Sido ist am Ende – musikalisch kein Nachteil
Der deutsche Rapper verarbeitet auf seinem neuen Album "Paul" seinen Absturz.
Sido geht es nicht gut. Der deutsche Rapper ist in der Pandemie abgestürzt: Verschwörungstheorien, Drogenkonsum und Scheidung – das volle Programm eben. Schlussendlich zog er im März dieses Jahres selbst die Notbremse und wies sich in eine psychiatrische Klinik ein. Oder wie er es formuliert: „Es ist alles aus dem Ruder gelaufen. Am Ende saß ich in der Klapse. Ohne den Entzug und die körperlichen Checks in der Klinik hätte ich diesen Sommer vermutlich nicht überlebt.“ Seine Therapeutin in der Klinik habe ihm dazu geraten, dass er lernen müsse, über Gefühle zu reden. Das macht er jetzt auch auf seinem neuen Album, das der Berliner Rapper „Paul“ getauft hat – der Titel bezieht sich auf seinen bürgerlichen Namen: Paul Hartmut Würdig.
In 14 neuen Songs behandelt er die schlechte Beziehung zu seinem Vater („Versager“) sowie innere Konflikte und spricht über jene bösen Geister, die ihn nach sieben Jahren Ehe heimgesucht haben. Nun bedauert er alles, er habe auf allen Ebenen versagt, war nicht mehr voll bei sich. Die Liste der Hotels, in denen er mittlerweile Hausverbot hat, ist lang. Es sei nun Zeit, Entschuldigung zu sagen, die Wunden zu lecken: Auch harten Jungs darf es hin und wieder einmal schlecht gehen.
Mit dem Album kehrt der Musiker zu seiner alten Größe zurück, zu Aggro-Berlin-Zeiten Mitte der Nullerjahre, in denen er als maskierter Bürgerschreck die Charts stürmte. Das Wort richtet er in seinen neuen Songs aber nicht gegen andere, sondern sich selbst. Musikalisch fällt „Paul“ solide aus. Mal lehnen sich die Beats gemütlich zurück und die Melodien geben sich schmusig wie nachdenklich („Sterne“), mal geht es ab in den Club („Medizin“ ).
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