Trendgetränk Limoncello: Warum er nicht immer aus Italien sein muss
Der berühmte Klassiker aus Süditalien hat sich zum sommerlichen Trendgetränk entwickelt - und zunehmend treten auch heimische Hersteller auf den Plan.
Die Farbe: knallgelb. Der Geschmack: Zitronig-süßlich. Die Gedanken beim Trinken: Sonne, Meer und natürlich - Italien. Kein Wunder, dass ein Schlückchen Limoncello sofort den Geschmack vom italienischen Lebensgefühl heraufbeschwört. Der berühmte Zitronenlikör ist seit Jahrzehnten ein Klassiker, wenn auch mit etwas angestaubtem Image.
Doch derzeit ist keine Rede mehr vom altbackenen Likör älterer Tanten oder Omas - er erlebt ein Revival. Spätestens im Sommer 2023 war er als Limoncello Spritz einer der Trenddrinks des Jahres, und auch erfrischenden Cocktails verleiht er einen Hauch von Zitrusflair.
Auch wenn er traditionell am Golf von Neapel, an der Amalfiküste und auf Sizilien hergestellt wird - die Vielfalt an Geschmacksnuancen ist groß. Und im Fahrwasser des Limoncello-Trends war es nur eine Frage der Zeit, bis sich innovative Tüftler auch in Österreich mit der Herstellung auseinandersetzten.
Nun herrscht zwar nicht gerade Mangel an (italienischen) Produzenten. Streng genommen gibt es aber kein exaktes oder geschützes Rezept über das Verhältnis zwischen Zitronen, Alkohol, Wasser und Zucker. "Viele Limoncelli sind sehr süß", sagen Ilan Molcho und Marcello Demmer. Die beiden Limoncello-Liebhaber haben sich über die Jahre durch das Angebot gekostet. "Wir haben immer gefunden, es gibt sehr wenig Innovation."
Auch im Westen Österreichs ist Limoncello ein Thema. "Als frisches Sommergetränk, etwa mit Tonic gespritzt, mögen wir ihn selbst, aber auch unsere Kunden", heißt es bei der Privatbrauere Broger in Klaus, Bezirk Feldkirch. Man setze bewusst auf einen Alkoholgehalt von 32 Prozent gegenüber anderen Likören, "damit die Süße nicht so überhand nimmt".
Der Herstellungsprozess ist generell sehr traditionell, das mehrstufige Verfahren veränderte über die Jahre kaum: Die äußeren - gelben - Schalenteile der Zitronen werden drei bis vier Wochen in 95prozentigen Alkohol eingelegt, die fürs Aroma ausschlaggebenden ätherischen Öle extrahiert. Danach kommt zur Verdünnung auf 30 bis 35 Prozent Alkoholgehalt eine Wasser-Zuckerlösung dazu, nach einer weiteren Woche kann der Limoncello gefiltert - und getrunken werden.
"Zutaten in bester Qualität ist gerade bei den Zitronen essenziell", betonen Molcho und Demmer. Sie beziehen die Früchte von einem italienischen Bio-Händler. Zwei Jahre tüftelten sie an ihrer Rezeptur, es wurde etwa der Zucker reduziert und sie verwenden mehr Zitronenzeste als in anderen Limoncelli.
Auf die Qualität ihrer Zitronen achten auch Lorenz Baumgartner, David Brandl und Noah Domaingo. Sie beziehen ihre Zitronen direkt von lokalen Bauern an der Amalfi-Küste. "Die Früchte zeichnen sich durch unvergleichliche Aromen aus, denn nur dadurch kann die hohe Qualität garantiert werden." 2021 begannen die drei heute 20-Jährigen mit der Limoncello-Herstellung zu experimentieren, 2022 gründeten sie ihr Start-up in Spillern im Bezirk Korneuburg und 2023 gewannen sie den Falstaff Spirits-Award in der Kategorie Zitrusliköre.
Und ob einem nun italienischer oder österreichischer Limoncello besser schmeckt, ist letztendlich eine persönliche Entscheidung. Man dürfe aber nicht erwarten, dass ein Produkt aus Österreich genauso schmeckt. In der Privatbrennerei Borger sieht man es pragmatisch und rät zum Durchkosten. "Man sollte sich schon bewusst, dass es immer einen Bezug zur jeweiligen Landschaft gibt. Als kleine Brennerei können wir unseren Limoncello so produzieren, wie er uns schmeckt."
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