
Der perfekte Grillbegleiter: Bier oder Wein?
Bier gilt als klassisches Getränk zu Gegrilltem. Doch nicht jedes Bier passt gleich gut zu Steak oder Fisch. Auch Wein ist ein guter Grill-Begleiter.
Es ist so etwas wie ein perfektes Paar und das sehen fast die Hälfte der Österreicherinnen und Österreicher so. In der Bierstudie der Brauunion zeigte sich Grillen 2024 mit 43 Prozent als die beliebteste Gelegenheit, um Bier zu konsumieren.
Karl Trojan, Braumeister in fünfter Generation der Privatbrauerei Schrems, überrascht das nicht. "Grillen ist ein emotionales Erlebnis, das mit Geselligkeit, Sommerstimmung und Bier eine Symbiose ergibt."
Nun bevorzugen Bierliebhaber bestimmte Geschmacksnoten. Was das Grillen betrifft, empfiehlt Bier- und Grillfan Trojan, die Röstaromen zu berücksichtigen. "Das Bier sollte vollmundig sein und darf ruhig eine gewisse Stärke zeigen, um es mit den Grillaromen aufzunehmen. Ich würde zu einem klassischen Märzen oder einem Wiener Lager greifen."
Was zu dunklem Fleisch und zu Fisch passt
Evelyn Bäck, Biersommelière und Braumeisterin im Waldviertel (Hopfenspinnerei) führt gern ähnliche Aromen zusammen, die einander hervorheben. "Da wir es mit Röstaromen zu tun haben, ist ein röstaromatisches Bier eine gute Wahl." Das heißt: "Dunkles Fleisch vom Holzkohlegrill harmoniert hervorragend mit Stout oder Porter, den nachtschwarzen Obergärigen aus dem angelsächsischen Raum."
Bei Fisch rät Trojan zu einem österreichischen Weißbier: "Die leichten Fruchttöne harmonieren sehr gut." Bei Huhn könne es aber durchaus ein "klassisches Bier mit etwas Geschmack" als Begleiter sein. Biersommelière Bäck gibt allerdings zu bedenken, dass "allzu herbe Bierversionen den feinen Geschmack von hellem Fleisch oder Gemüse vom Grill leicht überdecken können". Sie bevorzugt für Huhn und Gemüse Weißbier, "weil es in der Regel mild gehopft daherkommt".
Welcher Drink zu Erdäpfeln oder Schwammerln?
Apropos Gemüse: Wie schaut’s eigentlich beim Grill-Klassiker Erdäpfel aus? Trojan: "Sie verträgt einiges, ein Märzen passt immer dazu." Bei Spargel ist es ähnlich wie beim Fisch. "Ich würde zu einem obergärigen Weißbier oder einem Ale greifen. Sie haben wenig Bitterstoffe, das ergibt keine Disharmonie." Sogar zu gegrillten Pilzen macht sich Bier gut. "Sie haben in ihrer Aromatik sehr viel zu bieten. Dunkles Bier österreichischer Art mit seiner leichten Malzsüße passt hervorragend dazu."
Evelyn Bäck erwähnt noch "Ideen für Aufgeschlossene": Sauerbiere mit Milchsäurebakterien empfindet sie besonders erfrischend, etwa als Aperitif oder zum Dessert. Süddeutsche Rauchbiere bringen ebenso neue Geschmackskomponenten. "Sie brauchen aber ein starkes Gegenüber am Teller, etwa Geräuchertes aus dem Smoker oder würzige Wildschwein-Bratwurst."

Biersommelière Evelyn Bäck: "Ähnliche Aromen hervorheben"
©©Margarethe JarmerDann wäre noch die Frage zu klären, ob das Grillgut mit Bier übergossen werden soll. Davon rät Trojan strikt ab. "Da verbrennt das Grillgut, das sollte man nur im Niedrigtemperaturbereich machen, eventuell einige Tropfen ganz zum Schluss." Auf keinen Fall aber gehopfte Biere – sie enthalten Bitterstoffe "und reagieren mit Hitze nicht gut".
Die richtige Balance aus Säure und Röstaroma
Ausgewogen. Ein kräftiger Weißwein oder ein leichter Rotwein – für jeden Wein gibt es die ideale Besetzung beim Grillen. Grundsätzlich setzt Winzerin Christina Wess am offenen Feuer auf weniger kräftige Weine. Die Niederösterreicherin bewirtschaftet mit ihrem Vater Rainer das Weingut Wess in Dürnstein.
Grillen gehört zur Familientradition: "Meine Mutter ist Fleischerin, mein Vater grillt das Fleisch, das sie auswählt, und mich schicken sie in den Keller, um den Wein auszusuchen." Vor allem auf die Säure der Speise ist zu achten. "Sie soll sich auch im Wein wiederfinden, nicht das Grillgut überlagern." Gerade am Anfang passe daher etwa ein Riesling gut.
Grüner Veltliner sei unter den Weinen beim Grillen so etwas wie ein Allrounder. "Er passt zu Fleisch genauso wie zu Gemüse." Rotweine sollten für Grillgut allerdings nicht zu schwer sein, "leicht, elegant und fruchtig passt besser."
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