Rache-Serie "Beef": Hast du es schon mal mit Meditation versucht?
In „Beef“ (Netflix) eskaliert ein Streit zwischen zwei Autofahrern - und stellt ihr Leben auf den Kopf.
An manchen Tagen läuft einfach alles schief – und dann braucht es nur noch wenig, um das Fass zum Überlaufen zu bringen. Zum Beispiel unterschiedliche Interpretationen der Verhaltensregeln im Straßenverkehr. So geraten Amy (Ali Wong, „Tuca & Bertie“) und Danny (Steven Yeun, „Minari“, „The Walking Dead“) in einen Streit, der aus dem Ruder läuft. Fortan versuchen die beiden, einander das Leben schwer zu machen.
Amy ist eine erfolgreiche Unternehmerin, residiert mit Mann und Tochter in einem schicken Haus und versucht, in der abgehobenen Kunstszene von Los Angeles klarzukommen, ohne dabei die Fassung zu verlieren – etwa ob eines nach dem Gesäßabdruck ihrer Schwiegermutter geformten Designersessels.
Danny wohnt in einem heruntergekommenen Motel und hantelt sich mit mehr oder weniger legalen Gelegenheitsjobs durchs Leben, während seine aus Korea stammenden Eltern ihm regelmäßig nahelegen, er möge doch endlich eine Frau aus der alten Heimat ehelichen.
Die schwarzhumorige Dramedy-Serie „Beef“ (Netflix) ist mit interessanten Wendungen sowie cleveren Dialogen gespickt. Sie ist nicht die klassisch erzählte Story einer Midlife-Crisis, in der die Protagonisten zuerst durch einen Schicksalsschlag in ein tiefes Loch geworfen werden und sich dann tollpatschig zurück kämpfen.
Amy und Danny sehen in ihrem Konflikt einen willkommenen Ausbruch aus der Apathie des Alltags, in den sie sich genüsslich und mit voller Leidenschaft stürzen. Er pinkelt etwa auf ihren neuen Badezimmerboden („Europäische Eiche!“), sie hinterlässt seiner Firma im Gegenzug negative Ein-Stern-Bewertungen auf Yelp.
Die unterhaltsamen Racheaktionen von Amy und Danny bilden aber nur das Grundgerüst für die Erkundung tiefgreifenderer Themen: So geht es um Familientraumata und Alltagsrassismus, um Wünsche und Enttäuschungen, ums Scheitern und Verzeihen. „Beef“ nimmt dabei die Kunstbubble genauso aufs Korn wie toxische Positivität – etwa in Form von gut gemeinten Ratschlägen wie: Hast du es schon mal mit Meditation versucht? Oder mit einem Dankbarkeitstagebuch? Amy und Danny scheinen jedoch vorerst etwas anderes für sich entdeckt zu haben.
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