiner!“ – Karin: „Unbedingt, Florentiner!“ Und während die Keksnamen hin- und herfliegen (Linzer Augen, Husarenkrapferl, Eisenbahner, Spritzgebäck, Rumkugeln ...) kommt die Rede – natürlich – auf Vanillekipferl. Und trotz unterschiedlicher Rezepte mit Mandeln (Karin) und Haselnüssen (Zora) sind sie sich in einem einig: „Das ist eine Familiensache. Wie man sie als Kind kennengelernt hat, so mag man sie später am liebsten.“

Karin und Zora beim Fachsimpeln über Keksteig

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Ingrid Teufl

Über Ingrid Teufl

Redakteurin im Ressort Lebensart. Gesundheit, Wellness, Lifestyle, Genuss. Seit 1997 beim KURIER, Studium Geschichte/Publizistik, Germanistik, Politikwissenschaften [Mag.phil.] Mag Menschen, Landschaften und Dinge, die gut tun, gut schmecken, gut riechen, neu sind.....und darüber schreiben.

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